NEW YORK (dpa-AFX) - Der bekannteste Wall-Street-Index hat am Mittwoch seine inzwischen siebentägige Gewinnserie fortgesetzt. Gleich zum Handelsstart übersprang der Dow Jones Industrial die Marke von 35 000 Punkten, erreichte ein 15-Monats-Hoch und ist auf gutem Weg den achten Gewinntag in Folge zu verbuchen. Das wäre seine längste Rally-Strecke seit Jahren.
Insgesamt herrscht derzeit allgemein Optimismus, was die Risiken für eine mögliche Rezession in der weltgrößten Volkswirtschaft betrifft. Zudem erwarten die meisten Marktakteure, dass die US-Notenbank nur noch einen Zinsschritt gehen wird, und zwar in der kommenden Woche, und dass dann der Zinserhöhungszyklus beendet wird.
Rund zwei Stunden vor Handelsschluss gewann der bekannteste Wall-Street-Index Dow 0,41 Prozent auf 35 095,41 Punkte. Der S&P 500 stieg um 0,25 Prozent auf 4566,32 Zähler, während der Nasdaq 100 um 0,14 Prozent auf 15 818,42 Zähler nachgab.
Am US-Anleihemarkt ging es für die Renditen zugleich weiter abwärts, nachdem sie bereits in den vergangenen Tagen nachgegeben hatten. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sank auf den tiefsten Stand seit Ende Juni. Zum einen dürfte die überraschend stark abgeschwächte Inflation in Großbritannien als ein Auslöser gelten, denn rückläufige Inflationsraten untermauern Hoffnungen, dass damit der Druck auf die Notenbanken nachlässt, noch weiter an der Zinsschraube zu drehen.
Aktuelle US-Konjunkturdaten lieferten andererseits Hinweise, dass die Zinsanhebungen Wirkung zeigen: Die Bautätigkeit in den USA entwickelte sich im Juni schwach, allerdings nach einem sehr starken Vormonat. Zuletzt hat sich die Lage auf dem Immobilienmarkt wegen rückläufiger Hypothekenzinsen etwas entspannt, die kräftig gestiegenen Zinsen stellen aber weiterhin eine hohe Belastung für den Häusermarkt dar.
Unter den Einzelwerten stachen Goldman Sachs (NYSE:GS) nach Quartalszahlen mit einer ausgeprägten Berg- und Talfahrt hervor. Zuletzt ging es um 1,5 Prozent nach oben. Die Einnahmen der Bank im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren waren zwar hinter den Erwartungen zurückgeblieben, doch insgesamt sei das Quartal besser als gedacht ausgefallen, schrieb etwa RBC-Analyst Gerard Cassidy. Unter Ausklammerung der negativen Einmaleffekte sei das Ergebnis je Aktie im Kerngeschäft deutlich höher als vom ihm und dem Analystendurchschnitt erwartet ausgefallen.
Leicht aufwärts ging es obendrein auch für IBM (NYSE:IBM) und Tesla (NASDAQ:TSLA) , während Netflix (NASDAQ:NFLX) in die Verlustzone drehten. Alle drei präsentieren ihre Quartalsberichte nach Börsenschluss. Die Apple-Aktie (NASDAQ:AAPL) sprang auf ein Rekordhoch bei etwas über 198 US-Dollar und legte zuletzt um 0,6 Prozent auf 194,82 Dollar zu. Insidern zufolge arbeitet das IT-Unternehmen an einem Konkurrenz-System für ChatGPT und andere KI-Chatbots. Die Software werde intern von einigen Mitarbeitern getestet, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg. ChatGPT sorgt seit Ende vergangenen Jahres für Aufsehen, weil der Chatbot auf dem sprachlichen Niveau eines Menschen kommunizieren kann. Die Software des Start-ups OpenAI wurde dafür mit einer gewaltigen Menge an Daten trainiert.
Tags zuvor hatte die Microsoft-Aktie ein Rekordhoch erreicht, nachdem der Software-Gigant Preise für die gewerbliche Nutzung des durch Künstliche Intelligenz (KI) unterstützten Tools Microsoft (NASDAQ:MSFT) 365 Copilot bekannt gegeben hatte. Nun gab das Papier einen Teil der Gewinne wieder ab und war mit minus 1,8 Prozent Schlusslicht im Dow.
Telekomaktien erholten sich nach den jüngst kräftigen Verlusten wegen Sorgen über Bleibelastungen bei Verkabelungen, Umweltschäden und mögliche kostspielige Rechtsstreitigkeiten. Der Telekomkonzern AT&T (NYSE:T) hatte mitgeteilt, dass weniger als zehn Prozent seiner Kabel mit Blei ummantelt seien. Das sorgte für Beruhigung am Markt.
AT&T stiegen als Spitzenwert im S&P 100 um 8,3 Prozent, während Verizon (NYSE:VZ) an der Dow-Spitze um 5,7 Prozent zulegte. Telephone & Data Systems erholten sich mit plus 6,1 Prozent und Frontier Communications sprangen um knapp 24 Prozent nach oben.
Mit plus 1,9 Prozent profitierten außerdem Cisco (NASDAQ:CSCO) davon, dass JPMorgan (NYSE:JPM) empfiehlt, die Aktien des Netzwerkausrüsters im Portfolio überzugewichten.