von Noreen Burke
Investing.com -- Die Omikron-Variante des Coronavirus sowie die Wende der US-Notenbank Fed hin zu einer restriktiveren Geldpolitik beherrschen auch in dieser Woche die Stimmung an den Finanzmärkten. Besonders gespannt blicken die Marktteilnehmer auf die am Freitag anstehenden Inflationsdaten. Der am Samstag zu beobachtende Vola-Schub, der Bitcoin in die Tiefe gerissen hat, bleibt uns wohl erhalten. Darüber hinaus stehen im Vorfeld der Dezember-Sitzung der Bank of England die BIP-Daten für Oktober aus Großbritannien an. Hier finden Sie alles, was Sie wissen müssen, um informiert in die neue Handelswoche zu starten.
1. Omikron-Unsicherheit
Die Zahl der Länder, die Omikron-Fälle melden, nimmt weiter zu, aber Wissenschaftler wissen immer noch nicht genau, ob dieser Virusstamm ansteckender ist als andere Varianten, wie schwer die Krankheit ist oder welches Schutzniveau die bestehenden Covid-19-Impfstoffe bieten. Es wird wahrscheinlich noch einige Wochen dauern, bis es darauf Antworten gibt.
Die Omikron-Variante scheint sich schneller auszubreiten als Delta, das 99% der aktuellen Übertragungen ausmacht.
Das Aufkommen des neuen Virusstammes hat die Finanzmärkte erschüttert und die globale Wirtschaftserholung untergraben, gerade als viele Länder begannen, sich von den durch Delta ausgelösten Sperrmaßnahmen zu erholen.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte am Freitag, dass er aufgrund der neuen Variante seine Schätzungen für das globale Wirtschaftswachstum wahrscheinlich senken werde.
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2. US-Inflationsdaten
Den Höhepunkt des Wirtschaftskalenders bilden die Daten zur Verbraucherpreisinflation am Freitag. Die US-Inflation beschleunigte sich im Oktober auf 6,2 % - der schnellste jährliche Anstieg seit dreißig Jahren - und wird sich voraussichtlich im November im Zuge der globalen Lieferkettenkrise weiter auf 6,7 % erhöhen.
Ein erneut hoher Wert könnte den Erwartungen auf eine schnellere Drosselung der Anleihekäufe durch die Federal Reserve weitere Nahrung geben.
Letzte Woche sagte Fed-Chef Jerome Powell, dass die Zentralbank auf ihrer Sitzung Mitte dieses Monats wahrscheinlich eine schnellere Abwicklung ihres Wertpapierkaufprogramms erörtern werde, was die Spekulationen verstärkte, dass auch Zinserhöhungen früher kommen könnten.
Powell sagte außerdem, das Wort "vorübergehend" sei nicht mehr das richtige Wort, um die steigende Inflation zu beschreiben.
Der Beschäftigungsbericht vom Freitag, der das bisher geringste Wachstum bei neuen Arbeitsplätzen in 2021 zeigte, änderte wenig an den Erwartungen auf eine schnellere Reduzierung. Während die Wirtschaft im November nur 210.000 Arbeitsplätze geschaffen hat, sank die Arbeitslosenquote auf 4,2%, den niedrigsten Stand seit Februar 2020. Gleichzeitig stiegen die Löhne weiter an.
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3. Volatilität dürfte anhalten
An den Börsen ging es in der vergangenen Handelswoche steil bergab, zum einen wegen der Ungewissheit über die Omikron-Variante und zum anderen wegen der Aussicht auf eine schnellere Reduzierung der Wertpapierkäufe durch die Fed.
Diese Turbulenzen dürften sich auch in dieser Woche fortsetzen, immerhin verkaufen die Anleger Aktien von Wachstums- (NYSE:VUG) und Technologieunternehmen (NYSE:XLK) zugunsten von Value-Titeln wie Banken (NASDAQ:KBWB), Finanz- (NYSE:XLF) und Energieunternehmen (NYSE:XLE) in der Erwartung, dass diese im Zuge der Normalisierung der Geldpolitik durch die Fed eine bessere Performance erzielen werden.
Value-Aktien hatten schon zu Anfang des Jahres mit dem Wegfallen der Lockdowns eine Rallye hingelegt, die jedoch später ins Stocken geraten war, als die Anleger wieder zu Technologieaktien überwechselten.
"Was die Fed bringt, nimmt sie wieder", sagte Michael Antonelli, Stratege bei Baird, gegenüber Reuters. "Die Märkte preisen ihre Sicht der Zukunft schnell neu ein."
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4. Krypto-Ausverkauf
Bitcoin, die nach Marktwert größte Kryptowährung, brach am Sonnabend inmitten eines breit angelegten Ausverkaufs bei digitalen Währungen zum Ausklang einer volatilen Woche an den Aktienmärkten um bis zu 20% ein.
Ether, die zweitgrößte Kryptowährung, fiel um mehr als 10%, bevor sie sich wieder stabilisieren konnte, während andere beliebte digitale Münzen wie Dogecoin und Shiba ebenfalls abstürzten.
Sorgen vor einem Durchgreifen der Regulierungsbehörden könnten die Aussichten für Krypto-Investoren trüben.
Am Mittwoch sollen Führungskräfte von großen Kryptowährungsunternehmen, darunter Coinbase (NASDAQ:COIN), vor dem Ausschuss für Finanzdienstleistungen des US-Repräsentantenhauses aussagen. Zuletzt wurden die Rufe nach einer Regulierung des notorisch volatilen Sektors immer lauter.
Die Aussicht auf schnellere Fed-Zinserhöhungen könnte die Stimmung auf dem Kryptomarkt ebenfalls weiter belasten; schließlich machen höhere Zinsen das Halten von spekulativen Anlagen weniger attraktiv. Als die Fed zuletzt 2017 und 2018 die Zinsen anhob, ging der Bitcoin-Preis deutlich zurück.
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5. Britisches BIP
Am Freitag veröffentlicht das Vereinigte Königreich die BIP-Daten für Oktober. Ökonomen erwarten im Großen und Ganzen eine Fortsetzung der stabilen Entwicklung, zumal die Arbeitnehmer allmählich in die Büros zurückkehren und die Einzelhandelsumsätze unverändert solide bleiben. Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus Großbritannien deuten darauf hin, dass die Bank of England angesichts der steigenden Inflation nun ernst machen könnte mit ihrer viel diskutierten ersten Zinserhöhung seit der Pandemie.
Aber angesichts der neuen Unsicherheit um Omikron könnten die Notenbanker auf ihrer Dezember-Sitzung genauso gut beschließen, bis Anfang 2022 die Füße stillzuhalten. Die überraschende Entscheidung im November, die Zinsen unverändert zu lassen, hat gezeigt, dass die Zentralbank kein Problem hat, sich Zeit zu lassen, bis neue Daten Klarheit schaffen.
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-- Dieser Report entstand unter Mitwirkung von Reuters.