von Noreen Burke
Investing.com - In der neuen Handelswoche werden sich die Anleger in den USA auf die Ertragslage der Unternehmen sowie auf die Aussicht auf ein neues, umfangreiches Hilfspaket zur Bekämpfung des Coronavirus konzentrieren. Am Mittwoch stehen zudem die aktuellen Zahlen zur Verbraucherpreisinflation auf dem Terminplan. Angesichts des sich aufhellenden wirtschaftlichen Umfelds und der zunehmenden Verbreitung von Impfstoffen wird mit einem Inflationsanstieg gerechnet. In Europa dürften Daten vom Freitag zeigen, dass die britische Wirtschaft im vierten Quartal weiter wuchs. Unterdessen wird Mario Draghi, der ehemalige Chef der Europäischen Zentralbank, dem allgemein die Rettung des Euro zugeschrieben wird, die Gespräche zur Bildung einer neuen italienischen Regierung fortsetzen. Folgendes müssen Sie wissen, um Ihre Woche zu beginnen.
1. Unternehmensgewinne
Aufgrund der besser als erwartet ausgefallenen Unternehmensergebnisse für das vierte Quartal erhöhten sich die Analystenerwartungen. Insgesamt steuern die S&P 500-Unternehmen für den Berichtszeitraum auf ein Gewinnwachstum zu. Zuvor hatten die Experten noch mit einem Gewinnrückgang gerechnet. In den USA werden in dieser Woche Cisco Systems (NASDAQ:CSCO), Twitter (NYSE:TWTR), General Motors (NYSE:GM), Pepsi (NASDAQ:PEP), Coca-Cola (NYSE:KO), AstraZeneca (NASDAQ:AZN) und Walt Disney (NYSE:DIS) neue Zahlen vorlegen.
Die positiven Ergebnisse sowie die Gespräche über ein Konjunkturprogramm und die Fortschritte bei der Einführung von Impfstoffen haben die Aktienmärkte in der vergangenen Woche angekurbelt. Der S&P 500 und der Nasdaq verzeichneten ihre größten wöchentlichen prozentualen Zuwächse seit den US-Wahlen Anfang November.
Positiven Ergebnisse im vierten Quartal würden die Erwartungen für eine starke Erholung der Gewinne in 2021 stützen und dazu beitragen, die Sorgen der Anleger zu lindern, dass die Bewertungen überzogen sind.
2. Konjunkturprogramm
Der Vorstoß von US-Präsident Joe Biden für sein 1,9 Billionen Dollar schweres COVID-19-Hilfspaket hat am Freitag erste Erfolge erzielt, nachdem der US-Senat mit knapper Mehrheit einem Haushaltsentwurf zugestimmt hat, der es den Demokraten ermöglicht, das Gesetz in den kommenden Wochen mit oder ohne Unterstützung der Republikaner durch den Kongress zu bringen.
Die Republikaner haben ein Hilfspaket in Höhe von 600 Milliarden Dollar vorgestellt und damit weniger als ein Drittel der Summe der Demokraten.
Die Parlamentsausschüsse werden in dieser Woche mit der Ausarbeitung der Gesetze beginnen. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, geht davon aus, dass das Gesetz den Kongress noch vor dem 15. März passieren könnte. An diesem Tag laufen die Sonderleistungen für Arbeitslose, die während der Pandemie eingeführt wurden, aus.
Die am Freitag gemeldeten Jobdaten per Berichtsmonat Januar haben die Notwendigkeit weiterer Konjunkturmaßnahmen unterstrichen, um die Wirtschaft zu stützen.
3. Inflationsdaten
Marktbeobachter werden die Zahlen zur Verbraucherpreisinflation am Mittwoch genau beobachten, da die Erwartung wächst, dass der Anstieg der Inflation größer sein und länger andauern könnte, als die Federal Reserve es derzeit erwartet.
Investoren in US-Staatsanleihen wetten in der Erwartung einer anziehenden Konjunktur auf steigende Inflationsraten in der zweiten Hälfte dieses Jahres, nachdem die US-Wirtschaft im Jahr 2020 so stark geschrumpft war wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.
Die Aussicht auf ein neues Coronavirus-Hilfspaket erhöht die Inflationserwartungen zusätzlich.
Am Mittwoch wird der Fed-Chef Jerome Powell in einem Webinar des Economic Club of New York über den Arbeitsmarkt sprechen. Die Zahlen vom Donnerstag zu den Erstanträgen auf Arbeitslosengeld stehen ebenfalls im Fokus.
4. Britisches BIP
Volkswirte erwarten, dass die britische Wirtschaft im vierten Quartal weiter gewachsen ist, wenn auch langsamer als die 16% in den drei Monaten zuvor, als die Wirtschaft wieder an Fahrt gewann. Zwar prognostizieren Ökonomen ein Wachstum von 0,5% gegenüber dem Vorquartal, aber das war noch vor dem Inkrafttreten der umfangreichen Lockdown-Maßnahmen. Außerdem dürften die Daten zum Jahresbeginn eine weitere Abschwächung der Aktivität zeigen.
Das Pfund stieg am vergangenen Donnerstag gegenüber dem Dollar, nachdem die Bank of England durchblicken lassen hatte, dass Minuszinsen vorerst vom Tisch sind und sie sich in ihrem Quartalsbericht zur Wirtschaftslage die Perspektive auf eine Erholung nach der Krise in den Vordergrund stellte.
Die Zentralbank senkte ihre Wachstumsprognose für 2021 von 5,25% im November auf 5%, erhöhte ihre Prognose für 2022 jedoch von 6,25% auf 7,25%.
5. Super Mario
Mario Draghi, dem die Rettung des Euro vor dem Zusammenbruch während der Staatsschuldenkrise in der Eurozone im Jahr 2012 zugeschrieben wird, wurde mit der Bildung der neuen italienischen Regierung beauftragt, was aber selbst für ihn eine erhebliche Herausforderung darstellen dürfte.
In der Hoffnung, dass Draghi Reformen durchsetzen kann, um das Wachstum in jenem Land anzukurbeln, das sich schon lange schwächer entwickelt als seine europäischen Partner und damit die gesamte Eurozone belastet.
Die italienischen Finanzmärkte erholten sich in der Erwartung, dass Draghi sich durchsetzt und das Land wieder auf Kurs bringen kann. In der vergangenen Woche erlitt Italiens 10-jährige Anleiherendite den größten Wocheneinbruch seit Juli, während sich der Renditeabstand zur deutschen Bundesanleihe auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren verringerte.
-- Dieser Report entstand unter Mitwirkung von Reuters.