FRANKFURT (dpa-AFX) - Unter dem Eindruck des weiter schwelenden globalen Handelsstreits und der politischen Unsicherheit in Deutschland ist der Dax (DAX) am Montag unter die Marke von 12 400 Punkten gerutscht. Die Wall Street wird zum Wochenstart ebenfalls schwächer erwartet, liefert also keine positiven Impulse. Am frühen Nachmittag stand der deutsche Leitindex 1,69 Prozent tiefer auf 12 367,70 Punkten. Er knüpft so an die schwache Vorwoche an.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone verlor 1,23 Prozent. Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen deutschen Unternehmen ging es um 1,38 Prozent nach unten auf 26 036,62 Punkte. Der TecDax (TecDAX) büßte 1,30 Prozent ein auf 2762,69 Punkte.
Der Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten auf der einen und China sowie der EU auf der anderen Seite treibt die Anleger immer weiter in die Defensive. Zuletzt hatte US-Präsident Donald Trump nach Vergeltungszöllen der EU den europäischen Autoherstellern erneut mit Sonderzöllen gedroht. Er verschärfte auch den Ton Richtung China. Ein Ende der "Wie Du mir, so ich Dir-Politik" ist laut dem Chefstrategen Robert Greil von Merck (DE:MRCG) Finck Privatbankiers nicht absehbar.
Den Charttechnik-Experten des Börsenstatistik-Magazins Index Radar zufolge sollten sich Anleger auf weitere Verluste einstellen. Die Seitwärtsbewegung im Dax scheine endgültig vorbei zu sein. Im Extremfall könne das Abwärtspotenzial bis unter die 11 800er-Marke reichen. Geschützt sei der Markt nur kurzfristig durch seinen bereits leicht überverkauften Zustand.
Hierzulande schlägt den Börsianern zudem immer mehr der Asylstreit in der Union auf den Magen. Platzt deshalb die Koalition, droht politische Unsicherheit. Das mögen Marktteilnehmer nicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) konnte zur Asylfrage nach einem EU-Sondertreffen in Brüssel noch keine konkreten Lösungsansätze präsentieren. Wenig erbaulich ist auch die Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Sie hatte sich im Juni erwartungsgemäß eingetrübt.
Für die seit Tagen wegen drohender Strafzölle und der Gewinnwarnung von Daimler (4:DAIGn) gebeutelten Automobilwerte gab es auch am Montag kein Aufatmen. Der Sektor (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) verlor als zweitschwächster der Stoxx-600-Branchenübersicht weitere 1,9 Prozent. Daimler standen 2,3 Prozent tiefer.
Deutlich bergab ging es europaweit auch für Finanzwerte (Stoxx 600 Banks), Rohstoffpapiere (Stoxx 600 Basic Resources PR) und Technologieaktien (STOXX Europe 600 Technology). Kreisen zufolge will die USA chinesische Investitionen in US-Technologiekonzerne erschweren. Die Papiere des Chipherstellers Infineon (4:IFXGn) fielen im Dax um mehr als dreieinhalb Prozent.
Für die Aktien der Commerzbank (4:CBKG) und des Stahl- und Industriekonzerns Thyssenkrupp (4:TKAG) ging es um jeweils gut 2,7 Prozent abwärts. Auch bei den Lufthansa (4:LHAG)-Papieren hält der übergeordnete Abwärtstrend an. Als Schlusslicht im Dax (DAX) sackten sie um mehr als 4 Prozent ab.
Am MDax-Ende rutschten die Papiere des Beleuchtungskonzerns Osram (104:OSRn) um gut 9 Prozent auf 42,38 Euro ab und damit auf den tiefsten Stand seit mehr als 2 Jahren. Südzucker (4:SZUG) verloren im Nebenwerteindex SDax (SDAX) fünfeinhalb Prozent. Auslöser war eine Verkaufsempfehlung der Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS). Analyst John Ennis rechnet bei Zucker mit einem anhaltenden Überangebot und einer nur schleppenden Preisstabilisierung.
Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von 0,19 Prozent am Freitag auf 0,17 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,08 Prozent auf 141,47 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) notierte unverändert auf 162,13 Punkten. Der Euro legte zeitweise bis auf über 1,17 US-Dollar zu und kostete zuletzt 1,1693 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag auf 1,1648 (Donnerstag: 1,1538) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8585 (0,8667) Euro.