PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) hat am Dienstag unter Aussagen der italienischen Regierung zur diesjährigen Neuverschuldung des Landes gelitten. Zudem senkte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Schätzungen für das weltweite Wirtschaftswachstum 2019. Auch dies trübte die Stimmung.
Der Leitindex der Eurozone schloss 0,61 Prozent tiefer bei 3417,22 Punkten. Der französische Leitindex Cac 40 (CAC 40) verlor 0,65 Prozent auf 5436,42 Punkte. Großbritanniens FTSE 100 (GB0001383545) gab zum Schluss 0,35 Prozent auf 7425,57 Zähler ab. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält im Brexit-Drama Kreisen zufolge eine Verschiebung des britischen EU-Austritts bis Ende 2019 oder Anfang 2020 für möglich. Frankreich hingegen erscheint eine Brexit-Verschiebung um ein Jahr wohl zu lang.
Gerüchte, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel eine auf fünf Jahre limitierte Befristung des sogenannten Backstops gut heiße, wurden rasch dementiert. Der EuroStoxx hatte auf die Gerüchte kurzzeitig positiv reagiert. Der Backstop sieht eine offene Grenze zwischen Irland und der britischen Provinz Nordirland vor und würde bewirken, dass Großbritannien in einer Zollunion mit der EU bleiben kann, bis eine bessere Lösung gefunden ist.
In Rom rechnet man für das laufende Jahr mit einem Haushaltsdefizit von 2,5 Prozent der Wirtschaftsleistung, wie aus einem Regierungsdokument hervorgeht. Die Regierung hatte sich aber gegenüber der EU-Kommission verpflichtet, ein Defizit von 2,04 Prozent einzuhalten.
Vom Handelsstreits zwischen den USA und China gab es zwar nichts Neues, dafür goss US-Präsident Donald Trump im Zollstreit zwischen den USA und Europa neues Öl ins Feuer. "Die EU hat die USA im Handel viele Jahre lang ausgenutzt. Das wird bald aufhören!", drohte US-Präsident Donald Trump am Dienstag. Hintergrund ist ein bei der Welthandelsorganisation (WTO) ausgetragener Konflikt um Subventionen für die Flugzeugriesen Airbus (9:AIR) und Boeing (112:BA).
Unter den 19 Branchen des Stoxx Europe 600 (EU0009658202) war der Technologiesektor (STOXX Europe 600 Technology) Schlusslicht mit minus 1,47 Prozent. Die Aktien des Softwarekonzerns SAP (4:SAPG) litten unter Abstufungen durch Analysten und sackten am EuroStoxx-Ende um 3,44 Prozent ab. Der Bankensektor (Stoxx 600 Banks) dagegen war mit plus 0,13 Prozent der Favorit in Europa.
Eni (6:ENI), Total (PA:TOTF) oder auch BP (3:BP) in London gehörten wegen der bestehenden Angebotsrisiken für das ohnehin knappe Rohölangebot zeitweise zu den Günstlingen der Anleger, drehten aber schlussendlich mit Ausnahme von Eni ins Minus. Die Krise in Libyen droht sich zu verschärfen. Auch gibt es neue Spannungen zwischen den USA und dem Opec-Land Iran, nachdem die US-Regierung die iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation eingestuft hat. Die Ölpreise gaben am Dienstag zuletzt nach, nachdem die Notierungen für US-Öl und Rohöl aus der Nordsee am Vormittag jeweils fünfmonatige Höchststände erreicht hatten.
Im Blick der Anleger stand an diesem Tag vor allem der Schweizer Aktienmarkt, wo der Leitindex SMI (SMI) bei 9628 Punkten den höchsten Stand seiner Geschichte erreichte. Am meisten Aufmerksamkeit erregte dort die vollzogene Abspaltung der Augenheilsparte Alcon vom Schweizer Pharmakonzern Novartis (5:NOVN).