Investing.com - Die türkische Lira stabilisiert sich nach dem Börsenbeben der vergangenen Tage weiter. Zum Euro stieg sie auf 6,53 und zum US-Dollar auf 5,76. Damit hat die Lira gut ein Dreiviertel der Verluste von Freitag und Montag aufgeholt.
Jetzt steht allerdings das nächste Risikoereignis für die türkische Lira ins Haus. Schließlich hat der türkische Finanzminister Berat Albayrak für heute den 16. August eine Telefon-Konferenz mit ausländischen Investoren angekündigt. Das Gespräch soll um 15 Uhr deutscher Zeit stattfinden.
Albayrak will die Investoren aus aller Welt über die aktuellen Entwicklungen in der Türkei aufklären und einen Plan vorlegen, wie sich das Land aus dem Schlamassel befreien könnte. Teilnehmen sollen nach Medienberichten ungefähr 750 bis 100 Investoren aus der ganzen Welt - unter anderem aus den USA, aus Europa und dem Nahen Osten.
Katar will 15 Mrd. Dollar in die Türkei investieren
Zur Erholung der türkischen Lira beigetragen hatte gestern eine Meldung, wonach der Wüstenstaat Katar der Türkei mit Investitionen im Volumen von 15 Mrd. Dollar unter die Arme greifen will. Übereinstimmenden Medienberichten nach soll die Summe vor allem in Wirtschaftsprojekte fließen, was aber nichts anderes bedeutet als das damit die Finanzmärkte in der Türkei stabilisiert werden sollen. Erdogan will damit vor allem den ausländischen Investoren zeigen, dass das Land weiterhin sehr attraktiv für Investitionen ist.
Türkische Zentralbank mit weiteren Maßnahmen zur Stabilisierung der Lira
Die türkische Lira kämpft indes weiter gegen den Verfall der türkischen Lira. Gestern haben die Währungshüter Devisentausgeschäfte türkischer Banken mit ausländischen Anlegern begrenzt. Zudem hatten sie zum Wochenauftakt, als die Lira auf neue Rekordtiefs sank, den heimischen Banken eine Versorgung mit Liquidität garantiert.
Ohne eine massive Erhöhung des Leitzinses in der Türkei ist das aber ein Kampf gegen Windmühlen. Schließlich ist der Grund allen Übels nicht die wechselseitigen Sanktionen der Türkei und den USA, sondern die galoppierende Inflation im Lande. Sollten die Währungshüter weiterhin keine Erlaubnis zu aggressiven Zinserhöhungen vom türkischen Präsidenten Erdogan erhalten, der sich strikt gegen höhere Zinsen ausspricht, dann ist eine weitere Abwertung der türkischen Lira nur eine Frage der Zeit.
Internationaler Währungsfonds auf verlorenem Posten
Der Aufstieg der AKP-Partei unter ihrem Präsidenten Erdogan war hauptsächlich auf das Maßnahmenpaket des Internationalen Währungsfonds im Jahr 1999 - 2003 zurückzuführen. Damals kollabierte die türkische Lira, das Bruttoinlandsprodukt verlangsamte sich und die Arbeitslosigkeit stieg rasant an. All dies machte den Weg frei für Erdogan.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gab der Internationale Währungsfonds jetzt bekannt, dass die Türkei die Institution noch nicht nach finanziellen Hilfen gefragt hat. Kein Wunder, da damals der IWF für die Türkei-Krise verantwortlich war.