Von Noreen Burke
Im Kampf gegen die galoppierende Inflation gilt es als so gut wie sicher, dass sowohl die Federal Reserve als auch die Bank of England ihre Leitzinsen am Mittwoch bzw. Donnerstag um jeweils 75 Basispunkte anheben werden. Da die Marktteilnehmer nun aber nach Anzeichen für eine Verlangsamung der aggressiven geldpolitischen Straffung Ausschau halten, rücken am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht für Oktober und am Montag der Inflationsbericht für die Eurozone in den Blickpunkt der Märkte. Und nachdem die Berichtssaison ihren Höhepunkt bereits erreicht hat, muss sich in dieser Woche zeigen, ob die US-Aktienmärkte auch weiterhin enttäuschende Unternehmensergebnisse problemlos wegstecken können. Hier die wichtigsten Informationen für den Start in die Woche.
1. Zinserhöhung der Fed
Zum Abschluss ihrer zweitägigen Sitzung am Mittwoch wird die Fed voraussichtlich zum vierten Mal in Folge die Leitzinsen um ungewöhnlich hohe 75 Basispunkte anheben.
Mit viel größerer Spannung blicken die Marktteilnehmer aber auf die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell, der nach den zuletzt etwas schlechteren Konjunkturdaten eine Drosselung des Zinserhöhungstempos in Aussicht stellen könnte.
Die Finanzmärkte rechnen derzeit mit einer kleineren Zinserhöhung um 50 Basispunkte auf der Dezember-Sitzung der Fed und weiteren 50 Basispunkten in den ersten beiden Sitzungen des nächsten Jahres.
Doch auf eine weniger aggressive Fed zu setzen, war in diesem Jahr bisher eine riskante Strategie. In der Hoffnung auf einen Kurswechsel der Fed konnten sich die Aktienmärkte wiederholt von ihren Tiefstständen lösen, nur um dann aufgrund der unverändert hohen Inflation und der aggressiven Straffung der Geldpolitik wieder unter Druck zu geraten.
2. US-Arbeitsmarktdaten
Der Ausgang der Fed-Pressekonferenz am Mittwoch und der US-Arbeitsmarktbericht für Oktober am Freitag werden die Erwartungen der Marktteilnehmer vor der Dezember-Sitzung der Zentralbank entscheidend beeinflussen.
Es wird erwartet, dass die US-Wirtschaft im vergangenen Monat 200.000 neue Arbeitsplätze geschaffen hat, nach 263.000 im September. Zugleich dürfte sich das jährliche Wachstum der durchschnittlichen Stundenlöhne abschwächen.
Die Arbeitskosten in den USA sind im dritten Quartal zwar erneut gestiegen, doch hat sich das Lohnwachstum im privaten Sektor deutlich verlangsamt, was darauf hindeutet, dass die Inflation entweder ihren Höhepunkt erreicht hat oder sich diesem nähert.
3. Zinserhöhung der Bank of England
Die britische Notenbank wird am Donnerstag voraussichtlich die Zinsen um 75 Basispunkte anheben - ihre achte Zinserhöhung in Folge im Kampf gegen die Inflation, die derzeit bei über 10 % liegt -, und das, obwohl das Vereinigte Königreich auf eine Rezession zusteuert, die sich durch die Sparmaßnahmen des neuen Premierministers Rishi Sunak noch verschärfen könnte.
Die Erwartungen hinsichtlich einer Zinserhöhung um einen ganzen Prozentpunkt gingen letzte Woche zurück, nachdem der neue Schatzkanzler Jeremy Hunt fast alle von der früheren Premierministerin Liz Truss geplanten Steuersenkungen rückgängig gemacht und ihr Programm zur Deckelung der Energiekosten von zwei Jahren auf sechs Monate gekürzt hatte.
Die Verzögerung des ersten Haushaltsplans der neuen Regierung bis zum 17. November macht es der BoE allerdings noch schwieriger, ihre Wirtschaftsprognosen zu präzisieren.
Nach den durch die jüngsten Finanzmarktturbulenzen bedingten zeitlichen Verzögerungen dürfte die BoE am Dienstag auch mit dem Verkauf von Anleihen aus ihrem Bestand beginnen.
4. EU-Konjunkturdaten
Die Eurozone wird am Montag ihre Schnellschätzung für die Inflation im Oktober veröffentlichen, die voraussichtlich ein Rekordhoch von 10,2 % erreichen wird.
Am vergangenen Donnerstag hat die Europäische Zentralbank den Leitzins zum zweiten Mal in Folge um 75 Basispunkte angehoben. Die anschließenden Äußerungen der Notenbanker lassen darauf schließen, dass sie die Straffung in den kommenden Monaten fortsetzen wird, um eine Verfestigung der Inflation zu verhindern - trotz der Angst vor einer drohenden Rezession.
Die durch den russischen Krieg in der Ukraine ausgelöste Energiekrise in Europa verschärft die ohnehin schon hohe Inflation und führt zu einer Verlangsamung der Verbraucherausgaben.
Am Montag werden in der Eurozone außerdem vorläufige BIP-Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht. Hier wird noch mit einem Mini-Wachstum gerechnet, doch gehen die meisten Wirtschaftsexperten bereits von einer Schrumpfung der Wirtschaft im vierten Quartal aus.
5. Berichtssaison
Mehr als die Hälfte der im S&P 500 gelisteten Unternehmen haben inzwischen ihre Zahlen für das abgelaufene dritte Quartal vorgelegt. Ob die Aktienmärkte auch weiterhin enttäuschende Quartalsberichte so problemlos wegstecken können, wird sich in dieser Woche zeigen.
263 der Unternehmen im S&P 500 haben ihre Zahlen bereits vorgelegt, und mehr als 150 Unternehmen des S&P 500 werden ihre Quartalsergebnisse in dieser Woche bekanntgegeben, darunter Eli Lilly (NYSE:LLY), ConocoPhillips (NYSE:COP) und Qualcomm (NASDAQ:QCOM).
Die Berichtssaison brachte bereits enttäuschende Geschäftsergebnisse von großen Technologieunternehmen wie Amazon (NASDAQ:AMZN), Microsoft (NASDAQ:MSFT), der Google-Mutter Alphabet (NASDAQ:GOOGL) und der Facebook-Mutter Meta Platforms (NASDAQ:META) zutage.
Und dennoch schloss die Wall Street am Freitag deutlich fester. Der S&P und der Nasdaq verbuchten ihren zweiten Wochengewinn hintereinander, während der Dow sein viertes Wochenplus in Folge einfuhr, beflügelt von Fantasien über eine Kehrtwende der Fed.
-- Mit Material von Reuters.