Investing.com - Der heutige Tag verspricht für Aktionäre und Investoren einiges an Spannung. Während die Quartalszahlen der US-Aktienmärkte für eine leichte Nervosität sorgen, gibt es bei Amazon eine Warnung vor einer Verlangsamung der Cloud-Computing-Sparte. Doch das ist noch nicht alles: Auch wichtige Wirtschaftsdaten aus Europa müssen heute eingeordnet werden und die Marktteilnehmer warten gespannt auf die Vorstellung des bevorzugten Inflationsindikators der Fed.
1. US-Aktienmärkte geben nach
Für die US-Aktienmärkte geht es heute bisher leicht nach unten, da die Anleger eine Reihe von Quartalsergebnissen einordnen müssen, darunter auch die des Technologieriesen Amazon.
Der Dow Jones-Future notiert aktuell 0,5 % im Minus, der S&P 500-Future verliert 0,49 % und der Nasdaq 100-Future fällt um 0,39 %.
Die Papiere des E-Commerce-Riesen Amazon (NASDAQ:AMZN) fielen vorbörslich um mehr als 2 % und machten damit anfängliche Kursgewinne nach der Zahlenvorlage wieder zunichte. Derweil prognostizierte der Chiphersteller Intel (NASDAQ:INTC), dass sich seine Margen in der zweiten Jahreshälfte 2023 verbessern werden. Intel-Aktien notieren im US-Frühhandel höher.
Snap (NYSE:SNAP), der Betreiber hinter der Foto-App Snapchat, hat mit seinen Zahlen die Erwartungen der Börse deutlich verfehlt. Das schlechte Ergebnis sei auf Änderungen an der Werbeplattform zurückzuführen, hieß es im Begleittext des Unternehmens. Die Online-Pinnwand Pinterest (NYSE:PINS), auf der Bilder geteilt werden können, verlor ebenfalls mehr als ein Zehntel ihres Wertes, nachdem ein Einbruch der Werbeausgaben zu einem geringer als erwarteten Wachstum im 2. Quartal geführt hatte.
Der Spiele- und Medienkonzern Sony (NYSE:SONY) meldet heute, dass er aufgrund der Schwäche seines Finanzdienstleistungsgeschäfts im laufenden Geschäftsjahr einen Gewinnrückgang gegenüber dem Rekordwert erwartet.
Im weiteren Verlauf des heutigen Tages gehören die Ölkonzerne ExxonMobil (NYSE:XOM) und Chevron (NYSE:CVX) zu den größten Namen, die eine geschäftige Woche mit Quartalszahlen abrunden.
2. Trübe Aussichten für AWS
Die Aktien von Amazon stiegen zunächst nach der Veröffentlichung der Ergebnisse des 1. Quartals, aus denen hervorging, dass der Umsatz der wichtigsten Cloud-Computing-Einheit Amazon Web Services, ein wichtiger Faktor für den Gesamtgewinn des Konzerns, stärker als erwartet auf 21,4 Mrd. USD gestiegen war. Auch der Gesamtumsatz des Konzerns lag mit 127,36 Mrd. USD über den Prognosen der Börse.
Allerdings gaben die Aktien die Zugewinne kurzfristig wieder ab, nachdem Finanzvorstand Brian Olsavsky in einer Telefonkonferenz mit Analysten davor gewarnt hatte, dass Kunden, die AWS nutzen, ihre Ausgaben aufgrund „schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen“ einschränken würden. Infolgedessen waren die Umsatzwachstumsraten im April „etwa 500 Basispunkte niedriger als das, was wir im ersten Quartal gesehen haben“, fügte Olsavsky hinzu.
Analysten von Morgan Stanley merkten an, dass die kurzfristigen Wachstumsaussichten von AWS jetzt ungewiss seien, auch wenn sie die Aussichten über einen längeren Zeitraum hinweg weiterhin positiv beurteilten.
Andere US-Tech-Giganten wie der Google-Mutterkonzern Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Microsoft (NASDAQ:MSFT) und der Facebook-Eigentümer Meta Platforms (NASDAQ:META) haben bereits diese Woche ihre Quartalszahlen veröffentlicht. Diese Unternehmen konnten ihre Ausgaben drastisch reduzieren, insbesondere auch dank umfangreicher Stellenstreichungen, um die sinkenden Ausgaben der Kunden auszugleichen.
3. Wichtiger Inflationsindikator der Fed rückt näher
Im Laufe des heutigen Tages wird ein von der US-Notenbank genau beobachteter Inflationsindikator veröffentlicht. Viele Anleger sind gespannt darauf, inwieweit sich die jüngste aggressive Geldpolitik der Fed auf die Inflation ausgewirkt hat.
Der Index der persönlichen Konsumausgaben ohne volatile Posten wie Lebensmittel und Energie dürfte im März um 0,3 % gestiegen sein. Im Jahresvergleich dürfte sich der Anstieg auf 4,5 % verlangsamen, nach 4,6 % im Februar.
Der Anstieg der Kreditkosten durch die Fed zeigt erste Anzeichen dafür, dass er sich zunehmend auf das Gesamtwachstum auswirkt. Laut gestern veröffentlichten Daten des US-Handelsministeriums verlangsamte sich die Wirtschaftstätigkeit in den USA im 1. Quartal stärker als erwartet auf 1,1 %. Zum Großteil ist diese Entwicklung auf die steigenden Zinsen und die hohe Inflation zurückzuführen.
4. Wachstum in der Eurozone verlangsamt sich
Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone ist im 1. Quartal weniger stark gestiegen als erwartet, da die hartnäckig hohen Preise und die hohen Zinssätze die Gesamtaktivität belastet haben.
Das saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt im Währungsgebiet stieg in den ersten drei Monaten 2023 um 0,1 % und beschleunigte sich damit gegenüber der Stagnation im 4. Quartal. Allerdings lag das Wachstum unter den Prognosen der Ökonomen, die einen Anstieg von 0,2 % erwartet hatten. Im Jahresvergleich verlangsamte sich das BIP-Wachstum im Zeitraum Januar bis März stärker als erwartet auf 1,3 % und lag damit unter dem vorherigen Wert von 1,8 %.
Deutschland - die größte Volkswirtschaft der Eurozone - verzeichnete trotz der geringen Hoffnungen auf eine Expansion kaum Wachstum. Dies konnte teilweise durch einen Anstieg der Wirtschaftsleistung in Frankreich, Italien und Spanien ausgeglichen werden
Nächste Woche steht das Treffen der Europäischen Zentralbank an. Eine Zinserhöhung gilt als sicher, allerdings noch nicht deren Umfang. Dort wird auch die weitere geldpolitische Ausrichtung festgelegt.
5. Ölpreis mit starker Volatilität
Für den Ölpreis ging es im bisherigen Handelsverlauf heute nach unten, wodurch frühere Zugewinne wieder abgegeben werden mussten. Die Händler reagierten damit auf die stagnierende Wirtschaftstätigkeit in Deutschland. Bereits am Vortag hatte das Wirtschaftswachstum in den USA enttäuscht.
US-Rohöl wird aktuell 0,8 % niedriger bei 74,11 USD pro Barrel gehandelt, während der Brent-Kontrakt um 0,7 % auf 77,67 USD fiel.
Beide Benchmarks sind auf dem besten Weg, in dieser Woche einen Rückgang von mehr als 3 % zu verzeichnen, womit sie in den letzten zwei Wochen um fast 10 % eingebrochen sind. Grund dafür sind Bedenken darüber, wie sich eine mögliche weltweite Konjunkturabschwächung, insbesondere in den USA, dem weltweit größten Ölimporteur, auf die Rohölnachfrage auswirken könnte.
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