von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die europäischen Aktienmärkte reagierten am Mittwoch in den ersten Handelsminuten gemischt auf die gestrigen Aussagen von US-Finanzminister Steven Mnuchin, wonach das erste Handelsabkommen mit China den schwelenden Konflikt zwischen den beiden Ländern in keiner Weise beendet.
Die Aussichten für die europäischen Aktien hängen in hohem Maße von den Beziehungen zwischen den beiden größten Ländern der Welt ab: Da die ultralockere Geldpolitik der EZB die einzige echte Unterstützung für die Nachfrage im Inland ist, benötigt insbesondere die Eurozone eine starke Nachfrage aus China und den USA, um die konjunkturelle Entwicklung zu fördern.
Der Handelsbilanzüberschuss der Eurozone ist von 28 Milliarden Euro im Oktober auf 20,7 Milliarden Euro im November zurückgegangen.
Ein weiterer Bremsklotz für die europäischen Aktien sind derzeit die schwindelerregend hohen Bewertungen. Nach Jahren der Underperformance scheinen viele lokale Investoren den Rekordhochs von Ende 2019 nicht mehr zu trauen, auch wenn einige einflussreiche US-Banken erklärt haben, dass sie Europa nun mehr Wert als einen überdehnten US-Markt sehen.
Der Stoxx 600 stieg im vergangenen Jahr um 29%. Das war die beste Performance seit 20 Jahren. Laut Dirk Steffen, Leiter Kapitalmarktstrategie der Deutschen Bank (DE:DBKGn), stieg das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des europäischen Leitindex 2019 von 11,4 auf 14,4. Aber das ist immer noch tiefer als das zu erwartende KGV von 18,3 des S&P 500
"Obwohl vergleichbare Bewertungsanstiege in einigen Fällen auch fallenden Gewinnen und Kursen vorausgingen, sehe ich dafür 2020 nur ein geringeres Risiko", sagte Steffen in einer Morgennotiz. Nicht nur das chinesische und US-amerikanische Wachstum ist fundamental stark genug, um weiteres Gewinnwachstum zu unterstützen, sondern auch die tiefen Renditen europäischer Anleihen lassen den Anlegern wenig attraktive Alternativen.
Das ist gerade jetzt besonders wichtig, da die Emissionen europäischer Staatsanleihen in diesem Jahr den niedrigsten Stand seit einem Jahrzehnt erreichen werden, weil eine Flut von Anleihen aus der Zeit nach der Krise ausläuft und die Anleger vor der schwierigen Entscheidung stehen, wo sie wieder investieren wollen.
In diesem Zusammenhang weist Steffen darauf hin, dass "die Überrendite von Aktien gegenüber Bundesanleihen auf einem Allzeithoch" liegt.
Der STOXX 600 lag im Wesentlichen unverändert bei 419,54, während der {FTSE 100 um 0,2 % stieg. Schwache Inflationsdaten untermauerten die Erwartung einer Zinssenkung durch die Bank of England. Der deutsche DAX gab um 0,1% nach, während die Märkte in Spanien und Italien aufgrund der allgemeinen Schwäche der Bankaktien eine unterdurchschnittliche Performance zeigten.