Von Daniel Shvartsman
Investing.com - Auch in dieser Woche dominieren wieder Zinsentscheidungen und Unternehmenszahlen das Marktgeschehen. Nachdem die Europäische Zentralbank eine unerwartet große Zinserhöhung um 50 Basispunkte angekündigt hatte und die Märkte als Reaktion auf die nicht ganz so schlechten Firmenbilanzen zunächst kräftig stiegen, sorgten miserable Zahlen von Snap (NYSE: SNAP) und gegensätzliche Ergebnisse von Twitter (NYSE:TWTR) und dem Speicherhersteller Seagate (NASDAQ:STX) für Unruhe und kosteten den US-amerikanischen Börsenbarometern zum Wochenschluss etwas Schwung.
Im Mittelpunkt der Woche steht die US-Notenbank Fed. Hier wird eine weitere große Zinserhöhung erwartet, während gleichzeitig die größten Unternehmen der Welt und ein großer Teil des S&P 500 ihre Geschäftszahlen veröffentlichen. Wirtschaftsdaten aus der ersten Reihe und die weitere Entwicklung in der Ukraine werden der Handelswoche ebenfalls ihren Stempel aufdrücken.
Hier erfahren Sie, worauf sie besonders achten sollten.
1. Sitzung der Federal Reserve
Angesichts der nach wie vor hohen Inflation erwarten fast alle Marktbeobachter eine Zinserhöhung um mindestens 75 Basispunkte. Kurzzeitig war sogar von 100 Basispunkten die Rede. Die Fed Funds Futures signalisieren zwar weiterhin eine ~20 % ige Chance für einen solchen Schritt, aber Berichte deuten darauf hin, dass die Fed am Ende wohl nicht ganz so weit gehen wird.
Das FOMC-Statement und die Pressekonferenz des Fed-Vorsitzenden Powell werden für den Markt richtungsweisend sein. Hier geht es vor allem um die Frage, wie groß die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist und wie entschlossen die Fed im Falle eines Konjunkturabschwungs gegen die Inflation vorgehen wird. Von Zinssenkungen im nächsten Jahr ist bereits die Rede.
2. Ergebnisse der Big-Tech-Unternehmen
Neben dem Fed-Entscheid rücken auch die Ergebnisse der größten Unternehmen der Welt in den Vordergrund, viele davon aus dem zuletzt ziemlich angeschlagenen Technologiesektor.
Richtig los geht es am Dienstag, wenn Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Alphabet (NASDAQ:GOOG) (NASDAQ:GOOGL) nach Ertönen der Schlussglocke einen Blick in ihre Bücher gewähren. Insbesondere Alphabet steht unter Beobachtung, nachdem Snap und Twitter die ersten Beben in der digitalen Werbebranche ausgelöst haben. Ob der Kursrückgang von 25% im bisherigen Jahresverlauf bedeutet, dass alle schlechten Nachrichten bereits im Kurs enthalten sind, bleibt abzuwarten.
Die Facebook-Mutter Meta Platforms (NASDAQ:META) berichtet am Mittwoch nach US-Börsenschluss und hat sich bereits sehr offen über große Investitionspläne für die nächsten Jahre und die Herausforderungen durch Tik Tok und die nach wie vor hohen Vergleichszahlen geäußert, weshalb die Aktie im bisherigen Jahresverlauf auch um 50% gefallen ist. Ob sich bei Meta etwas ändern wird und ob die erwähnte Investitionsoffensive in das sogenannte Metaverse noch relevant ist, wird in diesem Bericht eine wichtige Rolle spielen.
Amazon.com (NASDAQ:AMZN) berichtet am Donnerstag nachbörslich und hatte, wie Facebook, bereits schlechte Nachrichten zu vermelden. Während das Ergebnis (nach GAAP) durch Amazons Beteiligung an Rivian Automotive Inc (NASDAQ:RIVN) verzerrt sein könnte, werden die Umsatzentwicklung und der Umgang des Retail- und Cloud-Riesen mit der Kosteninflation wichtige Punkte sein. Ebenfalls relevant für die Investoren wird sein, wie der jüngste Prime Day das Unternehmen für das dritte Quartal und die zweite Jahreshälfte positioniert hat.
Zu guter Letzt legt auch Apple (NASDAQ:AAPL) nach Börsenschluss am Donnerstag seine Zahlen vor. Apple ist der Champion unter den Mega-Cap-Technologiewerten und hat sich mit einem Kursrückgang von nur 13,2 % im Jahr 2022 besser entwickelt als die gesamte Kohorte und sogar den S&P 500 geschlagen. Kann die relative Stärke von Apple anhalten, wenn die Probleme nach der Pandemie zunehmen und ein Upgrade auf das neueste iPhone aufgrund der Inflation sicherlich keine triviale Entscheidung mehr ist?
3. US-Berichtssaison
Auch viele andere Branchenriesen werden diese Woche ihre Geschäftsergebnisse veröffentlichen. Im Mittelpunkt des Anlegerinteresses stehen insbesondere diese Unternehmen:
- Montag (nachbörslich) - NXP (NASDAQ:NXPI), Whirlpool Corporation (NYSE:WHR), F5 Networks (NASDAQ:FFIV)
- Dienstag (vorbörslich) - Coca-Cola (NYSE:KO), McDonald's (NYSE:MCD), United Parcel Service (NYSE:UPS), Raytheon (NYSE:RTN), General Electric (NYSE:GE), General Motors (NYSE:GM)
- Dienstag (nachbörslich) - Visa (NYSE:V), Chipotle (NYSE:CMG), Stryker (NYSE:SYK), Mondelez (NASDAQ:MDLZ), Texas Instruments (NASDAQ:TXN)
- Mittwoch (vorbörslich) - T-Mobile US (NASDAQ:TMUS), Bristol-Myers Squibb (NYSE:BMY), Boeing (NYSE:BA), ADP (NASDAQ:ADP), Humana (NYSE:HUM)
- Mittwoch (nachbörslich) - Ford (NYSE:F), Qualcomm (NASDAQ:QCOM), ServiceNow (NYSE:NOW), Equinix (NASDAQ:EQIX), O'Reilly Automotive Inc (NASDAQ:ORLY)
- Donnerstag (vorbörslich) - Mastercard (NYSE:MA), Honeywell (NASDAQ:HON), Pfizer (NYSE:PFE), Merck (ETR:MRCG) & Co (NYSE:MRK), Comcast (NASDAQ:CMCSA), Altria (NYSE:MO)
- Donnerstag (nachbörslich) - Intel (NASDAQ:INTC), Edwards Lifesciences (NYSE:EW), KLA-Tencor (NASDAQ:KLAC), DexCom Inc (NASDAQ:DXCM)
- Freitag (vorbörslich) - Exxon Mobil (NYSE:XOM), Procter & Gamble (NYSE:PG), Chevron (NYSE:CVX), AbbVie (NYSE:ABBV), AstraZeneca (NASDAQ:AZN), Charter Communications (NASDAQ:CHTR)
Für alle genannten Unternehmen stehen zwei Themen besonders im Fokus: Rezession und Inflation. Dabei geht es immer um die Frage, ob die Unternehmen in dieser Situation ihre Visibilität und ihr Wachstum aufrechterhalten können, oder ob es angesichts der allgemeinen Skepsis der Anleger an der Zeit ist, die Erwartungen zu senken.
Den vollständigen Bilanzkalender finden Sie hier.
4. BIP- und VPI-Daten
Gegen Ende der Woche stehen zahlreiche VPI- und BIP-Zahlen auf der Agenda. Zwar beziehen sich die Zahlen meist auf die Vergangenheit, aber sie können dennoch einen Hinweis darauf geben, wie es mit der Wirtschaft und der Vorgehensweise der Zentralbanken weitergeht.
Das US-BIP dürfte positiv ausfallen. Damit wäre das Schreckgespenst einer technischen Rezession, d.h. zwei aufeinanderfolgende Quartale mit einem negativen realen BIP-Wachstum, vorerst vom Tisch.
Der Verbraucherpreisindex der Eurozone dürfte im Juli bei 8,7 % liegen, während die Kerninflation bei 4,7% erwartet wird. Das BIP-Wachstum schätzen Experten auf 0,6 % im Vergleich zum Vorquartal.
Vor dem Hintergrund einer glühenden Nachfrage sowie einer hohen Inflationsrate werden die Zentralbanken und Investoren in den USA, Europa und weltweit darauf achten, ob die Volkswirtschaften die Inflationsgefahr bewältigen können, ohne die Wirtschaft übermäßig zu belasten.
In unserem Wirtschaftskalender finden Sie die länderspezifischen VPI-Berichte sowie alle anderen wichtigen Wirtschaftsdaten.
5. Entwicklungen in der Ukraine/Russland
Russlands Krieg gegen die Ukraine geht weiter. Zwar wurde letzte Woche grünes Licht für ein Abkommen gegeben, das der Ukraine erlaubt, Getreide aus dem Hafen von Odessa zu verschiffen. Am Samstag schlugen jedoch russische Raketen in diesen Hafen ein. Russland bestreitet, an den Angriffen beteiligt zu sein, und die Ukraine bereitet sich weiterhin auf die Verschiffung von Getreide vor, die als Möglichkeit einer erheblichen Erleichterung der weltweiten Nahrungsmittelknappheit angesehen wird.
Die Auswirkungen auf die globalen Rohstoffmärkte wie Weizen und Öl stehen angesichts des Kriegsgeschehens im Fokus der Anleger. Gleichzeitig gab es Hoffnungen, dass das von der Türkei ausgehandelte Getreide-Abkommen ein erster Schritt zu umfassenderen Vereinbarungen sein könnte. Die Umsetzung dieses Abkommens sowie die weitere Entwicklung des Krieges, der nun in den siebten Monat geht, werden Aufschluss darüber geben, ob noch immer Skepsis angebracht ist.