BÜDELSDORF (dpa-AFX) - Der Mobilfunk- und TV-Anbieter Freenet (ETR:FNTGn) hat zum Jahresbeginn wegen höherer Werbeausgaben für sein Fernsehprodukt im laufenden Geschäft weniger verdient. Der Mobilfunkanbieter ohne eigenes Netz hofft darauf, durch die Wahlfreiheit der Verbraucher beim Fernsehen wegen des anstehenden Wegfalls des sogenannten Nebenkostenprivilegs ordentlich Kasse zu machen. "Dementsprechend intensiv wird um die potenziellen Kunden seitens der TV-Anbieter gebuhlt", schrieb der Vorstand in einem Brief an die Aktionäre. Auch Freenet verspreche sich, bis 2025 viele Neukunden zu gewinnen, und sah sich als "am stärksten wachsender TV-Anbieter in Deutschland".
Anleger zeigten dem Konzern dennoch die kalte Schulter: Die Freenet-Aktie verlor am Donnerstag um rund 2,4 Prozent an Wert und knüpft damit an die bisherige Abwärtstendenz an. Seit Jahresbeginn hat das Unternehmen damit rund 8 Prozent an Wert verloren.
Wie das im MDax notierte Unternehmen bereits am Mittwochabend in Büdelsdorf mitgeteilt hatte, ging das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) des ersten Quartals um drei Prozent auf 124,2 Millionen Euro zurück. Analysten hatten im Schnitt allerdings einen noch etwas stärkeren Rückgang erwartet. Freenet begründete die Entwicklung mit Investitionen in waipu.tv sowie mit gestiegenen Personalkosten.
Mit dem Wegfall des sogenannten Nebenkostenprivilegs für den Kabelanschluss können Verbraucher nun frei entscheiden, wo sie Fernsehen beziehen - und Anbieter wie Freenet und die Deutsche Telekom (ETR:DTEGn) reiben sich die Hände. Bis zum 30. Juni läuft die Übergangsfrist. Ab Juli 2024 dürfen Gebühren für Kabelfernsehen nicht mehr pauschal auf Mieter abgewälzt werden. Bislang hatte vor allem die Deutschland-Tochter des britischen Telekom-Anbieters Vodafone (LON:VOD) von der Regelung profitiert, die Kabelfernsehen anbietet.
Laut Analyst Ulrich Rathe von der französischen Geschäftsbank Societe Generale (EPA:SOGN) entsprachen die Ergebnisse insgesamt den Erwartungen: "Es gibt einige strittige Punkte - vor allem das etwas schwache Ebitda im Mobilfunkbereich. Abgesehen davon übertraf der Abonnentenzuwachs bei waipu.tv den Rekordzugang im vierten Quartal." Diese Entwicklung sei ein wichtiger Beweis für die Richtigkeit der hohen TV-Investitionen, die unter anderem den operativen Gewinn in diesem Jahr schmerzhaft belasten.
Die Zahl der Freenet-Abonnenten stieg um 137 000 auf rund 9,63 Millionen, im Wesentlichen getrieben durch ein starkes Wachstum bei waipu.tv. Der Umsatz der Norddeutschen stagnierte in etwa bei rund 639 Millionen Euro. Als Grund nannte der Konzern die weiterhin sinkenden und margenschwachen Umsätze mit Hardware. Freenet selbst bezeichnete 2024 als "Jahr des Übergangs".
Unter dem Strich kletterte der auf die eigenen Aktionäre entfallende Gewinn von 18 Millionen Euro im Vorjahr auf nun 65 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatten Abschreibungen belastet, zudem konnte sich Freenet diesmal eine Steuergutschrift anrechnen. Die Jahresprognose bestätigte Konzernchef Christoph Vilanek. Er erwartet weiterhin einen operativen Gewinn ohne Berücksichtigung von Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 495 und 515 Millionen Euro.
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