FRANKFURT (dpa-AFX) - Die negative Mischung aus internationalem Handelsstreit, politischer Unsicherheit in Deutschland und einem sehr schwachen New Yorker Aktienmarkt hat dem Dax (DAX) am Montag schwer zugesetzt.
Der Leitindex verbuchte mit einem Abschlag von 2,46 Prozent auf 12 270,33 Punkten das größte Tagesminus seit Anfang Februar. Es war zugleich der bislang zweitgrößte Tagesverlust in diesem Jahr. Ähnlich schwach zeigten sich die Indizes hinter dem Dax. So ging es für den MDax (MDAX) der mittelgroßen deutschen Unternehmen um 2,10 Prozent nach unten auf 25 847,60 Punkte. Der TecDax (TecDAX) fiel um 2,34 Prozent auf 2733,63 Punkte.
Der Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten auf der einen und China sowie der EU auf der anderen Seite treibt die Anleger immer weiter in die Defensive. Zuletzt hatte US-Präsident Donald Trump nach EU-Vergeltungszöllen den europäischen Autoherstellern erneut mit Sonderzöllen gedroht. Er verschärfte auch den Ton Richtung China.
"Trump lässt nicht locker und scheint im Handelskonflikt gewillt zu sein, immer noch eins draufzusetzen", sagte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. "Damit wird das Klima in der Weltwirtschaft ausgerechnet jetzt, wo es gut läuft, spürbar rauer und das Börsenumfeld ungemütlicher.
Hierzulande schlägt den Börsianern zudem immer mehr der Asylstreit in der Union auf den Magen. Platzt deshalb die Koalition, droht politische Unsicherheit. Das mögen Marktteilnehmer nicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) konnte zur Asylfrage nach einem EU-Sondertreffen in Brüssel noch keine konkreten Lösungsansätze präsentieren. Wenig erbaulich ist auch die Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Sie hatte sich im Juni erwartungsgemäß eingetrübt.
Für die seit Tagen wegen drohender Strafzölle und der Gewinnwarnung von Daimler (4:DAIGn) gebeutelten Automobilwerte gab es auch am Montag kein Aufatmen. Der Sektor (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) war mit minus 2,43 Prozent einer der schwächsten in der Stoxx-600-Branchenübersicht. Am Montagnachmittag hatte der Autozulieferer Elringklinger (4:ZILGn) seine Ergebnisprognose gekappt. Die Aktien verloren im Nebenwerteindex SDax (SDAX) 8,93 Prozent auf 11,83 Euro. Die US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) kürzte ihr Kursziel auf 8,40 Euro. Daimler-Aktien verloren am Montag 2,76 Prozent.
Deutlich bergab ging es europaweit auch für Rohstoffpapiere (Stoxx 600 Basic Resources PR), Reise- und Freizeitwerte (CH0113194796) und Technologieaktien (STOXX Europe 600 Technology). Kreisen zufolge will die USA chinesische Investitionen in US-Technologiekonzerne erschweren. Die Indizes an der US-Technologiebörse Nasdaq verloren am Montag zuletzt mehr als 2 Prozent. In diesem trüben Umfeld schlossen im Dax die Anteile des Chipherstellers Infineon (4:IFXGn) als schwächster Wert 5,28 Prozent tiefer.
Bei den Lufthansa (4:LHAG)-Papieren hielt der Abwärtstrend mit einem Minus von 5,06 Prozent an. In diesem Jahr summiert sich der Verlust bereits auf fast 30 Prozent. Dem steht allerdings ein Gewinn von 150 Prozent aus dem Vorjahr gegenüber.
Am MDax-Ende brachen die Papiere des Beleuchtungskonzerns Osram (104:OSRn) um 11,80 Prozent ein. Mit 40,97 Euro hatten sie im Verlauf den tiefsten Stand seit dem ersten Quartal 2016 erreicht. Händler verwiesen auf Spekulationen über die künftige Entwicklung des Geschäfts mit der Iris-Scan-Technologie. Zudem habe der schwache Autosektor belastet, denn im Bereich Lichttechnik sei Osram eine feste Größe.
Südzucker (4:SZUG) verloren im SDax (SDAX) 4,24 Prozent. Auslöser war eine Verkaufsempfehlung der Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS). Analyst John Ennis rechnet bei Zucker mit einem anhaltenden Überangebot und einer nur schleppenden Preisstabilisierung.
Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von 0,19 Prozent am Freitag auf 0,17 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,08 Prozent auf 141,47 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) gewann 0,04 Prozent auf 162,19 Punkte. Der Euro legte zeitweise bis auf über 1,17 US-Dollar zu und kostete zuletzt 1,1696 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1700 (Freitag: 1,1648) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8547 (0,8585) Euro.