Investing.com – Bei nervösem Handel ging es heute Auf und Ab im Dax. Zu den positiven US-Konjunkturzahlen der letzten Tage kamen heute weitere starke Wirtschaftsdaten, die für zunehmende Unruhe unter den Anlegern sorgte. Der deutsche Leitindex schloss um 0,61% tiefer bei 9.084,95 Punkten. Verlor somit die 9.100 Punkte Marke.
Seit Dienstag hat der Dax inzwischen über 300 Punkte abgegeben, was Spekulationen über eine mögliche Konsolidierung an dem aufgrund der durch die Notenbanken geschaffenen Überschussliquidität überkauften Markt nährt.
In der zweiten Reihe sackte der MDax um 0,63% auf 15.864,93 Zähler ab. Der TecDax sackte um 0,35% auf 1.118,07 Punkte. Die Europäische Zentralbank hat heute zudem bei ihrer Ratssitzung beschlossen ihre Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei jeweils 0,25%, 0,75% bzw. 0,00% zu belassen.
Bei der Pressekonferenz nach Abschluss der EZB-Ratssitzung hielt der Präsident der europäischen Notenbank, Mario Draghi an der vorigen Prognose. Die Wirtschaftslage im Euroraum sei nach wie vor schwach, sagte er. Für das laufende Jahr erwart die EZB aus dem Grund weiter einen Wachstumsrückgang von 0,4%. 2014 dürfe das Bruttoinlandsprodukt in der Währungsunion wieder stärker um 1,1% zunehmen. Im September rechnete die EZB noch mit einem Wachstum von 1%.
Was Spekulationen um einen negativen Einlagezisn für Banken angebelangt, dementierte Draghi, dass die EZB momentan diese Option in Erwägung ziehe. Jedoch schloss er diese und weitere unkonventionelle Maßnahme zur Ankurbelung der Wirtschaft nicht aus, sollte sich die Konjunktur weiter verschlechtern.
Auch die Bank of England hat ihre Geldpolitik gleich belassen. Der Leitinzins bleibt bei 0,5%, wie die Notenbank heute in London bekanntgab. Der Zins soll weiter auf dem Rekordtief belassen werden, solange die Arbeitslosenrate in Großbritannien nicht auf 7% sinkt. Derzeit liegt sie bei 7,6%. Auch das Anleihekaufprogramm zur quantitativen Lockerung bleibt unverändert bei 375 Mrd. Pfund.
Weitere Konjunkturdaten kamen heute aus Spanien, wo die Industrieproduktion im Oktober im Vorjahresvergleich um 1,8% gestiegen ist, was dem dritten Anstieg in Folge entspricht, teilte heute das nationale Statistikamt (INE) mit. Allerdings liegt die jährliche Wachstumsrate kalenderbereinigt um 0,8% tiefer. Im September hatte die Jahresrate noch bei plus 0,8% gelegen.
In Frankreich ist die Arbeitslosenrate im dritten Quartal von 10,8% im Vorquartal auf 10,9% gestiegen, wie heute die Internationale Organisation für Arbeit (ILO) bekanntgab. Es handelt sich um ein 16-Jahreshoch.
An den europäischen Aktienmärkten notierten die wichtigsten Leitindexe im Minus. Der FTSE 100 sank um 0,18%, der CAC 40 verlor 1,17%, der Ibex 35 ging um 1,56% zurück und der FTSE MIB sackte um 1,75% ab.
Auch in Wall Street nimmt die Nervosität in Erwartung des Arbeitsmarktberichts der US-Regierung für November weiter zu. Nach europäischem Börsenschluss verzeichnete der ein Minus von 0,10% auf 15.874,50 Punkte.
Befürchtet wird, dass die Federal Reserve bei weiteren Anzeichen einer robusten Wirtschaftserholung noch in diesem Monat eine erste Drosselung ihres Anleihekaufprogramms vornimmt.
Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind letzte Woche um 23.000 auf 298.000 gefallen, teilte heute das US-Arbeitsministerium mit. Experten waren von einem Anstieg auf 325.000 ausgegangen. Zudem ist die US-Wirtschaft im dritten Quartal deutlich stärker als anfangs erwartet gewachsen, meldete heute das US-Handelsministerium. Die Jahreswachstumsrate betrug 3,6% statt 2,8%, wie vorläufige Berechnungen andeuteten.
Des Weiteren sind im Oktober die US-Industrieaufträge weniger gesunken als vom Markt erwartet. Diese gingen im Vormonatsvergleich um 0,9% zurück, wie das US-Handelsministerium in einem separaten Bericht bekanntgab. Ökonomen waren von einem Minus von 1% ausgegangen. Im September waren die Industrieaufträge noch um 1,8% gestiegen. Am stärksten gaben Transportaufträge bei einem Minus von 5,7% nach.
Am Frankfurter Parkett führte Merck die Gewinnerliste im Dax bei einem Plus von 4,90% an. Für Antrieb sorgte die Ankündigung des Pharma- und Spezialchemiekonzerns das britische Chemieunternehmen AZ Electronic Materials für 403,5 Pence je Aktie zu kaufen. TUI und LPKF waren Topwerte im MDax und TecDax bei Anstiegen von jeweils 3,38% und 4,34%. Zu den Flops gehörten Commerzbank, Metro AG und SMA Solar Technology bei Abschlägen von jeweils 2,09%, 4,75% und 10,10%.