FRANKFURT (dpa-AFX) - In einem neuen Anlauf hat sich der Dax (DAX) am Dienstag abermals über die Schwelle von 10 000 Punkten geschwungen. Dabei bekam der deutsche Leitindex leichten Rückenwind von den Überseebörsen. Im frühen Handel stand der Dax 0,65 Prozent höher bei 10 045,77 Punkten.
Bereits am Vortag hatte der Dax zeitweise wieder in den fünfstelligen Bereich vorrücken können, diesen jedoch wegen gesunkener Rohstoff- und Ölpreise nicht halten können. Sinkende Ölpreise gelten als schlechtes Zeichen für die Weltkonjunktur. Zuletzt hatten sich die Preise aber wieder etwas stabilisiert.
Auch aus technischer Sicht gebe es weiter Anlass zur Hoffnung auf eine fortgesetzte Bärenmarktrally, schrieb Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar. Hiervon sprechen Börsianer, wenn in einer insgesamt schwachen Marktphase kurzzeitig kräftige Kurszuwächse verbucht werden.
Auch der breitere Markt präsentierte sich am Morgen freundlich: Der Mittelwerteindex MDax (MDAX) stieg zuletzt um 0,87 Prozent auf 20 213,18 Zähler, und für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) ging es um 0,30 Prozent hoch auf 1625,79 Punkte. Gewinne verbuchten auch die Börsen in Europa: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) rückte um 0,92 Prozent auf 2983,13 vor.
BILANZREIGEN GEHT WEITER
Die Entwicklung der Rohstoffpreise bleibt ein dominierendes Thema an den Märkten. Die jüngsten Konjunkturdaten aus China seien ein Hoffnungsschimmer für die Rohstoffpreis-Entwicklung, sagte Mike van Dulken vom Währungshändler Oanda. So habe etwa der sich abschwächende rückläufige Trend bei den dortigen Erzeugerpreisen für etwas Beruhigung sorgen können.
Auf Unternehmensseite beschäftigte die Bilanzsaison weiter die Anleger. Vertreter der Dax-Riege, aber auch zahlreiche Unternehmen der zweiten und dritten Reihe präsentierten ihre Quartalsergebnisse.
THYSSENKRUPP UND MUNICH RE ENTTÄUSCHEN
Im Dax wurden nach einer gekappten Prognose gleich nach dem Start die Papiere von Thyssenkrupp(XETRA:TKAG) mit knapp 5 Prozent Minus an das Ende durchgereicht. Der heftige Verfall der Stahlpreise hat dem Industriekonzern auch das vergangene Quartal gründlich verdorben, weshalb das Unternehmen aus Essen nun seine Ergebnisziele senkte. Einem Händler zufolge kommt zwar die Gewinnwarnung nicht überraschend, ihr Ausmaß erstaune allerdings.
Verschnupft reagierten die Anleger auch auf den schwachen Jahresstart und die eingedampften Ziele der Munich Re. Die Papiere des Rückversicherers gehörten mit knapp 3 Prozent Kursabschlag ebenfalls zu den größeren Dax-Verlierern. Vorstandschef Nikolaus von Bomhard hatte die Anleger bereits vor zwei Wochen auf der Hauptversammlung auf ein schwaches Jahresviertel eingestellt, woraufhin der Kurs der Aktie stark eingebrochen war und sich hiervon bislang nur mäßig erholt hatte.
AAREAL NACH GEWINNSPRUNG GEFRAGT
Dagegen verhalf ein unerwartet kräftiger Gewinnsprung zum Jahresstart den Aktien des Gewerbeimmobilien-Finanzierers Aareal Bank (XETRA:ARLG) zu einem Kursaufschlag von knapp 7 Prozent und dem unangefochten ersten Platz im Mittelwerteindex MDax (MDAX). Die Anteilsscheine des Index-Kollegen Hannover Rück (ETR:HNR1) zogen nach der Vorlage der deutlich besser als erwartet ausgefallenen Quartalsbilanz um mehr als 3 Prozent an.
Abseits der Bilanzsaison standen Bilfinger-Aktien (XETRA:GBFG) im Fokus. Der kriselnde Bau- und Dienstleistungskonzern will mit Stellenstreichungen pro Jahr rund 100 Millionen Euro sparen. Bei Anlegern kam die Nachricht gut an, die Aktie rückte um rund 3 Prozent vor.
Dagegen belasteten am MDax-Ende mehrere Analystenstudien die Papiere von Hochtief (XETRA:HOTG) mit minus 3 Prozent. Unter anderem strich die französische Großbank Societe Generale (PA:SOGN) ihre Kaufempfehlung für die Titel des Baukonzerns.