PARIS/LONDON/MADRID (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag schwach geschlossen. Spürbare Abwärtsimpulse kamen vor allem durch schwächelnde US-Börsen. Handelsteilnehmer sprachen von einer "gewissen Nervosität" unter den Anlegern. Nachdem die Märkte weltweit stark gelaufen seien, bekämen einige nun langsam "kalte Füße" und hätten angefangen, sicherheitshalber erst einmal Gewinne mitzunehmen. Zudem belasteten einige schwach ausgefallene Quartalsbilanzen europäischer Großkonzerne die Stimmung.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) büßte 1,16 Prozent auf 3612,50 Punkte ein, nachdem er sich die Woche über bisher stabil gehalten hatte. Der französische CAC-40-Index (CAC 40) verlor ebenfalls 1,16 Prozent und schloss damit bei 5407,75 Punkten. Für den britischen FTSE 100 (GB0001383545) ging es um 0,61 Prozent auf 7484,10 Zähler nach unten.
Analyst Milan Cutkovic vom Broker Axitrader verwies vor allem auf Verzögerungen der Steuerreform in den USA, die die Unsicherheit schüre. Sollte es nicht bald Fortschritte geben, drohe die Stimmung auf dem Börsenparkett zu kippen, befürchtet er. "Nach den starken Kursgewinnen der vergangenen Monate steigt mit jedem Tag, an dem die Trump-Administration nicht liefert, das Risiko von Gewinnmitnahmen und einer größeren Korrektur."
Nicht eine der 19 Branchen in Europa verbuchte Gewinne. Am besten hielt sich noch der als defensiv geltende Telekomsektor (STOXX Europe 600 Telecom) mit minus 0,07 Prozent. Schlusslicht war der Sektor der Minenwerte (Stoxx 600 Basic Resources PR) mit einem Abschlag von 2,44 Prozent, gefolgt von den Technologiewerten (STOXX Europe 600 Technology), die branchenweit um 2,25 Prozent nachgaben.
Unter den Einzelwerten rückten in Großbritannien nach der Vorlage von Quartalszahlen die Papiere von Burberry (3:BRBY), Sainsbury , National Grid (LON:NG) und Astrazeneca in den Blick. Burberry brachen am Ende des FTSE 100 um rund 10 Prozent ein. Strategische Aussagen des Herstellers kostspieliger Kleidung und Parfums kamen am Markt denkbar schlecht an. Die vom Vorstandschef Marco Gobbetti angekündigte Auffrischung der Marke Burberry dürfte Analysten zufolge viel Geld kosten und folglich an den Margen und Gewinnen zehren.
Um knapp 2 Prozent abwärts ging es für die Papiere des britischen Einzelhändlers Sainsbury (3:SBRY), dessen Gewinn im ersten Geschäftshalbjahr 2017/18 gesunken war. Beim Stromnetzbetreiber National Grid war der Gewinn in den Monaten April bis September noch deutlicher abgesackt. Die Aktien büßten 2,6 Prozent ein. Die Anteile des Pharmariesen Astrazeneca (3:AZN), die anfangs noch von den vorgelegten Quartalszahlen profitiert hatten, drehten im Handelsverlauf ins Minus und beendeten den Tag mit einem Abschlag von 0,64 Prozent.
An der Kopenhagener Börse brachen die Aktien von Vestas Wind (15:VWS) um 19 Prozent ein, nachdem der Hersteller von Windkraftanlagen mit seinem Gewinn im dritten Quartal deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Der zunehmende Wettbewerb hatte auf die Preise für Windturbinen gedrückt. Gleichzeitig waren auf vielen Märkten die Preise für mit Wind erzeugten Strom gesunken.
Die Aktien des französischen Energieversorgers Engie (9:ENGIE) stiegen nach vorgelegten durchwachsenen Quartalszahlen um 0,64 Prozent und zählten damit zu den Favoriten im Eurostoxx. Die Investmenthäuser JPMorgan (NYSE:JPM) und Kepler Cheuvreux hatten ihre Kursziele angehoben.
Um 0,70 Prozent ging es im schwachen Gesamtmarkt für die Papiere des Versicherers Generali (6:GASI) abwärts. Analysten sprachen von einem soliden Geschäftsbericht, den die Italiener vorgelegt hätten. Nahezu unverändert schlossen hingegen die Aktien des schweizerischen Konkurrenten Zurich Insurance (5:ZURN) nach Geschäftszahlen.