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USA droht Rezession wie vor 40 Jahren: Achtung, Zinskurve vor Invertierung!

Veröffentlicht am 09.03.2022, 13:11
Aktualisiert 09.03.2022, 14:17
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Investing.com - Die drakonischen Sanktionen gegen Russland lassen bei den Bondhändlern mit Blick auf die Zinskurve die Alarmglocken schrillen, dass die USA nach 2020 erneut in eine Rezession rutschen könnten. Zum Wochenauftakt ist der Spread in Form der zweijährigen und der zehnjährigen US-Staatsanleihen mit 18,47 Basispunkten auf den tiefsten Stand seit Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 gefallen.

Spread der 2- und zehnjährigen US-Staatsanleihen

Durch die so genannte Fristentransformation, die wichtig für das tägliche Bankgeschäft ist, droht die Kreditvergabe ins Stocken zu geraten, was das durch die Lieferengpässe infolge der Corona-Krise ohnehin schon gedämpfte Wirtschaftswachstum auf längere Sicht noch weiter ausbremsen und in einer Rezession münden könnte.

Falls die kurzfristigen Zinsen also weiter steigen, während die langfristigen weniger stark anziehen oder sogar leicht sinken, könnte daraus eine sogenannte inverse Zinsstrukturkurve entstehen. Dann wären die kurzfristigen Zinsen höher als die langfristigen.

Eine Inversion der Zinskurve gilt als recht zuverlässiges Signal für eine heraufziehende Rezession.

Dagegen zeigt der von der New York Fed berechnete Rezessionsindikator im März noch keine größeren Risiken für eine Rezession in den nächsten zwölf Monaten. Er taxiert die Wahrscheinlichkeit für ein solches Szenario aktuell auf etwas mehr als 6 Prozent. In der Regel gilt: liegt dieser Indikator über der Marke von 30 Prozent, folgte seit 1960 jedes Mal eine Rezession.

New York Fed Rezessionsindikator

Die Politiker in den USA und Europa müssen sich nun entscheiden, ob sie den maximalen Druck auf Russland weiter aufrechterhalten wollen, oder ob sie einen bescheideneren Ansatz wählen, um die drohende Rezession doch noch abzuwenden.

Erst gestern hat US-Präsident Joe Biden die Einfuhr von russischem Öl, Gas und Kohle in die USA untersagt und damit die Ölpreise weiter nach oben katapultiert. Auch Großbritannien will entsprechende Schritte unternehmen. Deutschland verzichtete dagegen vorerst auf Sanktionen gegen Energielieferungen aus Russland, zu groß wären in dem Land, das abhängig von russischer Energie ist, die wirtschaftlichen Konsequenzen.

Der Westen hatte die drakonischen Wirtschaftssanktionen gegen Russland in der Hoffnung ausgesprochen, den Kreml so schnell wie möglich zur Einstellung der kriegerischen Handlungen in der Ukraine zu bewegen. Doch dafür gibt es bisher keine eindeutigen Anzeichen. Stattdessen droht sich der Konflikt noch weiter in die Länge zu ziehen und den wirtschaftlichen Schaden für den Westen, insbesondere für die EU, nur noch zu vergrößern.

In der Vergangenheit schritten die Zentralbanken im Falle eines drohenden Wirtschaftsabschwungs regelmäßig als Retter ein, um die Allgemeinheit, aber vor allem die Finanzmärkte zu unterstützen. Doch dieses Mal ist die Ausgangslage eine ganz andere. Die Zinsen in Europa und den USA liegen bereits auf Rekordtief und die milliardenschweren Anleihekäufe laufen immer noch, während sich die Inflationsspirale immer schneller dreht.

Üblicherweise bekämpfen Zentralbanken Rezessionen, indem sie ihre kurzfristigen Leitzinsen senken und damit die Marktzinsen über unterschiedliche Laufzeiten hinweg nach unten drücken. Niedrigere Zinsen fördern die Wirtschaftstätigkeit durch Anreize zur Kreditaufnahme für den Hausbau, den Erwerb oder die Errichtung neuer Fabriken sowie für den Kauf von Autos und Maschinen.

Doch dieses Mal befindet sich das Zinsniveau bereits am so genannten "zero lower bound", während zugleich die Inflation weiter anzieht, gerade jetzt, wo die Preise für Öl, Gas, Kohle, Kupfer, Zink, Aluminium, Nickel, Palladium, Weizen und Mais geradezu explodieren. Als Gegenmaßnahme müssten die Notenbanken ihre Leitzinsen eigentlich anheben - und zwar nicht nur einmal, sondern mehrmals hintereinander und weitaus aggressiver als befürchtet. Nur auf diese Weise lässt sich die derzeit ausufernde Inflation noch einfangen.

"Solange es nicht zu einem völligen Kollaps der Finanzmärkte kommt, müssen wir die Zinsen weiter anheben", meinte unlängst Diane Swonk, Chefvolkswirtin bei Grant Thornton. "Das Risiko, die Inflation weiter in die Höhe zu treiben, die sich ohnehin schon zu verfestigen droht, sollte man nicht auf sich beruhen lassen. Das ist wie in den 70er Jahren, und die 70er Jahre sind für die Fed derzeit so präsent wie schon lange nicht mehr."

Ein kleiner Hoffnungsschimmer kommt ausgerechnet aus dem Iran. Die Gespräche des Westens mit dem Iran über eine Wiederbelebung des Atomabkommens mit dem Land sind noch im Gange. Im Erfolgsfall könnten einige der Sanktionen gegen die Ölexporte des Landes aufgehoben und somit auch ein Teil der drohenden Versorgungslücke geschlossen werden. Die Ölpreise könnten auf diese Weise von ihrem höchsten Stand seit 2008 zurückfallen und so den Druck auf die Inflation verringern, wären da nicht die drohenden neuen Lieferengpässe und Versorgungslücken in Form der aus der Ukraine kommenden Nahrungsmittel, die sich ebenfalls längerfristig inflationär auswirken dürften.

Womöglich bedarf es also einer ähnlichen Schocktherapie wie in den 1970er Jahren als Reaktion auf die Preissteigerungen im Gefolge der Ölkrise, die in den USA eine galoppierende Inflation auslöste. Damals hatte die Inflation 13 Prozent erreicht bei Leitzinsen um die elf Prozent. Paul Volcker und seine Kollegen von der Fed erhöhten daraufhin die Leitzinsen auf heute unvorstellbare 20 Prozent und nahmen im Gegenzug eine schwere Wirtschaftskrise in Kauf. Mit diesem Schritt gelang es der Federal Reserve aber auch, die Inflation zu bezwingen.

Droht jetzt der Volcker-Schock?

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