Frankfurt (Reuters) - Ein steigender Ölpreis hat am Dienstag Hoffnungen auf eine anziehende Konjunktur geschürt und Anleger an die europäischen Aktienmärkte zurückgelockt.
Der Preis für die US-Ölsorte WTI stieg zeitweise auf ein Sieben-Monats-Hoch von 48,42 Dollar je Barrel (159 Liter).
"Der Anstieg beim Öl wird als Indikator für die Weltwirtschaft betrachtet", sagte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. Bei einem Preis von mehr als 50 Dollar müsse jedoch wieder mit einem steigenden Angebot gerechnet werden, weil sich dann die technisch aufwendige und teure Schieferöl-Förderung wieder lohne. WTI-Öl, dass sich am Vortag bereits um 3,3 Prozent verteuert hatte, konnte daher seine Gewinne nicht halten und notierte am Vormittag kaum verändert bei 47,77 Dollar je Barrel. Dies bremste Dax und EuroStoxx50 aus. Die beiden Indizes lagen nach anfänglichen Kursgewinnen von jeweils knapp 1,5 Prozent nur noch leicht im Plus bei 9975 und 2967 Punkten.
EXPERTEN ERWARTEN ANGEBOTSENGPASS BEI ROHÖL
Nach Produktionsausfällen in Nigeria, Venezuela und den Waldbrand-Gebieten Kanadas bei gleichzeitig anziehender Nachfrage prognostizieren die Experten von Goldman Sachs für Mai einen Angebotsengpass bei Rohöl. Analystin Amrita Sen vom Research-Haus Energy Aspects taxiert die aktuellen Ausfälle auf 3,2 Millionen Barrel pro Tag. Daher könne ab Ende des laufenden zweiten Quartals mit fallenden Lagerbeständen gerechnet werden. In der vergangenen Woche waren die vom Branchenverband American Petroleum Institute (API) ermittelten US-Reserven auf ein Rekordhoch von 543,087 Millionen Barrel gestiegen. Bislang wurden Experten zufolge täglich bis zu zwei Millionen Barrel mehr Rohöl aus dem Boden gepumpt als benötigt.
Der Preisanstieg bei Brent und WTI gab den Ölförderern Auftrieb. BP (LON:BP), Eni, OMV (DE:OMVV), Shell (DE:RDSa) und Total (PA:TOTF) gewannen bis zu 1,3 Prozent. Auch bei den Währungen von Rohstoff-Exporteuren griffen Investoren zu. Russischer Rubel, norwegische Krone und kanadischer Dollar werteten bis zu 0,8 Prozent auf.
OPTIMISTISCHER AUSBLICK SCHIEBT VODAFONE AN
An der Londoner Börse gehörte Vodafone (LON:VOD) mit einem Kursplus von 2,2 Prozent zu den Favoriten. Der weltweit zweigrößte Mobilfunker stellte für das angelaufene Geschäftsjahr einen Anstieg des operativen Gewinns um drei bis sechs Prozent in Aussicht, nach einem Plus von 2,7 Prozent im Vorjahr.
Gefragt waren auch Finanzwerte, nachdem sich die Schweizer UBS (SIX:UBSG) positiv zu den krisengeplagten griechischen Banken geäußert hatte. Den Experten zufolge haben diese dank der Fortschritte der Athener Regierung bei den Verhandlungen um weitere Finanzhilfen viel Luft nach oben. Der griechische Bankenindex stieg daraufhin um 4,4 Prozent und der Index für die Banken der Euro-Zone um 1,7 Prozent.