Investing.com - Nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Ratingagentur Fitch rutschen die US-Börsen (ETR:SXR4) ab. Die Ratingagentur reagiert damit auf Bedenken hinsichtlich der Fähigkeit der US-Regierung, die drängenden Haushaltsprobleme des Landes zu lösen, die sich aus dem angespannten Schuldenstreit zu Beginn dieses Jahres ergeben haben. AMD verspricht sich derweil von der geplanten Markteinführung seiner neuen KI-Computerchips einen kräftigen Gewinnanstieg in diesem Jahr. Und Starbucks sieht eine nachlassende Nachfrage nach seinem Kaffee- und Lebensmittelangebot in Nordamerika.
1. Ratingagentur Fitch stuft US-Kreditrating herab
In einem Schritt von weitreichender Bedeutung hat die US-Ratingagentur Fitch das Kreditrating der Vereinigten Staaten von Amerika von 'AAA' auf 'AA+' herabgestuft. Die Entscheidung, die erste dieser Art seit mehr als einem Jahrzehnt, ist ein deutlicher Hinweis auf die wachsenden Sorgen hinsichtlich der finanziellen Stabilität der größten Volkswirtschaft der Welt.
Grund für diese historische Herabstufung sind in erster Linie zwei Faktoren: die unerbittlich steigende Schuldenlast des Landes sowie ein zunehmendes Misstrauen gegenüber den politischen Entscheidungen und Handlungen der Regierung in Washington. Diese beiden Faktoren haben in Kombination eine kritische Schwelle erreicht, die die Ratingagentur dazu veranlasst hat, das einst makellose 'AAA'-Rating auf 'AA+' abzusenken.
Diese Abstufung birgt besorgniserregende Implikationen für die globale Finanzwelt, insbesondere den Markt für Staatsanleihen im Umfang von 25 Billionen USD. US-Staatsanleihen galten lange Zeit als Inbegriff der Sicherheit und Stabilität, da Investoren fest daran glaubten, dass die USA in der Lage sein würden, ihre finanziellen Verpflichtungen jederzeit zu erfüllen. Diese Vertrauensbasis wiederum beeinflusst nicht nur die Bewertung von Staatsanleihen, sondern stellt auch einen maßgeblichen Bezugspunkt für Aktien und andere Anlageinstrumente dar.
Die Herabstufung mag zwar nicht unmittelbar das Vertrauen der Investoren ins Wanken bringen. Doch sie wirft ernsthafte Fragen hinsichtlich der Verlässlichkeit der Vereinigten Staaten auf. In einer offiziellen Erklärung betonte Fitch, dass über die letzten zwei Jahrzehnte eine stetige Verschlechterung der Standards der Regierungsführung zu verzeichnen war, insbesondere im Hinblick auf Fiskalpolitik und Verschuldungsfragen.
Die Fachleute von Fitch wagen zudem eine Prognose für die nahe Zukunft: Sie erwarten, dass das gesamte Haushaltsdefizit, das im Jahr 2022 bei 3,7 % lag, bis zum Jahr 2023 auf 6,3 % des Bruttoinlandsprodukts ansteigen wird. Die Ursachen sehen sie in einem Zusammenspiel aus verringerten Bundessteuereinnahmen, neuen Ausgabeninitiativen und einer höheren Zinslast.
Angesehene Experten wie der Ökonom Lawrence Summers äußerten ihr Unverständnis für diese Entscheidung angesichts der jüngsten positiven Indikatoren der US-Wirtschaft. US-Finanzministerin Janet Yellen nannte die Herabstufung "willkürlich und auf überholten Daten basierend".
2. US-Futures korrigieren nach Fitch-Abstufung
Eine Flut von Unsicherheit überrollte die US-Aktien-Futures an diesem Mittwoch, als die Nachricht von Fitch Ratings über die Herabstufung der Kreditwürdigkeit die Märkte erschütterte. In einer prompten Reaktion erlitten die Futures spürbare Kursverluste, während der Dollar an Wert verlor und US-Treasuries zulegten. Investoren weltweit waren angestrengt dabei, die potenziellen Auswirkungen dieser einschneidenden Fitch-Entscheidung einzuschätzen.
Aktuell notiert der Dow-Future 0,64 % im Minus, der S&P gibt 0,84 % ab und der Nasdaq 100 verliert ganze 1,15 %.
Der Dollar-Index, der den Dollar gegenüber anderen ausgewählten Währungen nachzeichnet, fiel um 0,16 % auf 102,14. Insgesamt konnte er sich jedoch in der Nähe seines 3-Monats-Hochs behaupten. Die Renditen von US-Staatsanleihen gerieten dagegen stärker unter Druck.
Der Großteil der Anleger reagierte relativ verhalten auf die Herabstufung, wobei einige Analysten davon ausgehen, dass sich die Auswirkungen in Grenzen halten werden. Sie weisen jedoch darauf hin, dass die Herabstufung die Märkte in einer Zeit, in der die unmittelbare Zukunft der Weltwirtschaft ungewiss ist, mit zusätzlicher Unsicherheit belastet.
3. AMD und Starbucks im Fokus
Neben der Herabstufung durch Fitch beschäftigen sich die Märkte aktuell auch mit den jüngsten Quartalsergebnissen des Chipherstellers Advanced Micro Devices (NASDAQ:AMD) und der Kaffeehauskette Starbucks (NASDAQ:SBUX).
Der Chiphersteller AMD setzt auf die Markteinführung seiner hochmodernen KI-Chips, insbesondere der MI300-Serie, um sein Jahresergebnis signifikant zu steigern. Die Reaktion der Börse auf diese Erwartung war äußerst positiv, wie der vorbörsliche Höhenflug der Unternehmensaktien zeigt.
Die MI300-Serie dürfte in direkte Konkurrenz zu ähnlichen Angeboten von Nvidia (NASDAQ:NVDA) treten und somit den hart umkämpften Markt für KI-Chips aufmischen. CEO Lisa Su betonte die außerordentliche Nachfrage seitens der Kunden nach dieser innovativen Chipserie und unterstrich damit das große Potenzial, das darin schlummert.
Im Gegensatz dazu erlebt Starbucks, die international bekannte Kaffeehauskette, eine gemischte Tasse Ergebnisse. Während die Gewinne die Erwartungen übertreffen, trübt eine Verlangsamung der Nachfrage nach Kaffee und kulinarischen Genüssen in Nordamerika das Bild. Die Quartalsumsätze in dieser Region legten lediglich um 1 % zu im Vergleich zu den 6 % im vorangegangenen 3-Monats-Zeitraum.
Dennoch übertraf Starbucks die Ergebnisprognosen, vor allem dank einer starken Umsatzerholung in China, der nach Meinung von Analysten den Rückgang der Papiere vorbörslich abschwächte.
4. Qualcomm präsentiert Ergebnisse
Auch heute stehen wieder etliche Quartalszahlen auf dem Börsenprogramm, allen voran die Zahlen des Halbleiterherstellers Qualcomm (NASDAQ:QCOM).
Der in San Diego ansässige Konzern, der Chips für eine Vielzahl von Smartphones herstellt, wird laut Bloomberg-Konsensschätzungen für das 3. Quartal einen bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) von 1,81 USD bei einem bereinigten Umsatz von 8,51 Mrd. USD erzielen. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte das Unternehmen noch einen Gewinn je Aktie von 2,96 USD und einen Umsatz von 10,93 Mrd. USD erzielt.
Experten von JPMorgan (NYSE:JPM) äußerten sich zu Beginn der Woche optimistisch darüber, dass Qualcomm die vergleichsweise gedämpften Erwartungen übertreffen könnte. Sie stützen ihre Prognose auf die jüngsten Geschäftsergebnisse von Mitbewerbern, die auf "verbesserte Trends" im träge wachsenden Smartphone-Markt hinweisen.Halbleiterhersteller
Derzeit sieht sich die Nachfrage nach Mobiltelefonen einigen Herausforderungen gegenüber. Angesichts der hohen Inflation neigen Verbraucher dazu, ihre Ausgaben für nicht unmittelbar notwendige Anschaffungen einzuschränken. Dies führt dazu, dass die Austauschzyklen von Geräten sich verlängern und Smartphone-Hersteller verstärkt um innovative Entwicklungen ringen, um neue Kunden anzulocken. Laut dem Marktforschungsunternehmen Canalys ist der weltweite Absatz von Smartphones im 1. Quartal um 13 % zurückgegangen.
Zu den weiteren Unternehmen, die ihre Quartalszahlen heute vorstellen, gehören die Apothekenkette CVS (NYSE:CVS), der Finanzdienstleister PayPal (NASDAQ:PYPL) und der Fast-Food-Konzern Yum! Brands (NYSE:YUM).
5. Ölpreis auf dem Vormarsch: US-Rohöllagerbestände rückläufig
Für den Ölpreis ging es heute nach oben. Aktuell wird das schwarze Gold in der Nähe seines höchsten Stands seit April gehandelt. Auslöser für den Preisanstieg ist unter anderem ein kräftiger Rückgang der US-Rohöllagerbestände, was auf eine robuste Nachfrage des weltweit größten Kraftstoffverbrauchers schließen lässt.
Daten des American Petroleum Institute von gestern zeigen, dass die US-amerikanischen Rohölreserven in der Woche bis zum 28. Juli um 15,4 Millionen Barrel abgenommen haben, was den größten Rückgang seit 1982 darstellt. Die offiziellen Daten der Energy Information Administration werden heute im weiteren Tagesverlauf erwartet.
Parallel zu dieser Entwicklung wird erwartet, dass Saudi-Arabien während des kommenden Treffens der OPEC+-Staaten am Freitag seine Absicht bekannt geben wird, die freiwilligen Produktionskürzungen bis in den September hinein fortzusetzen. Dies könnte zusätzlich dazu beitragen, das Angebot auf dem Ölmarkt zu begrenzen und die Preise weiter anzukurbeln.
Aktuell kostet ein Barrel US-Rohöl mit 82,17 USD 0,98 % mehr. Parallel dazu legte der Brent-Kontrakt um 0,86 % auf 85,64 USD zu