Investing.com - Nach der gestrigen Talfahrt hievten die Bullen den EUR/USD in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wieder über die Marke von 1,1500 Dollar. Lange ging das jedoch nicht gut und mittlerweile notiert die Gemeinschaftswährung wieder darunter. Zuletzt notierte das Paar auf 1,1480 Dollar und verlor damit 0,08 Prozent.
Während das Top Thema am Markt weiterhin der Haushaltsstreit zwischen Rom und Brüssel ist, sollte man natürlich auch nicht die Faktoren eines starken US-Dollar außer Acht lassen. So steigt zwar das Zinsniveau in den USA, aber nicht hier in Europa. Grund dafür sind die Probleme mit Italien, so dass die Renditen für Bundesanleihen den Renditeanstieg bei US-Zinspapiere nicht mitmachten, so dass sich der Spread ausweitete.
Zudem sind in den Wirtschaftszahlen in den USA keine großen Schwächen erkennbar, wenn man den US-Einkaufsmanagerindizes glauben schenken mag. Aber auch optimistische Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell am letzten Mittwoch ließen die Dollar-Bullen aufhören. Der Notenbankchef sagte, dass das aktuelle Zinsniveau nach wie vor akkommodierend sei, und das man den neutralen Zinssatz noch nicht erreicht habe. Ein Niveau über dem neutralen Zinssatz könnte zudem nötig sein.
Auch der US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag unterstützt das positive Konjunkturbild in den USA. Zwar ist das Stellenwachstum schwächer als erwartet ausgefallen, aber durch die Revisionen der Vormonate entsprach das Jobwachstum dem Konsens. Zugleich ist die Arbeitslosenquote auf den tiefsten Stand seit 1969 gefallen.
Für Spannung dürften am Donnerstag die US-Inflationszahlen sorgen. Sollten diese stärker als erwartet ausfallen, so spricht das für aggressivere Zinserhöhungen der Fed. Die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt der US-Notenbank im Dezember liegt nach dem von Investing.com entwickeltem FedWatch-Tool aktuell etwas über 80 Prozent. Im Schnitt rechnen Volkswirte morgen mit einer US-Kernrate von 2,3 Prozent. Im Vergleich: in der Eurozone liegt die Kerninflation ohne die schwankungsanfälligen Komponenten Energie und Nahrungsmittel bei gerade einmal 0,9 Prozent. Jedoch sagte EZB-Direktor Yves Mersch am Mittwoch in Singapur, dass man zuversichtlich sei, dass die Stärke der Wirtschaft im Euroraum einen allmählichen Aufbau von Preisdruck unterstützen werde, berichtete Reuters. Die Inflation werde dadurch zum Ziel der Währungshüter von knapp zwei Prozent zurückkehren, so Mersch.
Ein Fingerzeig auf die morgigen US-Inflationszahlen dürften heute schon die US-Erzeugerpreise geben. Laut Experten dürfte die Kernrate von 2,3 Prozent auf 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert steigen. Weitere nennenswerte Konjunkturdaten stehen heute nicht im Wirtschaftskalender, so dass sich Anleger weiter auf die Entwicklungen um Italien und den US-Renditeanstieg konzentrieren werden.
Wer das Risiko um Italien genauer beobachten möchte, sollte sich unbedingt die zweijährige und zehnjährige italienische Rendite auf die Watchlist legen. Aber auch die Zinspapiere aus den USA mit einer Laufzeit von 2, 10 und 30 Jahren gilt es zu beobachten und morgen dann eben auf die US-Inflationszahlen achten, wobei die US-Erzeugerpreise heute auch schon für Bewegung sorgen könnten.
Kritisch für den EUR/USD wird es erst wieder, wenn er unter 1,1432 Dollar fallen sollte. Eine technische Tageseinschätzung von mir, finden Sie hier.
Geschrieben von Robert Zach