PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Mittwochnachmittag dank eines starken Autosektors die Verlustzone verlassen und fester geschlossen. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) endete mit einem Plus von 0,64 Prozent bei 3385,78 Punkten. Für den Cac 40 (CAC 40) in Paris ging es um 0,62 Prozent auf 5374,26 Punkte nach oben. In London rückte der FTSE 100 um 0,76 Prozent auf 7296,95 Punkte vor.
Auslöser der sprunghaften Aufwärtsbewegung war die Kreisemeldung, dass US-Präsident Donald Trump über eine Einführung höherer Importzölle auf Autos später als bislang erwartet entscheiden wird. Die Entscheidung dürfte um bis zu sechs Monate aufgeschoben werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Damit wolle Trump angesichts des Handelsstreits mit China vermeiden, auch in Konflikt mit der EU und Japan zu geraten.
Zuvor hatten negative Konjunktursignale aus China die europäischen Börsen belastet. So hatte die chinesische Wirtschaft zum Auftakt des zweiten Quartals und damit bereits vor der Verschärfung des Handelsstreits mit den USA in einigen wichtigen Bereichen an Fahrt verloren. Im April war das Wachstumstempo beim Einzelhandelsumsatz, der Industrieproduktion und den Investitionen in Sachanlagen zurückgegangen und hatte damit die Erwartungen von Analysten enttäuscht.
Aus Branchensicht stand europaweit eindeutig der Autosektor im Fokus. Dessen Index (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) notierte bis zum späten Nachmittag rund 2 Prozent im Minus. Nach der Trump-Meldung schoss er dann förmlich aufwärts und gewann letztlich fast 2 Prozent. Entsprechend gehörten die Papiere von BMW (4:BMWG), Daimler (4:DAIGn), PSA (9:PEUP) und Fiat Chrysler (6:FCHA) mit Gewinnen zwischen 1,5 und 3,1 Prozent zu den gefragtesten Aktien.
Unter den Einzelwerten ragten die Papiere von LafargeHolcim (5:LHN) mit einem Plus von 2,7 Prozent positiv hervor. Der Baustoffkonzern hatte im ersten Quartal insbesondere von einem starken Nachfrageschub in Europa sowie von höheren Preisen profitiert. Analystin Elodie Rall von der US-Bank JPMorgan (112:JPM) verwies zudem auf die gut laufenden Geschäfte in Lateinamerika und im asiatisch-pazifischen Raum.
Die Anteilscheine von STMicroelectronics (9:STM) stiegen um satte 3,6 Prozent nach einer positiven Analystenstudie. Kepler Cheuvreux hatte die Titel des niederländischen Halbleiterkonzerns von "Hold" auf "Buy" hochgestuft.
Die Aktien von Tui (4:TUIGn) schwankten stark und gingen letztlich mit einem Plus von 1,79 Prozent aus dem Handel. Anleger nahmen es offensichtlich am Ende gelassen auf, dass das Startverbot für Boeings (112:BA) neue Mittelstreckenjets dem weltgrößten Reisekonzern das Sommergeschäft zu verhageln.