Investing.com - Der S&P 500 beendete die vergangene Woche mit einem Kursplus von fast 2,7 %, nachdem das unerwartet milde Lohnwachstum eine Rallye bei Risikoanlagen ausgelöst hatte. Zudem ging die Jahresteuerung im Dezember auf 6,5 % zurück, gegenüber 7,1 % im November und einem Höchststand von 9,1 % im Juni.
Der US-Leitindex testet nun die maßgebliche absteigende Trendlinie, die tiefere Tiefs miteinander verbindet. Viele Analysten sehen in dieser Zone einen wichtigen Widerstandsbereich für den S&P 500.
Der NASDAQ Composite (IXIC) rückte letzte Woche um 4,8 % vor und schloss zum ersten Mal seit Anfang Dezember oberhalb der Marke von 11.000 Punkten. Der Tech-Index registrierte aufgrund des sich aufhellenden Risikoappetits der Marktteilnehmer den größten Wochengewinn seit November.
Für den {{169|Dow Jones Industrial} (DJI) ging es im Wochenverlauf um 2 % nach oben. Die Bullen arbeiten daran, die Rallye auf die zuletzt im April 2022 gesehene Marke von 35.000 Punkten auszuweiten.
Schwacher Start in die Berichtssaison
Die Berichtssaison für das 4. Quartal hat am Freitag mit den Geschäftszahlen mehrerer Großbanken begonnen. JPMorgan (NYSE:JPM) und Bank of America (NYSE:BAC) übertrafen beide die Markterwartungen, während Wells Fargo (NYSE:WFC) wegen unerwartet hoher Ausgaben enttäuschte.
Jamie Dimon, CEO von JPMorgan, sagte, dass die US-Wirtschaft zwar "derzeit noch stark" sei, er aber Gegenwind für die größte Volkswirtschaft der Welt sehe.
"Wir wissen jedoch noch nicht, wie sich der Gegenwind durch geopolitische Spannungen wie den Krieg in der Ukraine, die prekäre Energie- und Lebensmittelversorgung, die hartnäckige Inflation, die die Kaufkraft aushöhlt und die Zinsen in die Höhe getrieben hat, und die beispiellose quantitative Straffung letztlich auswirken wird", so Dimon.
Die Aktie von Goldman Sachs (NYSE:GS) gibt heute nach. Die Großbank hat die Umsatzschätzungen für das vierte Quartal verfehlt, während Morgan Stanley (NYSE:MS) bessere Zahlen als erwartet vorlegte. Im Verlauf dieser Woche legt auch Netflix (NASDAQ:NFLX) am Donnerstag nach US-Börsenschluss seine Finanzergebnisse vor. Der Bericht ist umso spannender, als die Aktie in den letzten Wochen eine solide Performance gezeigt hat.
Was sagen die Analysten zu den Aussichten für US-Aktien?
Vital Knowledge: "Wir sind immer noch optimistischer als die meisten anderen, vor allem weil die disinflationären Kräfte schneller an Kraft gewinnen, als sich das Gewinnumfeld verschlechtert. Hinzu kommt ein beträchtlicher positionierungsbedingter Rückenwind, weil bearish positionierte Investoren mit den zunehmenden Chancen einer "weichen Landung" für die US-Wirtschaft rechnen müssen. Die Marke von ca. 4.100 Punkten beim SPX wird jedoch weiterhin nur schwer zu überwinden sein."
Credit Suisse (SIX:CSGN): "Die Aktienkurse sind seit dem 12. Oktober um 11,8 % gestiegen. Ausschlaggebend dafür sind die sinkende Inflation und die sinkenden Zinssätze, die Erwartung einer Pause der US-Notenbank und das abnehmende Rezessionsrisiko. Obwohl die Berichtssaison für das vierte Quartal gerade erst begonnen hat, sollte auch die Beat-Rate von 6,6 % in die Liste der positiven Impulsgeber für den Markt aufgenommen werden."
JPMorgan: "Es hat den Anschein, als ob sich die Anleger zunehmend für Zinssenkungen der Fed positionieren (wie von der Terminkurve impliziert) und nicht mehr an den Dot Plot der Fed glauben (keine Zinssenkungen im Jahr 2023)."
Bank of America: "Die Fondsmanager in der FMS-Umfrage sehen den S&P 500 in 12 Monaten bei 3.892 (Stand heute: 3.999). Nur 37 % sehen den S&P 500 in den nächsten 12 Monaten über 4.000 (gegenüber 57 % zuvor).
Citi: "Die jüngste Richtung war sowohl bei den Kursen als auch bei der Positionierung klar, aber die Nettopositionierung bleibt sowohl beim S&P- als auch beim Nasdaq-Index leicht bearish. Die Rallye hat dazu geführt, dass alle Short-Positionen Verluste erlitten haben, und eine Auflösung der Short-Positionen in Höhe von 13 Milliarden Dollar könnte die Rallye kurzfristig unterstützen. Vor allem aber scheint die derzeitige Positionierung angesichts der Ausgangslage nicht überzogen zu sein, so dass die Aufwärtsbewegung noch länger anhalten kann."
Goldman Sachs: "Nach einer kräftigen Rallye seit Jahresbeginn bleiben wir gegenüber Aktien vorsichtig gestimmt. Wir erwarten zwar einen Trendwechsel an den Märkten in diesem Jahr, aber die Hürde für Investments in Aktien ist gestiegen. Anleihen und Cash stellen jetzt eine angemessene Alternative dar. Per Saldo werden die Gewinnaussichten entscheidend sein, denn höhere Realzinsen dürften die Bewertungen belasten."
Morgan Stanley: "Bärenmärkte sind wie ein Spiegelkabinett, das die Anleger verwirren und ihnen ihr Geld wegnehmen soll. Vertrauen Sie auf IHREN Fundamentalprozess. Wir sind der Meinung, dass die Margen/Gewinne signifikant enttäuschen werden, egal ob es eine Rezession gibt oder nicht. Wir bekräftigen diese Ansicht heute noch einmal... Unsere Basisprognose für den Gewinn je Aktie des S&P 500 für das Jahr 2023 liegt bei 195 Dollar, aber wir tendieren aufgrund der oben erwähnten Dynamik zunehmend zu unserem Bear Case von 180 Dollar."
BTIG: "Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass es sich um eine Gegenbewegung handelt, aber die nächsten zwei Wochen sollten Aufschluss über die tatsächliche Dauer dieser Bewegung geben."
von Senad Karaahmetovic
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