SINDELFINGEN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Pilottarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie lässt die Brisanz des Streitthemas Leiharbeit nach Überzeugung der IG Metall unverändert. Der Kampf um mehr Regeln für das Ausleihen befristet Beschäftigter bleibe auch nach dem Kompromiss der Tarifverhandlungen in Baden-Württemberg bundesweit eine klare Hauptaufgabe der Gewerkschaft, kündigte IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann am Montag in Sindelfingen an, wo die Südwest-IG-Metall die am Samstag erfolgte Einigung erstmals ausgiebig bewertete. 'Wir haben mit dem Ergebnis keinen Frieden mit der Leiharbeit gemacht.'
Der regionale Gewerkschaftsboss räumte ein, dass die Arbeitnehmer für den Verhandlungskompromiss ein großes Stück weit von ihren Ursprungsforderungen abrücken mussten. 'Das gilt besonders bei der Leiharbeit.' Doch als Gesamtpaket sei der Abschluss ein Erfolg. Das zeige sich auch an der Zustimmung des obersten Gewerkschaftsgremiums, der Großen Tarifkommission, die 'selten so deutlich' ausgefallen sei.
Hofmanns Bewertung zur Leiharbeit steht damit im Widerspruch zu den Arbeitgebern. So hatte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser am Wochenende erklärt, dass der Abschluss zusammen mit den parallel laufenden Verhandlungen um eine bessere Bezahlung in der Leiharbeitsbranche das Streitthema endlich befrieden müsse. 'Nicht nur zwischen den Tarifparteien, sondern auch auf der politischen Ebene', forderte Kannegiesser in seiner Bilanz. Dem setzte Hofmann entgegen, dass die Basis für mehr Regeln nun erst geschaffen sei: 'Wir haben bei der Leiharbeit jetzt einen breiten Fuß in der Türe.' So stünden nun erstmals Rahmenbedingungen für die Gestaltung der Leiharbeit fest, mit denen Arbeitsgerichte eine Handhabe hätten.
Am Montagabend liefen die während der nun beendeten Metall-Tarifrunde ausgesetzten Gespräche mit den Zeitarbeitsfirmen wieder an. Dabei will die IG Metall pauschale Zuschläge zu den dort geltenden Tarifkonditionen durchsetzen, falls die Leiharbeiter in der Metall- und Elektroindustrie zum Einsatz kommen. So sollen die teils großen Einkommensunterschiede der Leiharbeiter in der Branche schmelzen. Die Gewerkschaft verhandelt für das gesamte Bundesgebiet mit den Zeitarbeitsverbänden BAP und IGZ. Umstritten ist die Zahl der Begünstigten: Während die IG Metall von rund 300 000 Leiharbeitern in der Industriesparte ausgeht, nennt der Arbeitgeberverband Gesamtmetall rund 240 000.
Mit der Einigung in Baden-Württemberg setzte die IG Metall neben mehr Mitbestimmung der Betriebsräte bei der umstrittenen Leiharbeit auch durch, dass für Ausgebildete die unbefristete Übernahme zum Regelfall wird. Bisher war nur eine Übernahme für ein Jahr sicher. Hofmann zufolge erhält aber schon heute jeder zweite Ausgebildete sofort eine unbefristete Übernahme, ein weiteres Viertel dann nach einem Jahr. Nur rund jeder Vierte Azubi werde nicht übernommen oder entscheide sich nach der Lehre für eine Weiterbildung.
Hofmann ist überzeugt, dass die Azubis von der neuen Regelung profitieren, auch wenn die Arbeitgeber weiterhin alleine entscheiden, wie groß ihr Bedarf für unbefristete Übernahmen überhaupt ist. 'Ich gehe davon aus, dass die Kurve nach oben gehen wird', sagte er. Alles andere sei im Kontext des Fachkräftemangels der völlig falsche Weg.
Bei der Lohnzahl boxte die Gewerkschaft mit 4,3 Prozent Plus das größte Einkommensplus seit rund 20 Jahren durch. Der Abschluss vom Wochenende soll aller Wahrscheinlichkeit nach bundesweit übernommen werden. Beide Tarifparteien haben das bereits so empfohlen. Endgültig will die IG Metall im Südwesten am 6. Juni formal über die Annahme des Kompromisses abstimmen. Zuvor soll die Basis in den Betrieben das erzielte Ergebnis bewerten und der Tarifkommission Rückmeldung geben./loh/DP/he
Der regionale Gewerkschaftsboss räumte ein, dass die Arbeitnehmer für den Verhandlungskompromiss ein großes Stück weit von ihren Ursprungsforderungen abrücken mussten. 'Das gilt besonders bei der Leiharbeit.' Doch als Gesamtpaket sei der Abschluss ein Erfolg. Das zeige sich auch an der Zustimmung des obersten Gewerkschaftsgremiums, der Großen Tarifkommission, die 'selten so deutlich' ausgefallen sei.
Hofmanns Bewertung zur Leiharbeit steht damit im Widerspruch zu den Arbeitgebern. So hatte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser am Wochenende erklärt, dass der Abschluss zusammen mit den parallel laufenden Verhandlungen um eine bessere Bezahlung in der Leiharbeitsbranche das Streitthema endlich befrieden müsse. 'Nicht nur zwischen den Tarifparteien, sondern auch auf der politischen Ebene', forderte Kannegiesser in seiner Bilanz. Dem setzte Hofmann entgegen, dass die Basis für mehr Regeln nun erst geschaffen sei: 'Wir haben bei der Leiharbeit jetzt einen breiten Fuß in der Türe.' So stünden nun erstmals Rahmenbedingungen für die Gestaltung der Leiharbeit fest, mit denen Arbeitsgerichte eine Handhabe hätten.
Am Montagabend liefen die während der nun beendeten Metall-Tarifrunde ausgesetzten Gespräche mit den Zeitarbeitsfirmen wieder an. Dabei will die IG Metall pauschale Zuschläge zu den dort geltenden Tarifkonditionen durchsetzen, falls die Leiharbeiter in der Metall- und Elektroindustrie zum Einsatz kommen. So sollen die teils großen Einkommensunterschiede der Leiharbeiter in der Branche schmelzen. Die Gewerkschaft verhandelt für das gesamte Bundesgebiet mit den Zeitarbeitsverbänden BAP und IGZ. Umstritten ist die Zahl der Begünstigten: Während die IG Metall von rund 300 000 Leiharbeitern in der Industriesparte ausgeht, nennt der Arbeitgeberverband Gesamtmetall rund 240 000.
Mit der Einigung in Baden-Württemberg setzte die IG Metall neben mehr Mitbestimmung der Betriebsräte bei der umstrittenen Leiharbeit auch durch, dass für Ausgebildete die unbefristete Übernahme zum Regelfall wird. Bisher war nur eine Übernahme für ein Jahr sicher. Hofmann zufolge erhält aber schon heute jeder zweite Ausgebildete sofort eine unbefristete Übernahme, ein weiteres Viertel dann nach einem Jahr. Nur rund jeder Vierte Azubi werde nicht übernommen oder entscheide sich nach der Lehre für eine Weiterbildung.
Hofmann ist überzeugt, dass die Azubis von der neuen Regelung profitieren, auch wenn die Arbeitgeber weiterhin alleine entscheiden, wie groß ihr Bedarf für unbefristete Übernahmen überhaupt ist. 'Ich gehe davon aus, dass die Kurve nach oben gehen wird', sagte er. Alles andere sei im Kontext des Fachkräftemangels der völlig falsche Weg.
Bei der Lohnzahl boxte die Gewerkschaft mit 4,3 Prozent Plus das größte Einkommensplus seit rund 20 Jahren durch. Der Abschluss vom Wochenende soll aller Wahrscheinlichkeit nach bundesweit übernommen werden. Beide Tarifparteien haben das bereits so empfohlen. Endgültig will die IG Metall im Südwesten am 6. Juni formal über die Annahme des Kompromisses abstimmen. Zuvor soll die Basis in den Betrieben das erzielte Ergebnis bewerten und der Tarifkommission Rückmeldung geben./loh/DP/he