Von Peter Nurse
Investing.com - Steigende Corona-Neuinfektionszahlen und damit einhergehende Lockdowns haben am Freitag die Hoffnungen auf eine schnelle Konjunkturerholung geschwächt. Entsprechend schwach zeigten sich die europäischen Aktienmärkte.
Gegen 9.55 Uhr MEZ büßte der DAX 0,3% an Wert ein, der CAC 40 in Frankreich fiel um 0,6% und der britische FTSE 100 Index sank um 0,6%.
Die Wachstumsaussichten in Europa trüben sich erneut ein, da die dritte Corona-Welle zu weiteren Mobilitätseinschränkungen führt und die wirtschaftliche Erholung weiter hinauszögert.
Deutschland, das bevölkerungsmäßig größte EU-Land, verzeichnete am Donnerstag den größten Tagesanstieg an bestätigten Coronavirus-Fällen seit dem 22. Januar. Frankreich kündigte zudem an, acht Regionen, darunter die Region Ile de France um Paris, für einen Monat in einen strengen Lockdown zu versetzen, um die Ausbreitung der Krankheit zu stoppen, während weite Teile Italiens bereits abgeriegelt sind.
Die EU-Arzneimittelbehörde bestätigte am Donnerstag zwar, dass die Vorteile des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca (LON:AZN) die Risiken überwiegen, aber die vorherige Aussetzung des Gebrauchs dieses Wirkstoffs durch eine Reihe von europäischen Ländern war ein weiterer Faktor, der das ohnehin schon schleppende Impfprogramm in der EU verlangsamt hat.
Hinzu kamen am Freitag negative Vorgaben von der Wall Street. Der technologielastige Nasdaq Composite-Index schloss am Donnerstag 3% niedriger. Der Grund: ein Anstieg der US-Anleiherenditen führte zu Gewinnmitnahmen bei sehr hoch bewerteten Aktien.
Nach einem Anstieg am Donnerstag auf 1,75% - dem höchsten Stand seit Anfang 2020 -, lag die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen am Freitag bei 1,69%. Zuvor hatte die US-Notenbank Federal Reserve ihre Wachstums- und Inflationsprognosen angehoben, aber erklärt, dass sie ihre sehr akkommodierende Geldpolitik bis Ende 2023 beibehalten werde.
Öl- und Gasunternehmen präsentierten sich besonders schwach: die Aktien von BP (NYSE:BP) fielen um 2,1 %, die von Eni (MI:ENI) um 1,4 % und die von Total (PA:TOTF) um 0,8 %. Ein Absturz der Ölpreise infolge der neuen Lockdowns und der damit einhergehenden Verlangsamung der globalen Nachfrage drückte auf die Stimmung bei diesen Papieren.
Schwach entwickelten sich die Aktien von Barclays (LON:BARC), die um 1,3% fielen, obwohl die britische Bank einen Aktienrückkaufplan in Höhe von 700 Mio. Pfund (975 Mio. Dollar) startete. Für die Anteilsscheine der Pub-Kette J.D. Wetherspoon (LON:JDW) ging es um 1,5% nach unten, nachdem das Unternehmen wegen der Pandemie und den damit einhergehenden Lockdowns einen Verlust im ersten Halbjahr 2021 gemeldet hatte. Die Aktien der NatWest Group (LON:NWG) hingegen erhöhten sich um 1,3% und erreichten den höchsten Stand seit Beginn der Pandemie. Unterstützung gab es durch die Meldung, dass die Regierung ihre Beteiligung an der Firma um rund 1,1 Mrd. Pfund (1,5 Mrd. Dollar) reduziert hat.
Die Aktien von IAG (LON:ICAG) verloren 1,9% und das trotz Berichten, dass der Eigentümer von British Airways einen Verkauf seiner Firmenzentrale erwägt, um liquide Mittel zu beschaffen.
Die US-Rohöl-Futures haben sich etwas erholt und handelten 1,5% höher bei 60,95 Dollar pro Barrel, während die Nordseesorte Brent um 1,4% auf 64,19 Dollar zulegte. Dennoch haben die beiden Terminkontrakte in dieser Woche jeweils mehr als 7% verloren und sind auf dem Weg zum größten Wochenverlust seit Oktober.
Gold-Futures kletterten um 0,6% auf 1.743,05 Dollar, während der EUR/USD um 0,1% höher bei 1,1921 gehandelt wurde.