Investing.com - Der S&P 500 hat in der ersten Handelswoche des neuen Kalenderjahres um 1,45 % fester geschlossen. Ausschlaggebend dafür war der US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag, den der Markt als bullisch für Aktien auslegte. Der NASDAQ Composite beendete die Woche fast 1 % im Plus, während der Dow Jones Industrial 1,46 % höher schloss.
Der MSCI AC World (NASDAQ:ACWI), das Flaggschiff unter den globalen Aktienindizes, legte in der vergangenen Woche rund 2,6 % zu. Nach Regionen betrachtet entwickelten sich Europa und China aufgrund einer beschleunigten Wiedereröffnung Chinas und eines milder als erwarteten Winters in Europa besser als befürchtet.
Aber warum ziehen die Aktien in den USA wieder an? Obwohl die Arbeitslosenquote im Dezember auf 3,5 % gesunken ist und damit ein neues Tief erreicht hat, hat die Verlangsamung des Lohnwachstums Wetten auf eine Abkehr der Federal Reserve von ihrer aggressiven Straffung der geldpolitischen Bedingungen genährt.
Die schwächer als erwartet ausgefallenen durchschnittlichen Stundenlöhne lösten eine Aktien-Rallye aus. Hintergrund ist die Überzeugung der Anleger, dass die Arbeitslosenquote für die Fed nicht so relevant ist, wenn sich das Lohnwachstum abschwächt. Infolgedessen erwartet der Markt nun, dass die US-Notenbank auf ihrer nächsten Sitzung am 1. Februar ihren Leitzins nur um 0,25 % anheben wird.
Beginn der Q4-Berichtssaison
Die Berichtssaison für das 4. Quartal beginnt Ende dieser Woche. Laut Konsens wird kein Gewinnwachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erwartet. Der Umsatz soll um 8 % steigen, wobei die Finanzanalysten davon ausgehen, dass dieses Wachstum durch einen Rückgang der Gewinnmargen ausgeglichen wird.
Per Saldo dürfte das EPS des S&P 500 im 4. Quartal um 5 % sinken (ohne Energie). Mehrere Aktienanalysten, u.a. von Goldman Sachs und Deutsche Bank, haben in den letzten Tagen angedeutet, dass weitere Abwärtskorrekturen der Konsensprognosen für das EPS 2023 wahrscheinlich sind, was ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die laufende Aktien-Rallye auf tönernen Füßen steht.
Den Startschuss in die Bilanzsaison geben am Freitag, den 13. Januar, die Großbanken Bank of America (NYSE:BAC), JPMorgan (NYSE:JPM) und Wells Fargo (NYSE:WFC), bevor in der darauffolgenden Woche die Tech-Giganten ihre Ergebnisse für das vierte Quartal vorlegen werden.
Was meinen die Wall Street-Analysten?
Im Folgenden sind die neuesten Kommentare mehrerer bekannter Wall-Street-Banken zusammengefasst, während sich die Marktteilnehmer auf eine weitere volatile Woche mit dem für diesen Donnerstag erwarteten Inflationsbericht für Dezember vorbereiten.
Wells Fargo: "Das 'Most-Shorted'-Portfolio von Wells Fargo entwickelte sich am Freitag unterdurchschnittlich, ebenso wie risikoreichere Aktien. Value-Titel zeigten dagegen eine Outperformance. Das deutet darauf hin, dass die Rallye vom Freitag möglicherweise dauerhafter ist, als manche erwarten, da sie durch eine prozyklische Reaktion nach dem Arbeitsmarktbericht ausgelöst wurde - und nicht durch die Eindeckung von Risiko- und Shortpositionen."
Morgan Stanley: "Wir glauben nicht, dass ein S&P 500 zwischen 3.500 und 3.600 mit der Konsensmeinung einer milden Rezession vereinbar ist. So könnte der Konsens zwar mit der Richtung, aber nicht mit dem Ausmaß der Rezession richtig liegen."
Vital Knowledge: "Wir sind immer noch optimistischer als der Konsens (aufgrund der sich häufenden disinflationären Daten, des unterschätzten Rückenwinds bei den Gewinnen und des übermäßigen Pessimismus), aber das Ausmaß der Rallye am Freitag erscheint etwas übertrieben, und der SPX sieht sich weiterhin einem starken Widerstand bei rund 4.100 gegenüber."
Goldman Sachs (NYSE:GS): "Wir erwarten weitere Abwärtskorrekturen der Konsensprognosen für das EPS 2023. Die Wiedereröffnung Chinas stellt ein Aufwärtsrisiko für das EPS 2023 dar. Doch der Druck auf die Margen, die Steuern und die Rezession stellen größere Abwärtsrisiken dar. Wir prognostizieren ein EPS-Wachstum von 0 % auf 224 Dollar im Jahr 2023 (gegenüber einem Konsens von +3 %), aber in einem Rezessionsszenario würden unsere Schätzungen für das EPS um 11 % auf 200 Dollar fallen [S&P 500 bei 3.150]."
Sevens Report Research: "Das Schlüsselereignis in dieser Woche ist der Inflationsbericht, der uns darüber informieren wird, wie schnell die Teuerung sinkt. Während sich die Finanzmedien auf die Headline konzentrieren, ist in Wirklichkeit der Kernindex des Verbraucherpreisindex die wichtigste Kennzahl. Je schneller dieser in Richtung 5,0 % im Jahresvergleich sinkt, desto besser für die Aktien.