Am 24.10. präsentierten sowohl Daimler (DE:DAIGn) (DE:DAIGn) (WKN:710000) als auch Amazon (NASDAQ:AMZN) (NASDAQ:AMZN) (WKN:906866) ihre Q3-Zahlen. Während die Amazon-Aktie infolgedessen knapp 4 % verlor, setzte die Daimler-Aktie zum Steigflug an – zeitweise notierte sie 6 % höher als am Vortag.
Wer sich die Zahlen etwas genauer anschaut, der mag sich über diese Reaktion durchaus wundern. Was ich damit meine – und inwiefern die Zahlen meine Einschätzung zu den beiden Aktien beeinflussen –, erfährst du, wenn du weiterliest.
Was Daimler zu berichten hatte … Lass uns zunächst einmal einen Blick auf die Q3-Zahlen von Daimler werfen – denn sie waren wohl ausschlaggebend für den eben beschriebenen Kurssprung.
Q3 2018 bis Q3 2019 | |
Umsatz | + 8 % |
Gewinn (EBIT) | + 8 % |
Fahrzeugabsatz | + 6 % |
Sowohl Umsatz als auch Gewinn konnten gesteigert werden: Endlich wieder ein positives Zeichen aus Stuttgart! Nach mehreren Gewinnwarnungen konnte man – zum ersten Mal seit Monaten – mit guten News glänzen. Damit hat der Markt wohl nicht gerechnet – entsprechend positiv reagierte die Daimler-Aktie.
Auf Basis der ersten drei Quartale 2019 sieht das Bild allerdings deutlich trüber aus.
Q1–Q3 2018 bis Q1–Q3 2019 | |
Umsatz | + 4 % |
Gewinn (EBIT) | – 53 % |
Fahrzeugabsatz | + 0 % |
Der Umsatz wächst im Schneckentempo, der Fahrzeugabsatz stagniert und der Gewinn bricht ein – das Jahr 2019 wird trotz eines ordentlichen Q3 als ein schlechtes in die Geschichte von Daimler eingehen.
Mein Fazit zum Kurssprung bei Daimler: Wenn eine Aktie auf ein derart niedriges Niveau heruntergeprügelt wird, wie das bei Daimler der Fall war, dann reicht ein einziges gutes Quartal für einen satten Kurssprung – genau das ist bei Daimler Ende Oktober passiert.
… und das gab’s bei Amazon Neues Wie erwähnt, ging’s bei der Amazon-Aktie genau in die andere Richtung – nämlich nach unten. Das mag beim Blick auf die Zahlen der ersten neun Monate durchaus verwundern.
Q1–Q3 2018 bis Q1–Q3 2019 | |
Umsatz | + 20,3 % |
Gewinn (EBIT) | + 23,5 % |
Free Cashflow (ttm) | + 52,6 % |
Der Umsatz wächst schnell, der Gewinn sogar noch schneller. Und der Free Cashflow explodiert geradezu. In Anbetracht der Größe von Amazon sind diese Zahlen nicht wirklich ein Grund für fallende Kurse – eigentlich.
Im Gegensatz zur Daimler-Aktie ist die Amazon-Aktie allerdings relativ hoch bewertet – der Markt erwartete geradezu, dass das Unternehmen kontinuierlich so schnell weiterwächst, wie es das in den letzten paar Jahren getan hat. Hohe Erwartungen – hohes Rückfallpotenzial: Kleinste Verfehlungen führen sofort zu fallenden Kursen!
Mein Fazit zum Kursverfall bei Amazon: Wenn eine Wachstumsaktie die Erwartungen verfehlt – wenn auch nur knapp, dann geht’s schnell mal nach unten. Insbesondere bei Unternehmen wie Amazon, die ihre Aktionäre jahrelang mit traumhaften Zahlen verwöhnt haben.
Das große Ganze wird dann schnell mal aus den Augen verloren …
Mein Fazit zur Amazon-Aktie und zur Daimler-Aktie Kurzfristige Reaktionen, wie wir sie bei Amazon und Daimler gesehen haben, basieren fast ausschließlich auf den Markterwartungen. Werden sie getroffen – oder sogar übertroffen, steigt die Aktie sprungartig an. Werden die Erwartungen verfehlt, geht’s nach unten.
Mit der fundamentalen Lage des Unternehmens hat das nur sehr wenig zu tun.
Wir Privatanleger sollten meiner Meinung nach nicht versuchen, solch kurzfristige Reaktionen vorherzusagen – in meinen Augen wäre das reine Spekulation. Denn auf welcher Basis soll ein normaler Privatanleger bitte vorhersehen können, ob der Gewinn um 15,0 % im letzten Quartal gestiegen ist – statt wie erwartet um 13,9 %?
Die besten Chancen auf hohe Renditen haben wir Anleger in meinen Augen, wenn wir einen Anlagehorizont von zehn Jahren und mehr mitbringen. So müssen wir nicht auf die nächsten Quartalszahlen spekulieren – wir können uns auf die Produkte, Fähigkeiten und Zukunftsaussichten eines Unternehmens konzentrieren – und basierend darauf eine langfristige Investitionsentscheidung treffen.
Ach ja – in meinen Augen sind übrigens sowohl die Amazon-Aktie als auch die Daimler-Aktie auf Basis dieser Kriterien äußerst interessante Investments. Und das ganz unabhängig von den jüngsten Quartalszahlen.
John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Amazon. Thomas Brantl besitzt Aktien von Amazon und Daimler.
Motley Fool Deutschland 2019