von Geoffrey Smith
Investing.com - Als sich der Staub von den Wahlen zum Europäischen Parlament am Wochenende gelegt hat, wird klar, dass wer größte Gewinner ist – Griechenland.
Der Athens General Composite Index stieg am Montag um fast 6%, während die Rendite von griechischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit – ein ungefähres Barometer für das politische Risiko– auf ihr tiefstes Niveau fiel, seit das Land der Eurozone in 2002 beigetreten war.
Der ATG ist in 2019 um bislang 29% gestiegen und liegt weniger als 1% unter seinem Jahreshoch, das er im April erreicht hatte. Allerdings liegt er damit immer noch mehr als zwei Drittel unter seinem Allzeithoch, auf das er vor Ausbruch der Schuldenkrise in 2010 gestiegen war.
Der Kurssprung kam, nachdem Premierminister Alexis Tsipras von den radikalen LInken durch die mitte-rechts Partei Neue Demokratie von Kyriakos Mitsotakis eine verheerende Wahlniederlage zugefügt wurde. Tsipras beantwortete dies, indem er die nationalen Wahlen, die für Oktober angesetzt waren, auf den Juni vorverlegte. Dieser Schritt wurde von Analysten als Versuch angesehen, vier Monate der Tatenlosigkeit zu vermeiden, die zu noch schlimmeren Verlusten geführt haben könnten.
Vor einem Jahr noch warfen griechische 10-Jahresanleihen eine Rendite von 6,10% ab. Jetzt liegt diese auf nur noch 3,17%. Das sind lediglich 47 Basispunkte mehr als die Italiens, deren Rendite im gleichen Zeitraum von 2,20% auf 2,70% gestiegen ist.
Das liegt daran, dass Griechenland ein politisches Spiegelbild Italiens gewesen ist. Während Griechenland seine Revolte gegen die Budgetdisziplin der Eurozone aufgegeben hat, erklärte ihr Italien – unter der Populistenkoalition von Matteo Salvinis Lega Norte und Luigi di Maio 5-Sterne-Bewegung - den Krieg.
“Wenn wir einige Limits, wie die 3% oder die 130-140% brechen müssen, dann werden wir dies tun,” sagte Salvini im Wahlkampf unter Bezug auf Budgetregeln der Eurozone, die Defizite auf 3% des BIPs beschränken. Italiens Staatsschulden liegen schon jetzt auf 132% des BIPs, ein Niveau, dass wahrscheinlich nicht aufrechterhalten werden kann, sollten die Zinssätze im Euroraum jemals wieder steigen. Die Europäische Kommission hat jüngst vorhergesagt, dass Italiens Haushaltslücke im kommenden Jahr 3,5% erreichen werde, was Rom und Brüssel auf einen Konfrontationskurs bringt.
Es ist daher kein Zufall, dass der italienische Leitindex FTSE MIB seit Sonntag der schlechteste nationale Index in Europa ist und heute bis 10:30 MEZ 1,1% verloren hat, während der Benchmark für den gesamten Block, der Euro Stoxx 600, lediglich 0,4% tiefer stand.
Die Märkte in Großbritannien sind uneinheitlich aus dem dreitägigen Wochenende gekommen, mit dem FTSE 100 um weniger als 0,1% tiefer. Der deutsche Dax lag um 0,6% tiefer.
PS: Mit unseren Apps sind Sie immer auf dem aktuellen Stand, dass Sie einfach überall das Marktgeschehen beobachten können.
Laden Sie noch heute die kostenfreie App von Investing.com herunter und überzeugen Sie sich selbst.