von Geoffrey Smith
Investing.com - Auf dem Ölmarkt herrscht das Chaos, seit Saudi-Arabien Russland und den USA den Preiskrieg erklärt hat, nachdem es auf dem OPEC+-Gipfel am Freitag von den Russen einen Korb bekommen hatte. Die Aktienkurse sind weltweit auf dem Rückzug, während sichere Häfen aller Art gefragt sind. Gold erreichte zum ersten Mal seit 2012 1.700 USD pro Unze, während die Rendite der amerikanischen 10-Jahresanleihe um über 20 Basispunkte auf ein neues Allzeittief fiel. Ein Großteil davon kam durch neue Entwicklungen in Italien zustande, das die meisten seiner reichsten und produktivsten Regionen am Wochenende unter Quarantäne gestellt hat, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen. Die Schockwellen ziehen durch die Anleihemärkte, als der Libanon als erstes Land seit Beginn des Ausbruchs in Zahlungsverzug gerät. Folgendes sollten Sie am Montag, dem 9. März, über das Geschehen an den Finanzmärkten wissen.
1. Blutbad bei Rohöl
Die Ölpreise stürzten um mehr als 30% ab, der schlimmste Ein-Tages-Verlust seit fast 30 Jahren, nachdem Saudi-Arabien einen umfassenden Preiskrieg erklärt hatte, da am Freitag sein Plan zu einer weiteren Senkung der Produktion von seinem wichtigsten Verbündeten Russland abgelehnt worden war. Das Königreich gibt damit seine langjährige Politik auf, Rohöl vom Markt zurückzuhalten und will dadurch Marktanteile zurückzugewinnen.
Nachrichtenagenturen berichteten, dass das Wüstenkönigreich plant, die Produktion im nächsten Monat auf weit über 10 Millionen Fass am Tag zu steigern, während die staatliche Ölgesellschaft den offiziellen Verkaufspreis für ihre wichtigste Sorte Arab Light bereits auf 10,25 USD unter den des globalen Benchmarks Brent gesenkt hat.
Der Schritt markiert das Ende von vier Jahren Zusammenarbeit zwischen der OPEC und Russland und den Beginn einer neuen Phase von allen gegen alle - nicht zuletzt auf Kosten der US-Produzenten, von denen viele hoch verschuldet sind.
Um 11:30 MEZ wurden US-Rohölfutures zu 32,26 USD das Fass, 22% billiger gehandelt, womit sie aber immer noch um einiges über ihrem heutigen Tagestief von 27,34 USD stehen. Brent kostete 35,92 USD das Fass, 20,6% weniger.
2. Globale Aktienmärkte im freien Fall - Virus-Angst greift um sich
Die Kurse an den Aktienmärkten in aller Welt purzelten, da die Sorgen über die Ausbreitung des Coronavirus durch den chaotischen Einbruch der Ölpreise verschärft wurden.
Um 11:30 MEZ stand der Dow 30 Futures um 1.256 Punkte oder 4,9% tiefer, während der S&P 500 Futures um 5,0% im Minus lag und der Nasdaq 100 Kontrakt um 4,8% nachgab.
Zuvor waren die europäischen Märkte mit einem Rückgang von über 8% in die neue Handelswoche gestartet und waren damit auf dem Weg zu ihrem schlimmsten Tagesverlust seit 2009. Bis 12:30 MEZ erholte sich der Benchmark Stoxx auf ein Minus von 5,9%, während der britische FTSE 100 und der deutsche DAX um jeweils 6,2% gesunken sind.
Zuvor im Asienhandel hatten die chinesischen Märkte den Handel um bis zu 4,1% tiefer beendet, während der japanische Nikkei 225 5,4% verlor, als der Yen gegenüber dem Dollar in die Höhe schoss.
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3. Italien unter Quarantäne gestellt - Deutschland will reagieren
Italien hat ein Viertel seiner Bevölkerung unter eine nicht näher erläuterte Quarantäne gestellt. Wie auch immer diese aussehen mag, eines ist sicher, die Eurozonen-Wirtschaft wird im ersten Quartal erheblich darunter zu leiden haben. Zu den betroffenen Regionen gehören die Lombardei, Venetien und die Emilia Romagna, drei der wichtigsten und wirtschaftlich produktivsten Regionen des Landes.
Die Maßnahmen folgen auf die landesweite Schließung von Schulen und Universitäten in der vergangenen Woche.
Zusammengenommen führen die Maßnahmen dazu, dass sich die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone das zweite Quartal in Folge in einer wirtschaftlichen Kontraktion befindet, was wiederum die Befürchtungen über die Fähigkeit Italiens, seine Schulden zu bedienen, wieder aufleben lässt. Die Renditen für zehnjährige italienische Staatsschulden stiegen um über 20 Basispunkte auf 1,25% .
Anderswo in Europa hat die deutsche Regierung ihre ersten Corona-bedingten Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft beschlossen. Für Unternehmen, die gezwungen sind, die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter zu verkürzen, sind 12 Milliarden Euro an Subventionen vorgesehen. Die Lufthansa (DE:LHAG) hatte die Regierung bereits um eine solche Hilfe gebeten.
Die Zahl der neu bestätigten Virenfälle steigt sowohl in Europa als auch in den USA weiter an, verlangsamt sich aber in China und Südkorea weiter.
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4. US-Dollar fällt, Goldpreis steigt und Anleiherenditen kollabieren
In Erwartung weiterer Zinssenkungen durch die US-Notenbank fiel der Dollar auf den niedrigsten Stand seit 18 Monaten im Vergleich zu den wichtigsten Währungen der Industrieländer. Die Gold-Futures sprangen erstmals seit acht Jahren über die Marke von 1.700 Dollar, während die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen um weitere 23 Basispunkte auf ein neues Rekordtief von 0,47% fiel.
Sichere Häfen wie der japanische Yen und der Schweizer Franken legten kräftig zu, während der Euro ebenfalls bis auf 1,1493 Dollar kletterte, bevor er sich wieder etwas abschwächte. Im europäischen Handel lag die Gemeinschaftswährung bis Vormittags immer noch um mehr als 1,1% im Plus. Der Euro hat in den letzten zwei Wochen gegenüber dem Dollar über 5% zugelegt und das, obwohl die Europäische Zentralbank am Donnerstag ihre Geldpolitik erneut lockern könnte.
Ken Wattret, Eurozonen-Chefvolkswirt bei IHS Markit, erwartet eine Senkung des Einlagensatzes um 10 Basispunkte und eine Erhöhung der monatlichen Anleihekäufe zwischen 10 und 20 Milliarden Euro.
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5. Libanon kann fällig werdende Staatsanleihe nicht zurück zahlen
Die globalen Schuldenmärkte bereiten sich auf eine Welle von Zahlungsausfällen und Umstrukturierungen vor, nachdem Saudi-Arabien mit einem Ölpreiskrieg droht und damit Dutzende von US-amerikanischen Schieferproduzenten in finanzielle Notlage zu geraten drohen.
Anderswo wirkte das Coronavirus als Katalysator für den ersten Staatsbankrott des Jahres, als der Libanon eine heute fällig werdende Staatsanleihe nicht zurück zahlen konnte.
Der Virus hat sich bereits als Endstation für Europas größte Regionalfluggesellschaft Flybe erwiesen, während es hoch verschuldete Unternehmen wie Anheuser Busch Inbev (NYSE:BUD) und den Kinobetreiber Cineworld (LON:CINE) stark in Mitleidenschaft zog.
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