PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach einem Rutsch um fast sechs Prozent seit dem 1.Juli haben sich die europäischen Börsen am Mittwoch etwas erholt. Die Anleger setzten darauf, dass sich die zähen Verhandlungen mit Griechenland nun wirklich dem Ende nähern, sagte ein Marktbeobachter. Die EU-Kommission stellte klar, dass Athen bis spätestens Freitag um 0 Uhr konkrete Vorschläge liefern muss. Nur wenn diese letztlich zustimmungsfähig sind, kann der EU-Sondergipfel am Sonntag weitere Hilfen abnicken - oder den "Grexit" einleiten.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) erholte sich vom niedrigsten Stand seit Januar aus um 1,01 Prozent auf 3327,50 Punkte, auch wenn mit dem weiteren Kursrutsch an Chinas Börsen gleich der nächste Belastungsfaktor nachrückte. "Zusammen mit starken Abgaben an den Rohstoffmärkten wandert der Fokus nun auf die Konjunktursorgen um China", sagte Marktanalyst Andreas Paciorek vom Broker CMC Markets.
Aber auch in Paris setzte sich zunächst eine Gegenbewegung nach den jüngsten Verlusten durch: Der französische Leitindex CAC-40-Index (CAC 40) legte um 0,75 Prozent auf 4639,02 Punkte zu. Die Börse in Athen blieb weiterhin geschlossen. Außerhalb der Eurozone stieg der Londoner Leitindex FTSE 100 (ISE:UKX) um 0,91 Prozent auf 6490,70 Punkte.
Das Thema China riss vor allem Autowerte nach unten. Der Branchenindex (DJX:SXAP) rutschte mit minus 2 Prozent auf das niedrigsten Niveau seit Februar ab. Am Morgen waren aus dem Reich der Mitte ernüchternde Verkaufszahlen gekommen: Der Pkw-Absatz in dem riesigen Land war im Juni um 3,2 Prozent zum Vorjahr auf 1,43 Millionen Autos gefallen. Das war der erste Rückgang seit über zwei Jahren.
Die größten Verlierer waren die Aktien des französischen Zulieferers Valeo (PARIS:VLOF) (PSE:PFR) (FSE:VSA) und die von Renault (PSE:PRNO) (FSE:RNL) - sie verloren jeweils rund 4,5 Prozent. Etwas besser erging es dem Dax-Schlusslicht Continental (XETRA:CONG) mit einem Minus von gut 3 Prozent.
Stabiler präsentierten sich Öl- und Gaswerte (DJX:SXEP), auch wenn der Ölpreis seine zwischenzeitlichen Gewinne nach aktuellen Lagerbestandsadten aus den USA wieder abgeben musste. Bester Wert war Seadrill. Die Papiere des norwegischen Betreibers von Bohranlagen und Bohrschiffen sprangen um 6,60 Prozent an. Royal Dutch Shell (ISE:RDSA) (ASX:RDSA) (ETR:R6C) gewannen als einer der "Footsie"-Favoriten fast 3 Prozent.
Der EuroStoxx wurde angeführt von den zuletzt deutlich abgerutschten italienischen Bankentiteln. Unicredit (MILAN:CRDI) (AFF:UCG) (FSE:CRI) und Intesa SanPaolo (MILAN:ISP) (ETR:IES) gewannen jeweils etwa 3,5 Prozent. Sie hatten zuletzt unter einer negativen JPMorgan-Studie zum italienischen Bankensektor und Sorgen um eine Ausweitung der Griechenland-Krise gelitten.