PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Freitag mehrheitlich nachgegeben. Insgesamt durchwachsene Quartalsberichte europäischer Unternehmen und ein avisierter Gewinnrückgang bei Sanofi (EPA:SASY) drückten auf die Stimmung. Da halfen auch die starken Geschäftsberichte der US-Konzerne Amazon (NASDAQ:AMZN) und Intel (NASDAQ:INTC) nicht.
Der EuroStoxx 50 büßte 0,87 Prozent auf 4014,36 Punkte ein und verbuchte im Wochenverlauf damit ein Minus von 0,3 Prozent. Für den französischen Cac 40 ging es am Freitag um 1,36 Prozent auf 6795,38 Punkte nach unten. Beide Indizes wurden vor allem von den Kursverlusten der Sanofi-Aktie belastet, die um knapp 19 Prozent einbrach.
Der britische FTSE 100 verlor 0,86 Prozent auf 7291,28 Punkte, was einen Wochenverlust von 1,5 Prozent bedeutet.
Neben der Flut an Quartalszahlen warf auch die Geldpolitik ihre Schatten auf die Märkte. "Die Hauptfrage ist, ob die Fed einen weiteren Leitzinsschritt nach oben wagt", sagte Marktstratege Robert Greil von Merck (ETR:MRCG) Finck mit Blick auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank in der kommenden Woche. "Wenn der Schritt nicht nächste Woche kommt, dann wohl im Dezember." Dafür spricht ihm zufolge die Inflation in den USA ebenso wie die robuste Konjunktur.
Deutsche-Bank. Analyst Jim Reid sieht indes angesichts der US-Konjunkturdaten weiter eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Zinspause. Zudem gilt am Markt auch eine Zinsanhebung im Dezember derzeit als eher unwahrscheinlich.
Mit Abstand am schwächsten zeigte sich am Freitag unter den Sektoren die Pharmabranche mit einem Abschlag von fast drei Prozent. Grund war der Kursrutsch der Sanofi-Aktie von rund 19 Prozent, wodurch der Börsenwert des EuroStoxx-50-Schwergewichts um 24 Milliarden Euro auf nur noch 103 Milliarden Euro sank.
Die Aussicht auf sinkende Gewinne in den kommenden Jahren sorgte für eine regelrechte Flucht aus der Sanofi-Aktie. Der französische Pharmakonzern hatte zuvor Pläne für beschleunigte Forschungs- und Entwicklungsausgaben bekannt gegeben und gab dafür sein mittelfristiges Margenziel auf. Rückläufige Gewinne werden zudem auch 2024 erwartet. Analysten bemängelten vor allem, dass Unternehmenschef Paul Hudson keine präzisen Pläne für die erhöhten Ausgaben vorlegte.
Zudem will Sanofi die Sparte für frei verkäufliche Arzneimittel abspalten. Normalerweise werden Abspaltungen am Finanzmarkt positiv aufgenommen. Und auch bei Sanofi lobten Analysten die Ankündigung - doch zum Wochenschluss wurde bei Sanofi alles von der Aussicht auf sinkende Gewinne überlagert.
Auch im Sektor der Nahrungs- und Genussmittel, der als zweitschwächster um bald zwei Prozent nachgab, gab es einen kräftigen Rücksetzer. Remy Cointreau (EPA:RCOP) sackten um etwas mehr als 11 Prozent ab, denn der Spirituosenhersteller hatte seinen Ausblick deutlich gesenkt.
Es gab aber auch Gewinner, die von ihren Zahlenwerken profitierten. So überzeugten im EuroStoxx der Baustoffhersteller Saint-Gobain und der Bau- und Infrastrukturkonzern Vinci (EPA:SGEF) mit soliden Umsatzzahlen. Während die Anteile von Vinci unter anderem dank eines rekordhohen Auftragseingang um 1,5 Prozent stiegen, ging es für Saint-Gobain an der Spitze des Leitindex der Eurozone nach einem schwachen Start letztlich um etwas mehr als 3 Prozent nach oben.