Investing.com - Der S&P 500 schloss zum Auftakt in das zweite Quartal dank der anhaltenden Erholung bei Technologieaktien zum ersten Mal über der Marke von 4.000 Punkten. Auf 5,77 Prozent belief sich das Kursplus des marktbreiten US-Aktienindex zum Quartalsultimo.
Viele Anleger sind guter Hoffnung, dass die Aktienmärkte auch im zweiten Quartal weiter steigen werden. Sie begründen ihren Optimismus mit der Aussicht auf ein anziehendes Wirtschaftswachstum angesichts der gut laufenden Impfprogramme, der neuen Ausgabenpakete der Biden-Administration und sprudelnder Unternehmensgewinne. Gleichzeitig machen sie auf Risiken aufmerksam, wie steigende Anleiherenditen, neue Lockdowns in Europa und Anzeichen von Exzessen in bestimmten Marktsegmenten.
Trotz der Risiken glauben die Experten der UBS (SIX:UBSG), dass die Rallye beim S&P 500 aufgrund historischer Erfahrungswerte und den aktuellen wirtschaftlichen sowie politischen Bedingungen in den USA weiteren Spielraum auf der Oberseite besitzt.
Laut UBS haben sich die Aktienmärkte nach dem Erreichen von Allzeithochs sogar leicht besser entwickelt als im Durchschnitt. Das geht aus einer Analyse der Schweizer Großbank hervor, die Daten bis ins Jahr 1960 zurück ausgewertet hat.
"Unsere Analyse zeigt, dass Aktien nach dem Erreichen eines neuen Hochs in den folgenden 12 Monaten um weitere 11,7 Prozent stiegen, gegenüber 11,3 Prozent bei Niveaus unter den Rekordhochs", so die UBS.
Auch Bedenken aufgrund steigender Anleiherenditen wischte die UBS beiseite. Steigen die nominalen Anleiherenditen, gehen die Aktienmärkte in der Regel mit ihnen nach oben. Voraussetzung dafür sei eine anziehende Konjunktur.
"In den letzten 25 Jahren gab es 10 Perioden, in denen die Rendite 10-jähriger US-Anleihen um mehr als 100 Basispunkte gestiegen ist", sagte die Bank. "Und in allen Fällen lieferten globale Aktien flache oder positive Renditen."
Zudem sei der derzeitige Anstieg der Renditen eher auf die günstigen Wachstumsaussichten zurückzuführen als auf Sorgen über eine Straffung der Geldpolitik, so die UBS.
Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen erhöhte sich seit Jahresanfang um 87 Basispunkte. Letzte Woche erreichte die maßgebliche Anleiherendite mit 1,77 Prozent den höchsten Stand seit Januar 2020.
Einige Anleger glauben, dass steigende Kapitalmarktzinsen Gift für Aktien sind. In der Vergangenheit kam es jedoch nur dann zu Schocks, wenn die Federal Reserve die Zinsen unerwartet anhob. Stattdessen liefern die Aktienmärkte stabile Renditen in einem Umfeld, in dem die Wirtschaft dynamisch wächst, unter anderem weil die Unternehmensgewinne mit dem Anziehen der Konjunktur zunehmen. Mit einem Spread von 150 Basispunkten (2Y zu 10Y) signalisiert die Zinskurve derzeit eine sich erholende Wirtschaft. Sollte sich die Kurve hingegen wieder abflachen oder gar invertieren, ist Vorsicht geboten.
Zudem hat die Federal Reserve deutlich gemacht, dass sie die Zinsen nicht vor 2024 anheben will. Der lockere geldpolitische Kurs soll so lange fortgesetzt werden, bis die Ziele der US-Notenbank erreicht sind, teilte die Fed Mitte März mit. Konkret handelt es sich dabei um Vollbeschäftigung und eine Inflation von langfristig zwei Prozent, die aber kurzfristig über das Ziel hinausschießen darf, um Perioden mit niedriger Teuerung auszugleichen.
Eine weitere Unterstützung für die Börsen sehen die UBS-Experten in den aktuellen konjunkturellen und politischen Rahmenbedingungen.
"Der US-Arbeitsmarkt erholt sich weiter, da die Wiedereröffnung mit Hilfe des Impfprogramms einen Aufschwung in den Dienstleistungssektoren unterstützt“, so die UBS.
Der vielbeachtete ISM-Dienstleistungsindex kletterte im März auf 63,7 von 55,3 zuvor und markierte damit den höchsten Stand seit 1998. Die gute Stimmung im Service-Sektor macht sich auch am US-Arbeitsmarkt bemerkbar, wo die Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft bis Mitte März um 916.000 gestiegen ist. Erwartet wurden dagegen nur 647.000 Stellen. Vor allem Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor stellten im Zuge der Wiedereröffnung der Wirtschaft neue Mitarbeiter ein.
Die UBS-Analysten erwarten nicht, dass der von Biden letzte Woche vorgestellte 2,25 Billionen Dollar schwere Infrastrukturplan das Wachstum kurzfristig ankurbeln wird. Dies liegt daran, dass der Plan auf acht Jahre angelegt ist. Dennoch erwarten sie eine positive Performance von Unternehmen, die den strukturellen Wachstumstrends ausgesetzt sind.
Vor diesem Hintergrund raten die UBS-Experten weiterhin auf den Reflations-Trade zu setzen, also die Positionierung auf ein ansteigendes nominelles Wirtschaftswachstum.
"Wir glauben, dass die Rotation weg von Wachstumswerten und hin zu zyklischen Marktbereichen noch nicht abgeschlossen ist, und empfehlen Anlegern, ihr Aktienengagement auf Sektoren auszurichten, die wahrscheinlich von einem schnelleren Wirtschaftswachstum und einer steileren Renditekurve profitieren werden, darunter Finanz- (NYSE:XLF), Industrie- (NYSE:XLI) und Energieaktien (NYSE:XLE)", so die UBS.
Während der iShares Russell 2000 Value ETF (NYSE:IWN), der Aktien enthält, deren Kurs unter ihrem fairen Wert notieren könnten und in der Regel von einer anziehenden Wirtschaft profitieren, stieg in diesem Jahr bislang um mehr als 22 Prozent. Growth-Aktien, gemessen am iShares Russell 2000 Growth ETF (NYSE:IWO), weisen dagegen nur ein Plus von 6,8 Prozent aus.
Das Impfprogramm in den USA, das eine konjunkturelle Wiederbelebung auslösen dürfte, sollte der UBS zufolge zudem Small- und Mid-Cap-Aktien im Vergleich zu Large-Caps begünstigen.
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