Düsseldorf (Reuters) - Der kriselnde Mischkonzern Thyssenkrupp (DE:TKAG) kämpft nach der strategischen Kehrtwende von Vorstandschef Guido Kerkhoff mit Verlusten. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2018/19 (per Ende September) fiel zwar noch ein knapper Nettogewinn von 36 Millionen Euro an, wie Thyssenkrupp am Dienstag mitteilte. Im zweiten Quartal stand jedoch ein Verlust von 99 Millionen Euro zu Buche. Das Ergebnis der wieder im Konzern integrierten Stahlsparte brach in den ersten sechs Monaten ein. Und auch die vor einem Teilbörsengang stehende Aufzugssparte musste etwas Federn lassen. Hohe Materialkosten und der Preisdruck in den USA hätten das Ergebnis belastet.
Ingesamt schrumpfte der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) im Halbjahr um 27 Prozent auf 685 Millionen Euro. Er soll im Gesamtjahr zwischen 1,1 und 1,2 Milliarden Euro liegen. Unter den Strich werde Thyssenkrupp einen Verlust einfahren.
Kerkhoff hatte am Freitag das seit Jahren vorangetriebene Bündnis mit Tata Steel Europe ebenso abgeblasen wie die von ihm geplante Konzernaufspaltung. Der Firmenchef will stattdessen die klamme Konzernkasse mit einem Teilbörsengang der lukrativen Aufzugssparte füllen und für weitere Geschäfte Partner ins Boot holen. Zudem will er in den kommenden ein bis zwei Jahren 1,5 Milliarden Euro einsparen und in drei Jahren 6000 der rund 160.000 Arbeitsplätze abbauen.
ANLAGENBAU MIT HÖHEREN VERLUSTEN
Im europäischen Stahlgeschäft wurde einmal mehr deutlich, wie schwankungsanfällig die Ergebnisse sind. Hatte die Sparte in den vergangenen Jahren dank eines Sanierungskurses zugelegt, brach nun das operative Ergebnis im Halbjahr auf 76 Millionen von zuvor 359 Millionen Euro ein. Für die Aufzugssparte wachsen die Bäume auch nicht in den Himmmel. Nach sechs Monaten war das Ergebnis mit 402 Millionen Euro um gut 20 Millionen Euro niedriger als zuletzt. Im zweiten Halbjahr werde jedoch eine deutliche Verbesserung erwartet. In dem seit Jahren schwächelnden Anlagenbau schrieb Thyssenkrupp noch höhere Verluste als im Vorjahr. Hier stand ein Fehlbetrag von 57 Millionen Euro in den Büchern.