Viele Aktienmärkte befinden sich derzeit auf dem Rückzug. Der Hang-Seng- fällt schon seit Anfang 2018, der DAX- seit November 2021 und der S&P 500-Index seit Dezember 2021. Die Risiken einer Rezession nehmen zu. Europa könnte es infolge der hohen Energie- und Strompreise besonders hart treffen. Aktien würden in so einem Umfeld weiter fallen. Hinzu kommt, dass die amerikanische und europäische Zentralbank derzeit ihre Zinsen anheben. Zins- und Cash-Anlagen werden somit attraktiver.
Die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe liegt derzeit bei 1,5 % (29.08.2022) und einzelne Tagesgeldkonten bieten 0,20 % Zinsen. Sollte man in einem solchen Umfeld also nicht 100 % Cash halten?
Gründe gegen Cash Viele Trader versuchen, den Markt zu timen, und stehen deshalb aktuell an der Seitenlinie. Doch dies birgt das Risiko, den nächsten Anstieg zu verpassen. Wie schnell der Markt drehen kann, haben wir zwischen Juni und August 2022 erlebt. Händler versuchen so große Rückschläge zu vermeiden. Doch meist verlagern sich die Drawdowns so nur in eine Phase, in der das Markttiming fehlschlägt (beispielsweise in einer Seitwärtsbewegung).
Aus fundamentaler Sicht ist die hohe Inflation derzeit sehr bedeutsam. Im Juli 2022 lag sie in Deutschland weiterhin bei 7,5 %. Die Kaufkraft von 100 Euro sinkt so in nur einem Jahr auf 92,5 Euro. Wenn wir diesen Verlust nun mit den gebotenen Zinsen von 0,2 % für das Tagesgeld und 1,5 % für Anlehen vergleichen, wird klar, dass Cash keinen guten Schutz bietet.
Cash zu halten fühlt sich oft gut und sicher an, weil er sich offensichtlich nicht verändert. Doch in Wahrheit verliert er jeden Tag an Wert.
Anleger sollten immer langfristig denken. Wer dies tut und die einzelnen Vermögensklassen miteinander vergleicht, stellt fest, dass Cash die schlechteste aller Anlagen ist. Lohnenswert ist sie nur, wenn der Zins über der Inflationsrate liegt. Derzeit müsste ein Tagesgeldkonto also mindestens 8 % bringen, um attraktiv zu sein.
Anleger sollten über eine Reserve verfügen Anleger sollten trotzdem immer einen Teil des Vermögens Cash halten, um etwa sechs bis zwölf Monate überbrücken zu können. Dieser Bestand dient dazu, unverhoffte Ausgaben bewältigen und Krisen gut überstehen zu können.
Doch alles, was darüber hinausgeht, sollten wir gerade in Phasen, wo die Märkte fallen, langsam investieren. Sollte die Rezession erst einmal in den Daten klar erkennbar sein, ändern Notenbanken ihre Meinung meist sehr schnell und senken die Zinsen wieder. In China ist dieser Prozess bereits gut erkennbar. In Europa und den USA wird es später nicht anders kommen.
Kurse können schnell drehen Genau dann dauert es meist nicht mehr lange, bis die Kurse wieder steigen. Sie könnten aber auch bereits im Vorfeld, in Erwartung der sinkenden Zinsen, wieder anziehen. Ein plötzliches Ende des Ukrainekrieges könnte ebenfalls zu einer schnellen Kurswende führen.
Jeder Anleger sollte seiner eigenen Strategie folgen. So kann auch eine breite Streuung über viele Vermögensklassen die zwischenzeitlichen Abschwünge gegenüber Aktien deutlich mindern.
Motley Fool Deutschland 2022