Ein passives Einkommen ist ein ziemlich gutes Ziel. Wer Freiheit erhalten möchte, der muss in irgendeiner Form auf Mittelrückflüsse setzen. Früher oder später dürfte das Thema viele Investoren tangieren. Aber: Zugegebenermaßen nicht alle.
Am Anfang hatte ich eine gewagte These, die kaum haltbar ist: Kaufe High-Yield-Dividendenaktien und dein passives Einkommen wird schon passend werden. Idealerweise verknüpft mit einer starken Historie, einem Geschäftsmodell, von dem es okay ist, lediglich die Hälfte zu verstehen. Kennzahlen wie das Ausschüttungsverhältnis habe ich berücksichtigt. Ich war schließlich … weitsichtig!
Ich will nicht sagen, dass ich alles weiß und einen heiligen Gral geknackt habe. Das wäre eine Lüge. Aber: Meinen Ansatz habe ich ausgehend von dieser ersten Annahme inzwischen komplett verändert.
Passives Einkommen: Der Gedanke, der meinen Ansatz veränderte Ich habe durch Warren Buffett das unternehmensorientierte Investieren gelernt. Um ehrlich zu sein ist das nicht die bahnbrechende Erkenntnis, sondern lediglich die halbe Miete. Aber darauf basierend ist auch die Veränderung eingetreten, die ich heute ansprechen möchte. Keine Frage: Das Unternehmen ist wichtiger als die Dividende. Wenn dir das neu ist, so hast du heute auch bereits etwas gelernt.
Der springende Punkt ist jedoch: Anstatt auf High-Yield-Aktien mit einer starken Dividende und einem moderaten Ausschüttungsverhältnis mit einem guten Geschäftsmodell zu setzen, habe ich einen anderen Fokus. Primär achte ich darauf, dass das Geschäftsmodell wirklich gut ist. Und, Achtung, jetzt kommt’s: Dass es noch Raum für weiteres Wachstum gibt. Pricing-Power, Mengenwachstum, Expansion oder mehr, viele Wege führen letztlich zum Ziel. Aber das ist für mich das Ausschlusskriterium.
Ja, ich kaufe für mein passives Einkommen lieber eine Dividendenaktie, die lediglich 2,x % Dividendenrendite hat oder gerade die 3 vor dem Komma. Aber: Die über Jahre und Jahrzehnte starkes Wachstum verzeichnen kann, oder zumindest ein moderates, beständiges. Hier bin ich überzeugter, dass die Gesamtrendite und in Summe auch die Dividendenrendite aufgrund des Wachstums irgendwann die meisten High-Yield-Aktien schlagen kann. Trotzdem agiere ich natürlich preisbewusst und kaufe nicht jede Aktie, nur weil sie wächst.
Mittelmaß … und Fokus! Im Endeffekt ist es ein gesundes Mittelmaß. Das Unternehmen muss stimmen, eine Mindest-Dividende sollte vorhanden sein, zudem ist auch ein Kennzahlen-Mix um Historie und Ausschüttungsverhältnis relevant. Aber das finale Kriterium ist: Ein Unternehmen, das mir ein passives Einkommen beschert, braucht Wachstumsmöglichkeiten. Nicht nur theoretisch, sondern auch möglichst konkret. Andere Aktien kommen mir nicht mehr ins Depot. Das Mittelmaß betrifft den Kompromiss, aber nicht die Art von Aktien, die ich in meinem Portfolio für ein passives Einkommen haben will.
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