Man könnte glatt meinen, dass wir uns derzeit auf einer Achterbahnfahrt befinden. In einem Monat steigen die Märkte, im nächsten fallen sie wieder. Die risikofreudigen Sektoren Telekommunikation, zyklische Konsumgüter und Immobilien führten in der vergangenen Woche den Abwärtstrend an, während einzig der Energiesektor im grünen Bereich lag. Schließlich, du ahnst es, ist der Ölpreis wieder gestiegen.
Die Verluste beschleunigten sich am Freitag, nachdem der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, auf dem jährlichen Wirtschaftssymposium in Jackson Hole signalisierte, dass die Zinsen weiter steigen werden.
Die USA steuern auf Rezession zu
Der Rest der Welt scheint sich in einer ähnlichen Lage zu befinden, allerdings mit einigen Monaten Verspätung. Dies alles basiert jedoch nur auf einer einzigen Zahl, der Wachstumsrate des BIP. Betrachtet man die einzelnen Indikatoren, so ergibt sich eher ein gemischtes Bild.
Die COVID-19-Pandemie brachte die meisten Wirtschaftsindikatoren aus dem Gleichgewicht, sodass es nicht immer hilfreich ist, die aktuellen Werte mit denen von 2020 und 2021 zu vergleichen. Ich möchte die aktuellen Werte mit denen vor der Pandemie vergleichen, um dir einen Einblick in die Unterschiede zu geben. Einige Indikatoren sehen eigentlich relativ gut aus, während andere, um es ganz offen zu sagen, schrecklich aussehen.
Einige der Indikatoren in den USA sind positiv
- Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zu 2019 gesunken, während die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft durchweg höher war als damals.
- Die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum BIP ist im Vergleich zu 2019 gestiegen, liegt aber deutlich unter dem Wert, der für den größten Teil des letzten Jahrzehnts galt.
- Die Einzelhandelsumsätze halten mit der Inflation Schritt, was in etwa dem entspricht, was sie vor 2020 getan haben. Im Vergleich zur Zeit vor COVID sind die Einzelhandelsumsätze sogar noch höher.
Diese Kennzahlen sehen nicht so gut aus
- Das BIP-Wachstum war in den letzten beiden Quartalen negativ, was bedeutet, dass sich die USA technisch in einer Rezession befinden.
- Die Hausverkäufe sind in den USA und in vielen anderen Ländern rückläufig.
- Die Inflation ist auf den höchsten Stand seit 40 Jahren gestiegen.
- Das Verbrauchervertrauen ist im Vergleich zu 2019 deutlich gesunken und sogar noch schlechter als im Jahr 2020, als die Lockdowns liefen.
Wie volatil wird jetzt der Aktienmarkt sein?
In Zeiten der Volatilität und Rezession wird die Planung der Asset Allocation, also der Aufteilung deiner Anlagen auf verschiedene Vermögenswerte (etwa Bargeld, Anleihen, Aktien), immer wichtiger. Denn bei der Umschichtung deines Portfolios musst du deine persönliche Risikobereitschaft, deinen Anlagezeitraum und deine Anlageziele im Auge behalten.
Bei einer Inflationsrate von derzeit rund 7,9 % ist das Halten von Bargeld mit Kosten verbunden, da diese Euros in einem Jahr weniger wert sein werden. Das ist der sogenannte Zeitwert des Geldes. Angesichts der Ungewissheit über das gesamtwirtschaftliche Umfeld ist es jedoch üblich, dass Anleger ihre Risikobereitschaft verlieren. Und genau das zeigt sich derzeit auch in der Abwanderung von Geldern aus dem Aktienmarkt.
Merke: Je länger dein Zeithorizont ist, desto besser kannst du kurzfristige Schwankungen verkraften. Wir Fools befürworten einen langfristigen Investmentansatz. Langfristig orientierte Anleger können auch in den sich abschwächenden Aktienmärkten große Chancen sehen. In diesem Jahr wurden bereits mehr als 7 Billionen US-Dollar Marktwert im S&P 500 vernichtet. Und das bedeutet, dass einige Qualitätsaktien jetzt viel billiger sind als im letzten Jahr.
Motley Fool Deutschland 2022