Von Noreen Burke
Investing.com -- Der Höhepunkt dieser Woche bildet das Protokoll der März-Sitzung der US-Notenbank (Fed). Aufgrund der allgemeinen Erwartungen einer Zinsanhebung um einen halben Prozentpunkt im nächsten Monat wird es besonders im Mittelpunkt stehen. Neben der Besorgnis über die wirtschaftlichen Auswirkungen einer strafferen Geldpolitik richtet sich die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer auch auf die Entwicklungen rund um den Krieg in der Ukraine. Während die Aktienmärkte die Sorgen hinsichtlich der Wachstumsaussichten scheinbar ignoriert haben, sendet der Rentenmarkt Warnsignale aus. Auch die Europäische Zentralbank wird ihre Mitschriften veröffentlichen, für die Reserve Bank of Australia ist eine Tagung angesetzt. Die Ölpreise werden nach dem stärksten wöchentlichen Rückgang seit zwei Jahren ebenfalls starke Beachtung finden. Hier die wichtigsten Themen für Sie zusammengefasst.
1. Sitzungsprotokoll des Offenmarktausschusses der US-Notenbank Fed
Das Protokoll der März-Sitzung der Fed vom Mittwoch wird den Anlegern Aufschlüsse darüber geben, wie die Vertreter der geldpolitisch entscheidenden Institutionen die Aussichten einschätzen, es könnte auch weitere Einzelheiten über die Pläne zum Abbau der 9 Billionen Dollar schweren Bilanz der Zentralbank enthalten.
Die US-Notenbank hat im vergangenen Monat die Zinsen um einen Viertelprozentpunkt angehoben und damit den ersten Schritt in Richtung eines Zyklus strafferer Finanzierungsbedingungen eingeschlagen, der die Inflation eindämmen soll, die auf ein Vier-Jahrzehnte-Hoch geklettert ist. Seit der März-Sitzung haben mehrere Fed-Vertreter, darunter der Vorsitzende Jerome Powell, angedeutet, dass sie bereit sind, die Zinsen aggressiver zu erhöhen, um eine Verfestigung der hohen Inflationsrate zu verhindern.
Die soliden Beschäftigungszahlen vom Freitag hat den Weg für eine Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt bei der nächsten Sitzung am 4. Mai geebnet.
Mehrere Mitglieder des Ausschusses werden ebenfalls im Laufe der Woche zu Wort kommen, u.a. Fed-Gouverneurin Lael Brainard, Präsident der Federal Reserve Bank of Minneapolis Neel Kashkari, Präsident der Federal Reserve Bank of New York John Williams und der Präsident der Federal Reserve Bank of St. Louis Fed James Bullard.
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2. Die Ampel für den Rentenmarkt ist auf Rot umgesprungen
Ein vielbeachteter Teil der Renditekurve von US-Staatsanleihen invertierte sich am Freitag erneut, nachdem die starken Arbeitsmarktzahlen die Erwartungen auf weitere Zinserhöhungen durch die Notenbank gestärkt hatten.
Eine inverse Renditekurve, bei der die Renditen kürzerer Laufzeiten über die Renditen längerer Laufzeiten steigen, ist ein Phänomen, das in der Vergangenheit Vorbote von Rezessionen war.
Die Aktienmärkte haben Befürchtungen, dass eine straffere Geldpolitik und die durch den Krieg in der Ukraine entstandene Unsicherheit die Wirtschaft in eine Rezession stürzen könnten, offenbar gelassen hingenommen, während Rentenanleger eine pessimistischere Haltung einnahmen.
Einige Analysten sind jedoch der Ansicht, dass die Zuverlässigkeit einer Inversion der Renditekurve als Indikator für eine Rezession abgenommen hat, insbesondere weil die Renditen am langen Ende durch die massiven Anleihekaufprogramme der Fed niedrig gehalten wurden.
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3. Volatilität des Ölpreises
Sowohl Brent- als auch US-Rohöl schlossen die vergangene Woche mit einem Minus von rund 13 % ab und verzeichneten damit den stärksten Wochenrückgang seit zwei Jahren, nachdem US-Präsident Joe Biden die Freigabe von 1 Mio. Barrel Öl/ Tag für sechs Monate ab Mai angekündigt hatte, die bisher größte Freigabe aus der strategischen Erdölreserve der USA.
Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat die Ölpreise im ersten Quartal um rund 30 % ansteigen lassen, wodurch die steigenden Energiekosten zu einem wichtigen Faktor für Inflationserwartungen wurden.
Energiemarktanalysten zeigten sich jedoch skeptisch, was den Erfolg des Plans angeht.
„Der Preisverfall nach der Ankündigung der Freigabe von 1 Mio. Barrel pro Tag aus der strategischen Ölreserve in den nächsten sechs Monaten wird keine dauerhaften Auswirkungen auf die Ölpreise haben. Falls sich die geopolitischen Risiken weiter verschärfen, wird der Ölpreis den größten Teil der Verluste dieser Woche wieder aufholen“, so Ed Moya, Analyst bei der Online-Handelsplattform OANDA.
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4. Konjunkturdaten
Bis auf das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank am Mittwoch ist der Wirtschaftskalender für die kommende Woche recht leer, wobei das Hauptaugenmerk auf dem Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor (ISM) am Dienstag liegen dürfte.
Ökonomen erwarten, dass der Index von einem Zwölfmonats-Tief von 56,5 im März wieder auf 58,0 steigen wird. Die Folgen der Omikron-Welle haben dazu geführt, dass der Index von seinem Allzeithoch von 69,1 im Dezember zurückgegangen ist, und die Besorgnis über die steigende Inflation könnte nun die Verbrauchernachfrage bremsen.
In den USA werden außerdem die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe , die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung und die Handelsbilanz veröffentlicht.
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5. Zentralbanken
Etwas mehr als eine Woche vor ihrer nächsten Sitzung am 14. April wird die EZB das Protokoll ihrer März-Sitzung veröffentlichen. Die EZB überraschte die Märkte im vergangenen Monat, als sie ankündigte, dass sie die Pläne zum Zurückfahren der Konjunkturmaßnahmen beschleunigen würde.
Seitdem signalisieren die Daten, dass die Inflation in der Eurozone im März einen neuen Rekordwert von 7,5 % erreicht hat. Das hat den Druck auf die EZB erhöht hat, Maßnahmen zur Eindämmung der Inflation zu ergreifen, obwohl sich das Wirtschaftswachstum aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der Pandemie und der Folgen des Krieges in der Ukraine verlangsamt.
Ebenfalls in dieser Woche dürfte die australische Zentralbank auf ihrer Sitzung am Dienstag ihren Leitzins unverändert lassen.
Die Bank of Canada wird am Montag ihre Befragung zu den Konjunkturaussichten veröffentlichen. Dabei könnte ein optimistisches Ergebnis Erwartungen für eine Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt bei der nächsten Sitzung am 13. April mehr Nachdruck verleihen.
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- Die Nachrichtenagentur Reuters hat zu diesem Bericht beigetragen