Investing.com - Der DAX profitierte am Tag der Deutschen Einheit von den neuen Budgetplanungen der italienischen Regierung. So stieg der Leitindex laut Indikation von Lang & Schwarz in der Spitze auf 12.360 Punkte. Von der anfänglichen Euphorie ist am Donnerstag morgen aber nur noch sehr wenig zu spüren. Grund dafür sind die in die Höhe schnellenden US-Renditen.
Für Entspannung am europäischen Aktienmarkt sorgte gestern die Meldung, wonach die italienische Regierung zwar weiterhin an einem Defizit von 2,4 Prozent des BIPs 2019 festhalten will, dieses jedoch im Jahr 2020 dann auf 2,2 Prozent und 2021 auf 2,0 Prozent abschmelzen lassen will. Die Renditen für zehn- und zweijährige italienische Staatsanleihen gaben daraufhin nach, was die Aktienmärkte aufatmen ließ.
Das gab den wichtigsten Indizes in Europa etwas Auftrieb. So stieg der italienische FTSE MIB um 0,84 Prozent auf 20.736,01 Punkte und das französische CAC 40 um 0,43 Prozent auf 5.491,40 Punkte. Der spanische IBEX 35 kletterte um 0,60 Prozent auf 9.361,10 Zähler. Der Euro Stoxx 50 Future stieg sogar kurzfristig zurück über die wichtige Marke von 3.400 Punkte, konnte diese zum Handelsschluss aber nicht halten.
Fraglich ist, ob die Erholung der europäischen Indizes nachhaltig ist. Denn plötzlich ist nicht mehr Italien das top Thema am Markt, sondern das Zinsgespenst treibt wieder sein Unwesen.
So stiegen die US-Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen gestern auf den höchsten seit sieben Jahren und übersprangen zudem wichtige Widerstandsniveaus, was auf weiter steigende Zinsen hinweist. Auslöser dafür waren Wortmeldungen von Fed-Chef Jerome Powell, der auf einem Event sagte, dass die Zinsen noch akkommodierend und noch lange nicht auf einem neutralen Niveau angelangt sind. Zudem betonte er, dass die Fed die Zinsen auch noch weiter erhöhen könne, selbst wenn man das neutrale Niveau erreicht habe.
Seine Aussagen schoben die US-Renditen deutlich nach oben, während die US-Aktienmärkte und die europäischen Futures in den Sinkflug übergingen. Der S&P 500 Futures sank zuletzt um mehr als 13 Punkte auf 2.918 Zähler, während der Dow zwar gestern noch ein neues Rekordhoch erzielen konnte, aber sich dann doch recht deutlich wieder davon zurückzog.
Gleiches gilt für die DAX-Futures nach Indikation von Lang & Schwarz: nach der anfänglichen Euphorie und Kursen über 12.360 Punkten, konnte sich der Terminkontrakt nicht nachhaltig über der Marke von 12.300 etablieren und notierte zuletzt auf 12.238 Zähler.
Historisch betrachtet wechseln Anleger vom Aktien- in den Rentenmarkt, wenn die Zinsen etwas weniger als 5 Prozent betragen. Zu beobachten war das bereits im Jahr 2001, aber auch 1994 und 1990 war das der Fall. Bis zur Marke von 5 Prozent haben die zehnjährigen Zinspapiere zwar noch etwas Spielraum, aber die Rotation raus aus Aktien, rein in Rentenpapiere könnte durch die steigenden Zinserhöhungserwartungen schon langsam deutlich an Fahrt aufnehmen.
Heute zu beachten ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sowie der Challenger Arbeitsplatzabbau und die Zahlen zum Auftragseingang. Morgen dann der US-Arbeitsmarktbericht, der neben dem Beschäftigungswachstum und der Arbeitslosenquote auch die Lohndaten beinhaltet.
Geschrieben von Robert Zach