FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat nach der jüngsten Kursrally an Schwung verloren. Der Leitindex Dax (DAX) bewegte sich im frühen Handel nur wenig und notierte zuletzt 0,17 Prozent im Plus bei 16 179,62 Punkten. Damit hält sich das Börsenbarometer klar über der Marke von 16 000 Punkten und bleibt in Schlagdistanz zum Rekordhoch vom November bei 16 290 Punkten.
Seit dem jüngsten Tief des Dax am 20. Dezember bei 15 060 Zählern war der Index um gut 1100 Punkte oder mehr als sieben Prozent gestiegen. "Der Jahresauftakt ist geglückt", stellte Börsenexperte Christoph Geyer fest. "Nun ist die alte Topmarke vom November letzten Jahres in Sichtweite gekommen". Der Dax habe jetzt die Chance, diese Marke in den kommenden Tagen zu erreichen und zu überwinden.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen legte zur Wochenmitte um 0,13 Prozent auf 35 573,53 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) trat nahezu auf der Stelle.
In den Blick der Anleger rückt die Geldpolitik der US-Notenbank (Fed). Am Abend wird das Protokoll der Sitzung der Fed von Mitte Dezember veröffentlicht. Die Aussicht auf Zinserhöhungen in den USA hat die jüngste Kursrally an den Aktienmärkten nicht gebremst. "Die Anleger freunden sich mehr und mehr mit dem Szenario einer weniger starken geldpolitischen Unterstützung in diesem Jahr an", schrieb Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets.
Laut der Anlagestrategin Mohit Kumar von Investmentbank Jefferies richtet sich der Fokus unter anderem auf die weiter schwelenden Inflationssorgen. Experten befürchten, dass die tonangebende US-Notenbank zur Bekämpfung der deutlichen Preissteigerungen die Zinsen schneller und stärker anheben könnte als gedacht. Dies würde Anleihen attraktiver erscheinen lassen und entsprechend die jüngste Rally am Aktienmarkt gefährden.
Hierzulande rückten die Anteilsscheine von Uniper (4:UN01) in den Fokus. Wegen der Turbulenzen an den Rohstoffmärkten besorgte sich der Energiekonzern Unterstützung in Milliardenhöhe bei seinem Mutterkonzern Fortum (16:FORTUM) und der Förderbank KfW. Hintergrund für den Finanzierungsbedarf sind laut Uniper Sicherungsleistungen, deren Höhe vom allgemeinen Rohstoff-Preisniveau abhingen. Die Uniper-Papiere büßten am MDax-Ende 2,6 Prozent ein.
Aktien aus der Automobilbranche (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) wurden teils stark von einer Studie der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) bewegt. Er gehe mit Blick auf Autozulieferer vorsichtig ins neue Jahr, schrieb Analyst Jose Asumendi. Der Anstieg der Autoproduktion könnte geringer ausfallen als teilweise erwartet, was auf der Stimmung der Anleger lasten könnte.
Hinsichtlich einzelner Unternehmen dürfte die Gewinndynamik bei dem Auto- und Industriezulieferer Stabilus (4:STAB) eine kurze Pause einlegen, schrieb der JPMorgan-Experte Akshat Kacker. Damit waren die Papiere mit einem Minus von fast vier Prozent das Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax (SDAX).
Die Anteilsscheine von ElringKlinger (4:ZILGn) aber schnellten um gut 13 Prozent nach oben. Der Autozulieferer wandele sich ein "Elektro"-Investment, hieß es von JPMorgan. Das Unternehmen habe beim Umbau operative und strategische Fortschritte gemacht, und das in einem schwierigen Marktumfeld. ElringKlinger sei nun in puncto Batterien und Brennstoffzellen gut aufgestellt.