FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Erste Gewinnmitnahmen scheinen angesagt - besonders bei ETFs, die Aktien aus den USA oder der ganzen Welt abbilden. Europas Aktien kommen hingegen weiter gut an. Auch geografische Schwerpunkte sind beliebt, etwa Japan oder Skandinavien.
19. April 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Märkte laufen gut, so gut, dass auch gerne einmal Kasse gemacht wird. "Die Verkäufe überwogen vergangene Woche, das dürften Gewinnmitnahmen gewesen sein", bemerkt Frank Mohr von der Société Générale (EPA:SOGN). Speziell US- und MSCI World-Aktien seien abgegeben worden. "Europäische Aktien und die sonst weniger beachteten japanische Aktien wurden hingegen gekauft."
Die Umsätze bezeichnet Mohr als gut, trotz abermals verkürzter Handelswoche. Holger Heinrich von der Baader Bank berichtet ebenfalls von guten Umsätzen, allerdings mehr Käufen als Verkäufen. "Insgesamt wurde erneut deutlicher mehr und breiter in Europa investiert."
"Ganze Palette gefragt"
Europäische Aktien hängen US-Titel dieses Jahr weiterhin ab: Während der Euro Stoxx 50 auf ein Plus von 14 Prozent seit Jahresanfang kommt, sind es beim S&P 500 nur 8,6 Prozent.
"In Europa ist nahezu die ganze Palette gefragt", erklärt Heinrich. Neben den üblichen ETFs auf große Indizes wie Euro Stoxx 50 (4:E50EUA) oder Stoxx Europe 50 (9:C5E) kämen auch Dividenden- und Momentum-Strategien gut an. Lust auf Spezielleres ist ohnehin da: "Mit dem Amundi MSCI Nordic (4:CN1G) oder dem Lyxor MSCI Greece (4:LYXGRE) wurden auch geografische Schwerpunkte gesetzt", ergänzt der Händler. Mohr meldet Zuflüsse in den Xtrackers MSCI Europe (3:XMEU).
Auch Abflüsse aus MSCI World und US-Trackern
Bei Trackern von weltweiten Aktien ist das Bild uneinheitlich. "Bei uns dominieren die Abgaben", erklärt Mohr. Aus den Portfolios fliege etwa der Lyxor MSCI World (4:X010). Kund*innen der Baader Bank zeigen sich hingegen weiter kauffreudig: Minimum Volatility- und Small-Cap-ETFs stehen ganz oben auf dem Einkaufszettel (IE00BYXPXL17, IE00BCBJG560).
Was US-Aktien angeht, meldet Mohr von der Société Générale deutliche Gewinnmitnahmen beim Amundi MSCI USA (4:ACU2). Heinrich von der Baader Bank registriert dagegen Zuflüsse in US-ETFs mit Fokus Nachhaltigkeit (4:EDMU) oder Qualität (3:FUSI).
Japans Aktien gefragt
Eher ungewöhnlich: Hohe Umsätze weisen laut Société Générale aktuell japanische Aktien auf, oft auch mit ESG-Filter. Etwa setzten Anleger*innen viel auf den iShares MSCI Japan ESG Enhanced (3:EEJD) und den Xtrackers MSCI Japan ESG (6:XZMJ). Mit einem Kursplus von gut 5 Prozent seit Jahresanfang hinken diese europäischen und US-amerikanischen Aktien noch hinterher.
Unterdurchschnittliche ETF-Zuflüsse
Im März summierten sich die weltweiten Zuflüsse in ETFs auf 46,1 Milliarden Euro, wie Amundi meldet. "Dies ist eine Verbesserung gegenüber dem Vormonat, aber immer noch unter dem langjährigen Durchschnitt", erklärt der Emittent. Ein Plus verzeichneten vor allem Bond-ETFs, und zwar um 32,9 Milliarden Euro. In Aktien-ETFs flossen hingegen nur 9,6 Milliarden Euro. Die beiden beliebtesten ETF-Strategien: langlaufende Staatsanleihen und ultrakurze Anleihen.
Gern genommen: Gesundheitsaktien
Umsatzstärkste Branchen sind diesmal die Gesundheits-, die Grundstoff-, die Technologie- und die Energiebranche, wie Mohr erklärt. Gesundheits- (3:XUHC) und Energie-ETFs (3:MLPD) stehen überwiegend auf den Einkaufslisten, Grundstoff- (4:CD91) und Technologiewerte (6:RBOT) hingegen auf den Abgabeliste. Im Fall der Energiebranche macht sich wohl weiter der Preissprung von Öl bemerkbar: Die überraschend angekündigte Kürzung der Fördermenge durch die Staaten des Ölverbunds Opec+ hatte den Preis nach oben schießen lassen.
Weniger beachtet als üblich: Banken-Tracker wie der iShares Euro Stoxx Banks 30-15 (4:SX7EEX) und der iShares Stoxx Europe 600 Banks (4:SX7PEX). Diese haben sich nach dem Einbruch im März deutlich erholt, die Niveaus vor Ausbruch der Bankenturbulenzen sind allerdings noch nicht wieder erreicht.
Unternehmensanleihen oder kurz laufende Staatsanleihen
Im Handel mit Anleihen-ETFs dreht sich derzeit viel um Unternehmenspapiere. Kunden der Société Générale setzen zum Beispiel gerne auf europäische Corporates, etwa mit dem iShares Core EUR Corp Bond (3:IEAC), gerne auch mit Nachhaltigkeitsfilter, etwa mit dem Amundi Index Euro Corporate SRI (6:ECRPI).
Was Staatsanleihen angeht, kommt derzeit der JPM BetaBuilders US Treasury Bond 0-1yr (3:BBIL) gut an. Der bietet Zugang zu auf US-Dollar lautenden US-Staatsanleihen mit Restlaufzeit von bis zu einem Jahr.
von: Anna-Maria Borse, 19. April 2023, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn)
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.