Frankfurt (Reuters) - Aus Furcht vor einem Rückschlag für die Erholung der Weltwirtschaft von den Folgen der Corona-Pandemie ziehen sich Anleger aus den europäischen Aktienmärkten zurück.
“Neben Reisewarnungen ist es vor allem die Gefahr von Lockdowns, welche die Wirtschaft ausbremsen könnte”, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Dax und EuroStoxx50 verloren am Freitag jeweils etwa ein halbes Prozent auf 12.555 und 3144 Punkte und steuerten mit einem Minus von mehr als vier Prozent auf ihre größten Wochenverluste seit dreieinhalb Monaten zu.
Die Bemühungen um zusätzliche US-Konjunkturhilfen verhinderten einen größeren Ausverkauf, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. “Die Demokraten wollen einen neuen Vorschlag präsentieren und Verhandlungen starten. Die Chancen auf einen Deal vor der Präsidentschaftswahl im November sind zwar weiterhin gering, aber die Börsen reagieren positiv auf jeden noch so kleinen Fortschritt.”
Das parteipolitische Gezänk um ein neues US-Konjunkturpaket mache auch Anleihe-Anleger zu schaffen, schrieben die Analysten der Bank Unicredit (MI:CRDI). Daher würden sich die Bonds vorerst nicht aus ihrer engen Handelsspanne der vergangenen Wochen befreien können. Die zehnjährigen Bundesanleihen rentierten am Freitag kaum verändert bei minus 0,515 Prozent.
ROHSTOFFE AUF ERHOLUNGSKURS - REISEWERTE UNTER DRUCK
Am Rohstoffmarkt verteuerte sich die Ölsorte Brent aus der Nordsee um 0,8 Prozent auf 42,29 Dollar je Barrel (159 Liter), Gold um 0,2 Prozent auf 1871,66 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und Kupfer um 0,9 Prozent auf 6579,50 Dollar je Tonne. Börsianer sprachen von Reaktionen auf vorangegangene Kursverluste. Vor allem die Aussichten für die Ölnachfrage seien wegen der neuen Reise-Beschränkungen trübe, warnten die Analysten der ANZ Bank.
Aus dem gleichen Grund gingen auch die Reise- und Touristikwerte erneut in die Knie. Der europäische Branchenindex verlor ein knappes Prozent.
KAMPF DER MILLIARDÄRE UM LAGARDERE
Am Pariser Aktienmarkt sorgte ein knapp 30-prozentiger Kurssprung von Lagardere für Aufsehen. Damit steuerten die Aktien des Herausgebers der Zeitschrift “Paris Match” auf den größten Tagesgewinn seit mehr als 33 Jahren zu. Zuvor hatte Bernard Arnault, der reichste Mann Frankreichs, seine direkte Beteiligung an dem Unternehmen öffentlich gemacht. Darüber hinaus sei er über ein Investment-Vehikel des Firmenchefs Arnaud Lagardere mit knapp 13 Prozent an dem Konzern, der neben Verlagen auch Duty-Free-Shops sowie Restaurants an Flughäfen und Bahnhöfen betreibt, beteiligt. Damit stellte sich Arnault gegen den Milliardär Vincent Bollore, der den Medienkonzern Vivendi (PA:VIV) kontrolliert. Dieser will gemeinsam mit einem weiteren Lagardere-Großaktionär, dem Finanzinvestor Amber, das Unternehmen zerschlagen.
In Deutschland legte Hensoldt ein enttäuschendes Börsendebüt hin. Die Aktien des Rüstungselektronik-Anbieters notierten mit 10,57 Euro zeitweise zwölf Prozent unter ihrem Ausgabepreis von zwölf Euro, der schon am unteren Ende der Angebotsspanne gelegen hatte.