Das Management von Facebook (NASDAQ:FB) (WKN:A1JWVX) hat in der Vergangenheit immer mal wieder Fehler bei den Prognosen für die Finanzen gemacht. Finanzvorstand Dave Wehner warnte beim Call zum Ende des Q1 vor einer Verlangsamung des Umsatzwachstums, und dann meldete das Unternehmen im zweiten Quartal eine Beschleunigung des Wachstums. Als Wehner dann beim Call zum Q2 sagte, dass er nach wie vor eine Verlangsamung des Umsatzwachstums bis ins nächste Jahr erwartet, waren die Analysten natürlich neugierig, ob sich tatsächlich etwas verändert hat.
Gut, Facebooks Umsatzwachstumsrate ist in den letzten anderthalb Jahren bereits von über 40 % auf rund 25 % gefallen. Facebook hatte in diesem Zeitraum verschiedene Probleme, darunter Datenschutz- und Wahlskandale, eine Übersättigung der Anzeigen im Nachrichtenfeed, die Einführung von Vorschriften, einschließlich der Allgemeinen Datenschutzverordnung der EU (DSGVO), und die Verschiebung hin zu Stories, für die man gerade erst eine Idee der Monetarisierung gefunden hatte.
Praktisch alles davon liegt aber mittlerweile in der Vergangenheit, und Facebook sollte zumindest in der Lage sein, weiter wachsen zu können. Warum ist Wehner also beim Blick in die Zukunft so zurückhaltend?
Wehners drei Gründe Wehners Prognose basiert auf der Vorstellung, dass Facebook mit Gegenwind konfrontiert wird. Das Unternehmen verfügt dank seiner Vielzahl von Benutzerdaten über eine der besten Targeting-Möglichkeiten in der digitalen Werbung. Wehner sieht jedoch drei Faktoren, warum Facebook vor großen Herausforderungen steht, das Targeting weiter zu verbessern:
- Verstärkte globale Regulierung des Datenschutzes, wie z.B. DSGVO in Europa.
- Änderungen der Datenschutzrichtlinien für Android und iOS
- Facebooks eigene auf Datenschutz ausgerichtete Produktänderungen
Allerdings liefert Wehner dann doch noch einige interessante Punkte.
Apple (NASDAQ:AAPL) (WKN:865985) hat weitreichende Maßnahmen zur Verbesserung des Datenschutzes auf seinen Geräten ergriffen. So wurde ein System eingeführt, das die Möglichkeiten Dritter, Benutzer im Web zu verfolgen, wenn sie den Safari-Browser verwenden, spürbar einschränkt. Das ist eine Sache, auf die Facebook für zielgerichtete Daten angewiesen ist. Apple plant, das Feature noch in diesem Jahr standardmäßig aktiv zu schalten. Das ist für viele Anzeigenkunden ein großes Problem, denn die wollen verfolgen, ob ihre Werbung in Echtzeit konvertiert. Es besteht aber die Möglichkeit, dass Apple weniger Einfluss hat, als Wehner ihnen zuspricht.
Darüber hinaus verwendet die Mehrheit der Facebook-Nutzer das Betriebssystem Android. Und was den Datenschutz betrifft, dürfte Androids Mutterkonzern Alphabet (NASDAQ:GOOGL) sich auf die Seite von Facebook schlagen. Denn auch die erwirtschaften den überwiegenden Teil ihrer Einnahmen aus Werbung.
Was die eigenen, auf den Datenschutz ausgerichteten Produktänderungen von Facebook betrifft, so liegt das in der alleinigen Verantwortung von Facebook. Immerhin glauben CEO Mark Zuckerberg und Co., dass dies das Beste für den langfristigen Erfolg von Facebook als Unternehmen ist. Vielleicht opfert man auf der einen Seite zielgerichtete Daten, findet dafür aber an einer anderen Stelle Möglichkeiten zur Monetarisierung.
Schwierige Vergleichsperiode? Wehner sagte dann noch, dass das Unternehmen im vierten Quartal mit einer schwierigeren Vergleichsperiode konfrontiert sei. Trotz eines im Vergleich zum Rest des Jahres schwächeren Umsatzwachstums im vierten Quartal führte Wehner Produktoptimierungen an, die es Facebook ermöglichten, in diesem Quartal unerwartet gute Ergebnisse zu erzielen. Er begründete dies auch mit der Outperformance des Unternehmens im zweiten Quartal.
Aber diese Verbesserungen sollten am Ende zu einem besseren Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr führen, bis das Unternehmen diese Verbesserungen überwunden hat. Grundsätzlich sollte ein Viertel der überdimensionalen Produktoptimierungen auch für die kommenden drei Quartale Werte schaffen. So hat sich die Interaktion mit Anzeigen im Facebook-Feed in den ersten sechs Monaten des Jahres deutlich verbessert, und es besteht kein Grund zur Annahme, dass sich dieser Trend im dritten Quartal plötzlich wieder ändern wird.
Die Warnungen von Wehner sind nicht ganz nachvollziehbar, und der Markt und die Top-Analysten scheinen sich über ein sich verlangsamendes Umsatzwachstum nicht allzu große Sorgen zu machen. Während neue Datenschutzstandards von Apple, Google und sogar Facebook selbst negative Auswirkungen haben könnten, scheint das alles gar nicht so wild zu sein. Trotz der Herausforderungen beim Datenschutz müssen Investoren bedenken, dass Facebook unter anderem die Möglichkeit hat, die Einnahmen aus Facebook Stories oder Facebook Watch schnell zu steigern oder den Anteil am E-Commerce auf seinen Plattformen hochzufahren.
The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alphabet, Apple und Facebook. Adam Levy besitzt Aktien von Alphabet, Apple und Facebook.
Dieser Artikel erschien am 29.7.2019 auf Fool.com und wurde für unsere deutschen Leser übersetzt.
Motley Fool Deutschland 2019