Growth-Aktien sind im Moment wieder gefragter. Nicht jede, zugegebenermaßen. Aber viele haben es geschafft, ein solides Wachstumspotenzial im Rahmen der Quartalsberichtssaison aufzuzeigen. Das verdeutlicht so manchem Investor, dass einige Megatrends trotz langsamerer Wachstumsraten eben doch nicht sterben.
Aber sollte man jetzt bei Growth-Aktien diese Exit-Möglichkeit nutzen. Vielleicht bei einigen Aktien, an die man unternehmensorientiert sowieso nicht mehr glaubt. Wo gehobelt wird, da fallen Späne, und bei einigen Investitionsthesen kann man zugegebenermaßen durchaus kritisch hinterfragen, ob sie noch intakt sind.
Trotzdem: Generell bin ich geneigt zu sagen, dass langfristig orientierte Investoren ihrem Ansatz treu bleiben sollten. Auch wenn das nicht zwangsläufig heißt, dass wir einen nachhaltigen Wendepunkt sehen müssen.
Growth-Aktien: Exit-Möglichkeit als Flucht vor Volatilität Die Volatilität kann bei Growth-Aktien zugegebenermaßen noch anhalten. Die derzeitigen Belastungen bestehen schließlich weiterhin. Konkret geht es um die Inflation, die die Verbraucher erwischt und dazu führt, dass sie Ausgaben zweimal oder dreimal überprüfen. Gestiegene Kosten für Energie und Heizen, aber inzwischen auch andere Dinge benötigen vorrangig unser Geld.
Zudem führen steigende Zinsen dazu, dass Growth-Aktien sich schwieriger finanzieren können. Es dürfte eine Korrelation zwischen den Renditen und dem Zinsniveau geben. Das ist es, was Investoren kurzfristig orientiert als Unsicherheit einpreisen. Keine Frage: Die Bedrohung besteht weiterhin.
Aber eine Exit-Möglichkeit zu nutzen bedeutet auch, dass man auf die jeweilige Chance zukünftig verzichtet. Die entscheidende Frage lautet daher: Ist das wirklich das, was man als Investor möchte?
Chancen bleiben Chancen Um es klar zu formulieren: Ich investiere in meine Growth-Aktien, weil ich auf zehn oder zwanzig Jahre eine Menge Potenzial sehe. Konkret geht es mir um starke Aktien im E-Commerce, um lukrative Ansätze im Bereich des Streamings oder um die Digitalisierung und andere Megatrends. Steigende Zinsen? Inflation? Ja, das können unternehmensorientierte Bremsklötze sein. Am visionären Potenzial so mancher Top-Aktie verändert das jedoch nichts.
Wenn ich daher meinen Ansatz umstellen wollte, weil mir die Volatilität nicht zusagt, dann wäre die momentane Stärkephase vielleicht willkommen. Das trifft bei mir jedoch nicht zu. Deshalb bleibe ich in meine Growth-Aktien investiert, auch mit dem Risiko, dass die Volatilität anhalten kann. Aber mit dem fixen Blick auf ein langfristig-orientiert starkes bis teilweise visionäres Potenzial, bei dem ich investiert bleibe.
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