FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Kursrutsch zur Wochenmitte hat sich der deutsche Aktienmarkt am Donnerstagmittag verhalten positiv präsentiert. Der Dax (DAX) pendelte im Verlauf um die von vielen Marktteilnehmern als bedeutsam erachtete Marke von 13 000 Punkten und notierte zuletzt 0,17 Prozent im Plus bei 12 998,59 Zählern. Am Mittwoch hatten unter anderem neu aufgeflammte Befürchtungen im Handelsstreit zwischen den USA und China den Leitindex deutlich ins Minus befördert.
Der MDax (MDAX), der die Aktien mittelgroßer Unternehmen umfasst, gewann 0,20 Prozent auf 26 752,10 Punkte. Besser sieht es für den TecDax (TecDAX) aus: Der Technologiewerte-Index stieg zuletzt um 0,60 Prozent auf 2813,07 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) legte um rund ein halbes Prozent zu.
"Die Unsicherheit ist an die Börsen zurückgekehrt", schrieb Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. "Die Entwicklungen in Italien könnten für die Europäische Union zu einem großen Problem werden, das können die Aktienmärkte nicht länger ignorieren." Das Land steht vor einem "historischen Wandel": Nach einer fast drei Monate langen Hängepartie ist der Weg für die erste Regierung aus Fünf-Sterne-Bewegung und rechtspopulistischer Lega endgültig frei.
Aus Branchensicht standen vor allem Automobilaktien unter Druck, weil US-Präsident Donald Trump Einfuhrzölle auf ausländische Fahrzeuge prüfen lässt. "Importzölle auf Autos wären ein Albtraum für die deutsche Autoindustrie und würden massive Absatzeinbußen bedeuten", kommentierte dies Thomas Altmann, Leiter des Portfoliomanagements von QC Partners. Entsprechend standen die Papiere von Volkswagen (4:VOWG_p), Daimler (4:DAIGn) und BMW (4:BMWG) mit Verlusten zwischen 1,8 und 2,7 Prozent auf den letzten drei Plätzen im Dax.
Zu den attraktivsten Branchen am deutschen Markt und europaweit zählten Chemiewerte (Stoxx 600 Chemicals PR). Händlern zufolge sorgte eine optimistische Studie der Deutschen Bank branchenweit für Rückenwind. Analyst Tom Jones rechnet mit weiter steigenden Gewinnschätzungen und verwies auf den Ölpreisanstieg, sinkende Zollschranken in China sowie weniger negative Währungseffekte als Gewinntreiber für die Branchenwerte.
Für die zum Umtausch eingereichten Aktien von Linde (4:LIN1) ging es an der Dax-Spitze um 2,3 Prozent nach oben. Die Papiere von BASF (4:BASFN) verteuerten sich um rund 1,3 Prozent. Analyst Sebastian Satz von der britischen Investmentbank Barclays (LON:BARC) glaubt an weiteres Wachstum der Ludwigshafener und hält die Markterwartungen für teils zu pessimistisch.
Die Anteilsscheine der Commerzbank (4:CBKG) zählten mit einem Minus von 1,7 Prozent zu den Dax-Schlusslichtern. Die US-Investmentbank Morgan Stanley (NYSE:MS) hatte zuvor ihre bisher optimistische Haltung aufgegeben und die Aktie wegen schwacher Ertragsaussichten der Bank und deutlich gesenkter Gewinnschätzungen auf "Equal-weight" abgestuft. Analystin Giulia Aurora Miotto verwies dabei auf strukturelle Herausforderungen im Firmenkundengeschäft sowie das nach wie vor niedrige Zinsumfeld.
Die Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn) sanken um 0,6 Prozent. Das Finanzinstitut verschärft mit dem Abbau von Tausenden weiterer Arbeitsplätze seinen Sparkurs. Die Bank will vor allem ihr Aktiengeschäft umbauen, wo etwa 25 Prozent der Stellen wegfallen sollen.
Der Hedgefonds Elliott bestätigte eine "signifikante" Beteiligung am Industriekonzern Thyssenkrupp (4:TKAG). Thyssenkrupp habe einen erheblichen Spielraum für operative Verbesserungen. Die Anleger goutierten die Aussagen mit einem Plus von 1,1 Prozent. Bereits am Dienstag waren die Papiere nach Spekulationen über einen Einstieg des Investors nach oben geschnellt.