von Geoffrey Smith
Investing.com -- Der Dollar hat sich am Dienstagmorgen im europäischen Handel kaum von der Stelle bewegt, bleibt aber weiter fest in einem Aufwärtstrend, unterstützt von steigenden langfristigen Zinsen und einer hohen Nachfrage von Rohstoffkäufern.
Gegen 09:00 Uhr MEZ lag der US-Dollar-Index, der die Stärke der US-Währung gegenüber einem Korb aus sechs anderen wichtigen Währungen abbildet, bei 94,31 und damit weniger als 0,1 % unter seinem Höchststand von 94,442 in der Nacht.
Der Dollar behauptete sich dank der steigenden Tendenz der US-Anleiherenditen und der Wetten, dass die Federal Reserve ihre Anleihekäufe ab dem nächsten Monat reduziert. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen erreichte während des asiatischen Handels mit 1,63 % ein neues Fünfmonatshoch, nachdem der Kassamarkt gestern wegen des Feiertags Columbus Day in den USA geschlossen war.
Die Nachfrage nach US-Staatsanleihen dürfte am Dienstag um 19:00 Uhr MEZ mit einer Auktion 10-jähriger Anleihen auf die Probe gestellt werden. Zuvor werden die USA auch ihre monatliche JOLTS-Umfrage zu offenen Stellen veröffentlichen. Die Zahl der unbesetzten Stellen ist in den letzten Monaten kontinuierlich gestiegen und lag im August bei 10,934 Millionen.
Auch in Großbritannien gibt es immer mehr unbesetzte Stellen, deren Zahl im August erstmals 1 Million überstieg und ein Rekordniveau erreichte, zeigten neue Daten vom Dienstagmorgen. Das Office for National Statistics meldete außerdem einen Anstieg der Beschäftigung um 235 000 in den drei Monaten bis August. Damit sind jetzt mehr Menschen in Großbritannien beschäftigt als im Februar 2020.
All dies brachte jedoch das Pfund nicht weiter nach oben. Der Grund: der Markt hat eine erste Zinserhöhung zum Jahresende bereits so gut wie eingepreist. Der GBP/USD stieg um weniger als 0,1 % auf 1,3607 USD, während der EUR/GBP um 0,1 % auf 0,8501 zulegte. Der Euro notierte gegenüber dem Dollar ebenfalls leicht fester bei 1,1567 USD, bleibt aber nach Einschätzung von Analysten unter Druck, nachdem die Europäische Zentralbank angedeutet hatte, dass sie es mit einer Straffung der Geldpolitik nicht eilig habe. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane sagte am Montag, er glaube immer noch, dass der größte Teil des Inflationsdrucks auf vorübergehende Faktoren zurückzuführen sei.
„Eine Kombination aus hohen Energiepreisen und einer steigenden Renditedifferenz wird den Euro von hier an drücken und ein Durchbruch unter 1,1500 signalisiert die nächste Phase seines Rückzugs“, schrieb OANDA-Analyst Jeffrey Halley in einer Kundenmitteilung.
Die Ausweitung der Zinsdifferenzen hilft dem Dollar auch gegenüber dem Yen. Der USD/JPY ging im europäischen Handel leicht zurück, erreichte jedoch über Nacht ein neues Dreijahreshoch von 113,49.
Der andere unterstützende Faktor für den Dollar bleibt die Stärke der Energiemärkte. Die Preise für Rohöl sind über Nacht klar über 80 USD pro Barrel geblieben, nachdem sie am Montag ein Siebenjahreshoch erreicht hatten. Auch Basismetalle und Agrarrohstoffe haben sich im letzten Monat stark verteuert. Da Öl und andere Rohstoffe überwiegend in Dollar gehandelt werden, erhöht sich dadurch die Menge an Dollar, die für die Wirtschaft gekauft werden muss - zumindest solange, bis die hohen Preise die Nachfrage zerstören.