Von Dhirendra Tripathi
Investing.com - Die US-Börsen konnten ihre anfänglichen Gewinne zu Wochenbeginn nicht halten und rutschten während des Tagesverlaufs ins Minus. Im Vorfeld der Berichtssaison für das dritte Quartal halten sich die Anleger mit größeren Positionen zurück. Darüber hinaus belasten das Lieferkettenproblem, steigende Materialpreise und der anhaltende Arbeitskräftemangel weiterhin die Stimmung an der Wall Street.
Der Dow Jones stieg in der Spitze während der Sitzung um mehr als 200 Punkte, schloss aber 250 Punkten tiefer. Von 11 Sektoren des S&P 500 lagen am Ende des Tages acht im Negativbereich.
Dagegen konnte der Ölpreis seinen jüngsten Höhenflug ungebremst fortsetzen: die US-Leitsorte WTI als auch die Nordseesorte Brent schlossen beide über der 80 Dollar-Marke.
Keinen Profit daraus schlagen konnten jedoch die Energieaktien, die trotz steigender Ölpreise zur Verwunderung vieler nicht an ihre zuletzt starke Performance anknüpfen konnten. Der entsprechende Sektor-ETF (NYSE:XLE) büßte 0,3 % an Wert ein.
Doch sowohl Energie- als auch Finanzwerte befinden sich weiterhin in einem intakten Aufwärtstrend und könnten nach Ansicht von Charttechnikern noch weiter steigen. Aufgrund der steigenden Gaspreise waren zuletzt vor allem Ölaktien gefragt.
"Der Breakout im Energiesektor am Freitag deutet darauf hin, dass der Index um weitere 15 % zulegen kann, was viel Aufwärtspotenzial für die einzelnen Unternehmen bedeutet", sagten die Chartexperten von MKM Partners. "Wir raten daher weiterhin zum Kauf von Energieunternehmen."
ConocoPhillips (NYSE:COP) entwickelte sich am Montag schlechter als andere Ölaktien, nachdem das Papier von Goldman Sachs von "Buy" auf "Neutral" herabgestuft wurde. Nach der jüngsten Rallye bei ConocoPhillips gab Goldman Sachs Exxon Mobil (NYSE:XOM) den Vorzug.
Die Wynn-Aktie (NASDAQ:WYNN) rückte zu Wochenbeginn vor und machte einen Teil ihrer Verluste aus dem vergangenen Monat wieder wett. Im September war die Casino-Aktie aufgrund regulatorischer Bedenken in Macao unter Druck geraten. Jim Cramer informierte die Mitglieder seines Investmentclubs am Montag darüber, dass er weitere Wynn-Aktien für seinen Wohltätigkeitsfonds gekauft habe.
Für Bewegung in den nächsten Tagen dürfte die zur Wochenmitte beginnende Berichtssaison sorgen. Die Großbanken führen das Feld der S&P 500 Unternehmen an, die den Investoren in dieser Woche einen Blick in ihre Bilanzen gewähren: JPMorgan Chase (NYSE:JPM) berichtet am Mittwoch, Bank of America (NYSE:BAC), Morgan Stanley (NYSE:MS), Citigroup (NYSE:C) und Goldman Sachs (NYSE:GS) folgen erst später in der Woche.
Wie Reuters unter Verweis auf IBES-Daten von Refinitiv am Freitag berichtete, erwarten Analysten für die S&P 500-Unternehmen im dritten Quartal einen Gewinnanstieg von 29,6 % im Vergleich zum Vorjahr.
Konjunkturseitig stehen in dieser Woche das Fed-Protokoll zur September-Sitzung sowie Daten zur Inflation und zum Umsatz im Einzelhandel auf dem Programm.
Hier sind drei Dinge, die den Markt morgen beeinflussen könnten:
1. Alle Augen sind auf den Ölpreis gerichtet
Laut Analysten der Citigroup könnte Öl in diesem Winter bis auf die Marke von 90 Dollar pro Barrel vorstoßen. Ein Mangel an Erdgas zwinge die Verbraucher möglicherweise zum Umstieg auf Öl. Der Analyst hob seine Prognose für die Nordseesorte Brent auf 85 Dollar an. Diese Marke wurde bereits am Montag fast erreicht.
2. Turbulenzen bei Southwest
Southwest Airlines (NYSE:LUV) musste in den letzten vier Tagen fast 2.000 Flüge streichen, erklärte am Montag aber auch, dass man den normalen Flugbetrieb in dieser Woche wieder aufnehmen werde. Die Airline hatte die Schuld auf Wetter- und Flugverkehrsprobleme in Florida geschoben, aber in den sozialen Medien gab es am Wochenende Spekulationen, dass sich die Piloten wegen der Impfpflicht des Unternehmens krank gemeldet hätten. Die Gewerkschaft dementierte dies. Dennoch ließen die Probleme die Southwest-Aktien am Montag um 3 % sinken.
3. JOLTs-Bericht
Die Zahl der offenen Stellen in den USA, die das Arbeitsministerium im Rahmen der Job Openings and Labor Turnover Survey, oder JOLTS am Dienstag bekannt gibt, dürfte im August auf 10,925 Millionen zurückgehen (Juli: 10,934 Millionen), so die von Investing.com befragten Analysten.
4. Bitcoin-Rallye
Bitcoin sorgte am Montag für Aufsehen, als die Kryptowährung auf über 57.000 Dollar stieg.
Viele Anleger hoffen auf eine baldige Genehmigung eines börsengehandelten Bitcoin-Future-ETF. Außerdem haben die Leiter der Federal Reserve und der Securities and Exchange Commission kürzlich erklärt, dass sie Bitcoin nicht verbieten wollen, was der Cyberdevise im Oktober zu einem Anstieg von 30 % verholfen hat.
Unterstützung erfährt der Bitcoin auch durch die zunehmende Bedeutung als Inflationsschutz, wie Analysten meinen.
Trotz des Kursanstiegs am Montag ändern sich einige Dinge aber nie, so wie der Vorstandsvorsitzende von JPMorgan, Jamie Dimon, Bitcoin als "wertlos" bezeichnete. Der langjährige Bitcoin-Skeptiker merkte jedoch an, dass die Kunden von JPMorgan anders denken.
Lesen Sie auch: