Von Noreen Burke
Investing.com - Die am Mittwoch auf dem Terminplan stehenden US-Inflationsdaten für den Monat Juli bilden das Hauptereignis dieser Woche, nachdem der unerwartet starke Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag die Hoffnung zunichte gemacht hat, dass die US-Notenbank bei ihrem aggressiven Vorgehen zur Eindämmung der höchsten Inflation seit Jahrzehnten weniger konsequent vorgehen könnte. Jeder Hinweis darauf, dass die Teuerung ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat, könnte ein Fragezeichen hinter die jüngste Rallye an den US-Aktienmärkten setzen. Die Anleger werden außerdem Reden mehrerer Fed-Mitglieder zu hören bekommen. Derzeit stehen die Notenbanker erneut unter Druck, auf ihrer nächsten Sitzung im September eine dritte Zinserhöhung um 75 Basispunkte vorzunehmen. Die Berichtssaison neigt sich derweil dem Ende zu und die britischen BIP-Daten am Freitag könnten auf den Beginn einer schrumpfenden Wirtschaft hindeuten, nachdem die Bank of England letzte Woche davor gewarnt hatte, dass dem Vereinigten Königreich mehr als ein Jahr Rezession bevorsteht. Hier erfahren Sie, was Sie zu Beginn der Woche wissen sollten.
1. US-Inflationsdaten
Die Inflation enttäuscht seit Monaten Erwartungen einer Abschwächung und liegt weiterhin mehr als dreimal so hoch wie das 2%-Ziel der Fed.
Die Aufmerksamkeit der Investoren gilt der Veröffentlichung der Zahlen zum Verbraucherpreisindex am Mittwoch. Ökonomen erwarten eine Abschwächung der jährlichen Inflationsrate von 9,1 % im Juni auf 8,7 % im Juli.
Für die Kernrate des Verbraucherpreisindex hingegen zeichnet sich ein Anstieg um 0,5 % gegenüber dem Vormonat ab, was die Jahresrate von 5,9 % im Juni auf 6,1 % bringen würde. Dies würde deutlich machen, wie schwierig es für die US-Notenbank ist, die Inflation wieder entsprechend ihrem Ziel unter Kontrolle zu bringen.
Der Erzeugerpreisindex für Juli steht am Donnerstag zusammen mit dem wöchentlichen Bericht zur Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf der Agenda, während der Konsumklimaindex der Universität Michigan am Freitag veröffentlicht wird.
2. Fed-Redner
Der Präsident der Chicago Fed, Charles Evans, der Vorsitzende der Minneapolis Fed, Neel Kashkari, und die Chefin der San Francisco Fed, Mary Daly, melden sich in dieser Woche zu Wort.
Die Frage, ob die US-Zentralbank nächsten Monat zum dritten Mal in Folge den Leitzins um 75 Basispunkte anheben wird oder ob sie sich etwas zurückhält, ist für die Anleger derzeit von zentraler Bedeutung.
Die Stärke des Arbeitsmarktes ist für die Fed ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann sie die Leitzinsen weiter anheben, um die Inflation zu bekämpfen, ohne einen starken Anstieg der Arbeitslosenquote zu verursachen, andererseits muss sich der Arbeitsmarkt abkühlen, um den Preisdruck zu verringern.
Fed-Gouverneurin Michelle Bowman meinte am Samstag, die Fed solle weitere Zinserhöhungen um 75 Basispunkte in Erwägung ziehen, um die Inflation wieder an das Ziel der Zentralbank heranzuführen, und schloss sich damit den jüngsten Äußerungen anderer Notenbankvertreter an.
3. Test für die Rallye am US-Aktienmarkt
Die Erholung am US-Aktienmarkt könnte in dieser Woche auf die Probe gestellt werden, sollten die am Mittwoch anstehenden Inflationsdaten die Hoffnungen auf einen Kurswechsel der US-Notenbank zugunsten einer lockeren Zinspolitik nach den bisherigen Erhöhungen um 225 Basispunkte in diesem Jahr zunichte machen.
Der S&P 500 und der Nasdaq beendeten den Juli mit den bedeutendsten monatlichen prozentualen Zuwächsen seit 2020. Diese Entwicklung ist teilweise auf die Hoffnung zurückzuführen, dass die Fed ihr aggressives Vorgehen zur Eindämmung der Inflation mildern könnte.
Weitere Kursgewinne an den Börsen hängen davon ab, ob die Anleger glauben, dass der Kampf der Fed gegen die Inflation erfolgreich ist. Anzeichen dafür, dass die Teuerung ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat, könnte die Erwartung an eine weniger restriktive Zinspolitik der Zentralbank Anfang nächsten Jahres dämpfen und die Aktienkurse auf Talfahrt schicken.
"Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem die Daten für die Verbraucherpreise so wichtig wie der Super Bowl sind", sagte Michael Antonelli, Managing Director und Marktstratege bei Baird, gegenüber Reuters. "Sie geben uns einen Hinweis darauf, was auf uns und die Fed zukommt."
4. US-Berichtssaison neigt sich dem Ende zu
Die Märkte haben mehr als die Hälfte der Berichtssaison zum 2. Quartal hinter sich gebracht. Bislang haben die US-Unternehmen überwiegend positive Zahlen veröffentlicht und damit die Marktteilnehmer überrascht, die eigentlich mit düsteren Unternehmens- und Konjunkturaussichten gerechnet hatten.
Laut Reuters haben 78 % der Gewinnmeldungen die Erwartungen der Wall Street übertroffen. Dies liegt über dem langfristigen Durchschnitt.
Zu Beginn der Bilanzsaison waren die Anleger besorgt, dass die Schätzungen für 2022 möglicherweise zu hoch angesetzt sein könnten, wenn die hohe Inflation und die steigenden Zinsen die Wirtschaft in eine Rezession treiben.
Disney (NYSE:DIS) gehört zu den bekanntesten Namen, die in dieser Woche ihre Bücher öffnen. Der Entertainment-Riese veröffentlicht seine Zahlen am Mittwoch nach US-Börsenschluss. Auch Take-Two (NASDAQ:TTWO), Palantir (NYSE:PLTR), Wynn Resorts (NASDAQ:WYNN), Six Flags (NYSE:SIX) sowie die Unternehmen aus dem Tourismussegment Norwegian Cruise Line (NYSE:NCLH) und Spirit Airlines (NYSE:SAVE) werden im Laufe der Woche ihre Geschäftsergebnisse veröffentlichen.
5. Bruttoinlandsprodukt des Vereinigten Königreichs
Das Vereinigte Königreich wird am Freitag Daten zum monatlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP) für den Monat Juni und das gesamte 2. Quartal veröffentlichen, nachdem die Bank of England letzte Woche vor dem Beginn einer 15 Monate dauernden Rezession gewarnt hatte.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut National Institute of Economic and Social Research ist allerdings der Ansicht, dass die Rezession bereits im laufenden Quartal beginnen könnte.
Die BoE erklärte, dass die Verbraucherpreisinflation im Oktober mit 13,3 % den höchsten Stand seit 1980 erreichen dürfte, was vor allem auf die steigenden Energiekosten nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine und die Auswirkungen des Brexit zurückzuführen sei.
Die britische Zentralbank hat die Zinssätze seit Dezember sechsmal angehoben.
-- Mit Material von Reuters.