Investing.com - Der Notenbankchef der Dallas-Fed, Robert Kaplan, hält einen sanften geldpolitischen Kurswechsel als Reaktion der Fed auf die durch die Coronavirus-Pandemie ausgelöste Finanzkrise für besser als eine drastische Maßnahme, die eines Tages erforderlich sein könnte.
"Ich würde lieber sanft den Fuß vom Gaspedal nehmen, als irgendwann eine Vollbremsung machen zu müssen", sagte Kaplan auf einer von der Dallas-Fed organisierten Konferenz und fügte hinzu, dass seine Haltung zum Nutzen-Risiko-Verhältnis der quantitativen Lockerung der Fed nicht mehr so ist wie zu Beginn der Pandemie.
Kaplan hat bereits zuvor vor den Nebenwirkungen der "exzessiven Akkommodierung" gewarnt und gesagt, dass es besser sei, "eher früher als später mit der Rücknahme" der ultralaxen Geldpolitik zu beginnen, da bereits ausreichend große wirtschaftliche Fortschritte erzielt worden seien.
Aus den Sitzungsprotokollen der Federal Reserve (Fed), die am Mittwoch veröffentlicht wurden, ging hervor, dass einige Teilnehmer sich allmählich mit dem Gedanken anfreunden, das Tapering der Anleihekäufe auf den kommenden Sitzungen zu thematisieren, sollte sich die Wirtschaft weiter verbessern.
"Einige Teilnehmer wiesen darauf hin, dass, wenn die Wirtschaft weiterhin rasche Fortschritte in Richtung der Ziele des Ausschusses macht, es zu irgendeinem Zeitpunkt an den kommenden Sitzungen angebracht sein könnte, einen Plan zur Anpassung des Tempos der Wertpapierkäufe zu erörtern", hieß es im Protokoll.
Angesichts von Angebotsengpässen und stark steigenden Rohstoffpreisen wie Kupfer, Aluminium und Holz sowie Agrarrohstoffen wie Weizen, Mais und Kaffee machen sich die Anleger zunehmend Sorgen um die Inflation. Die Löhne steigen, ebenso die Anleiherenditen. Der Immobilienmarkt läuft weiterhin auf Hochtouren. Die Preise vieler Einzelhandelsgüter ziehen an, teilweise aufgrund des knappen Angebots, aber auch aufgrund der realen Nachfrage.
"Die Fed propagiert, dass die Inflation vorübergehend ist und dass es immer noch 8 Millionen Arbeitslose gibt. Das Problem ist, dass die Preiserwartungen in verschiedenen Märkten von Holz bis zu Arbeitskräften und die Preisstrategien der Unternehmen der wirtschaftlichen Realität vorauslaufen", sagt Sébastien Galy, Senior-Makrostratege beim Vermögensverwalter Nordea Asset Management.
"Es wird wahrscheinlich zwei Monate dauern, bis die Preisstrategien und die Lohnerwartungen wieder Richtung Realität tendieren", so Galy weiter.
Der Verbraucherpreisindex in den USA stieg im April auf 4,2 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit dreizehn Jahren.
Dies hat zuletzt die Erwartungen geschürt, dass die US-Notenbank ihre lockere Geldpolitik früher als erwartet zurückfahren muss, um die Kontrolle über die Preise nicht gänzlich zu verlieren. Gleichsam haben die Notenbanker in den letzten Wochen immer wieder betont, dass der Anstieg der Inflation nur vorübergehend sei. Ursache dafür seien Basiseffekte. In der Folge pendelten sich die marktbasierten Erwartungen einer Zinserhöhung wieder auf einem niedrigeren Niveau ein.
Laut den Futures an der Chicago Mercantile Exchange rechnen die Anleger nur mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 7,5 Prozent mit einer Zinserhöhung bis zum Ende des Jahres. Gegenüber dem, was der Markt vor einem Monat erwartet hatte, stellt dies einen leichten Rückgang dar.