Investing.com - Nachdem der Dax am Vortag eine neue Bestmarke bei 9.323,44 Punkten gesetzt hatte und mit einem neuen Rekordschlusskurs bei 9.299,95 Zählern aus dem Handel gegangen war, trat er heute auf die Stelle. Zwar lag das Allzeithoch in Reichweite, doch auch positive Zahlen zum US-Immobilienmarkt ließen die Anleger kalt. Zum Börsenschluss drehte der Dax ins Minus und schloss dann um 0,11% tiefer bei 9.290,07 Punkten. In der zweiten Börsenliga war der MDax um 0,26% auf 16.187,14 Zähler abgerutscht. Der TecDax notierte der dagegen um 0,22% fester bei 1.147,72Punkten.
Starke Impulse hatte am Vortag die Einigung der fünf UN-Vetostaaten und Deutschland mit dem Iran zur Aussetzung von Teilen des Atomprogramms verliehen, die als Militärdrohung betrachtet werden. Die Einwilligung Irans ihre Urananreicherung auf höchstens 5% zu beschränken und UN-Kontrollen zuzulassen, führten bereits am Vortag zu einer Lockerung der US-Sanktionen.
Die Aussicht auf eine Annäherung des Irans und der UN-Staaten lässt gleichzeitig auf einen künftigen Anstieg der persischen Ölexporte hoffen, was bereits am Montag deutlich Druck auf die Preise ausübte. Inzwischen haben sich diese wieder stabilisiert. Derzeit kostet ein Barrel der amerikanischen Sorte WTI zur Lieferung im Januar bei 94,34 US-Dollar. Die in London gehandelte Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar sank dagegen heute stärker auf 110,95 US-Dollar.
Wall Street startete indes leicht freundlich in den Handel, doch rührte sich auch der US-Leitindex später kaum. Nach europäischem Börsenschluss notierte er ein Plus von 0,09% auf 16.087,77 Punkte. Von US-Konjunkturfront sind im Oktober die US-Wohnbaugenehmigungen unerwartet stark gestiegen. Die Zahl ist um 6,2% auf annualisiert 1,03 Millionen gestiegen, wie heute das US-Handelsministerium mitteilte. Im September haben die Baugenehmigungen auf 974.000 Einheiten. Von Bloomberg befragte Analysten waren von einem Anstieg auf lediglich 930.000 ausgegangen. Das deutliche Plus der letzten beiden Monate wurde vorwiegend der starken Zunahme von Mehrfamilienhäusern zugeschrieben.
Zudem sind die Hauspreise in 20 US-Städten so deutlich wie seit Februar 2006 nicht mehr gestiegen, wie aus dem S&P/Case Shiller Hauspreisindex für September hervorgeht. Der Indikator hat um 13,3% zugenommen. Im August hatte das Plus bei 12,8% gelegen, teilte heute das Institut in New York mit.
Enttäuschend fiel dagegen die US-Verbraucherstimmung aus. Im November notiert der vom Conference Board erstellte Index bei 70,4 Punkten nach revidiert 72,4 im Oktober. Es handelt sich um den niedrigsten Wert seit April. Ökonomen hatten mit einem moderaten Plus auf 72,6 Zähler gerechnet.
Unterdessen hat heute der britische Notenbankchef Mark Carney in Anspielung auf seine Aussagen im August, er werde die Zinsen auf Rekordtiefs halten bis die Arbeitslosenrate auf 7% sinke, klargestellt, dass die angepeilte Arbeitslosenquote ein Schwellenwert und nicht ein Auslöser für eine Änderung der Zinspolitik ist, sagte er heute während einer Anhörung vor dem Finanzausschuss des britischen Parlaments.
Gleichzeitig meinte Carney weitere Finanzregulierung sei nicht im Interesse Großbritanniens, auch wenn derzeit Druck ausgeübt wird, um das Handelssystem zu fragmentieren. Bezüglich des Mottos „too big to fail“ meinte er es sei fair, dass eine Bank sowie eine Firma für ihre Fehler haften.
Was die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD anbelangt scheinen diese festgefahren zu sein. Bei den Schlussberatungen stehen nach wie vor die Schlüsselstreitpunkte wie Mindestlohn, Renten und Energiepolitik offen. 15 Spitzenvertreter von CDU, CSU und SPD bereiten derzeit den Endspurt der Verhandlungen vor. Die Verhandlungen könnten sich auch bis morgen hinziehen.
Die SPD ist nicht bereit der Union Zugeständnisse zu machen und besteht darauf, einen Mindestlohn von 8,50 Euro je Stunde für alle deutschen Arbeiter festzusetzen. Am Vortag hatte es bereits Signale gegeben, dass noch diese Woche ein Entwurf des Koalitionsvertrags vorliegen würde, allerdings stehen noch einige Fragen offen.
Eine Verlängerung der Gespräche wird also nicht ausgeschlossen. CDU Generalsekretär Herman Gröhe meinte die Einigung auf ein gemeinsames Finanztableau könne eine weiter Hürde darstellen und voraussichtlich viel Zeit in Anspruch nehmen, wurde er von Reuters zitiert. Andererseits hat heute das portugiesische Parlament ein umstrittenes Budget für 2014 verabschiedet. Im Rahmen der von der Troika im Gegenzug zu Finanzhilfen verlangten Sparanstrengungen sind Einschnitte in Höhe von 3,9 Mrd. Euro vorgesehen, was 2,3% des Bruttoinlandsprodukt entspricht.
An den europäischen Aktienmärkten notierten die wichtigsten Leitindexe uneinheitlich. Der FTSE 100 sackte um 0,85% ab, der CAC 40 verlor 0,57%, der Ibex 35 legte um 0,26% zu und der FTSE MIB gab um 0,05% nach.
In Frankfurt ging die Deutsche Telekom als Spitzenreiter im Dax bei einem Plus von 2,07% aus dem Handel. Topwerte im MDax und TecDax waren Kabel Deutschland und SMA Solar Technology bei Anstiegen von jeweils 3,20% und 2,63%. Zu den derzeitigen Flops gehörten RWE, GSW Immobilien und PSI bei Abschlägen von jeweils 1,39%, 4,16% und 2,36%.