von Peter Nurse
Investing.com - Der Dollar sank im europäischen Handel am Montagmorgen ab, als die Händler nach riskanteren Währungen suchten, um von Joe Bidens Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen zu profitieren, in der Hoffnung auf mehr fiskalische Großzügigkeit und eine weiterhin lockere Geldpolitik.
Um 09:05 MEZ wurde der US-Dollar-Index, der die US-Währung gegenüber einem Korb aus sechs anderen Leitwährungen abbildet, um 0,1% tiefer zu 92,172 gehandelt und ist damit auf sein niedrigstes Niveau seit September gefallen.
Der EUR/USD stieg um 0,1% mit 1,1889 auf ein Zweimonatshoch, der USD/JPY legte um 0,2% auf 103,50 zu, während der risikoabhängige AUD/USD um 0,5% stieg und mit 0,7290 ein Siebenwochenhoch erreichte.
Der Kandidat der Demokraten, Joe Biden, gewann am Wochenende den Bundesstaat Pennsylvania und erhielt damit die 270 Stimmen im Wahlmännergremium, die erforderlich sind, um die Wahl gegen den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump zu gewinnen. Während Trump sich bisher geweigert hat, zuzugeben, ist seine verbleibende Hoffnung, das Ergebnis durch Nachzählungen und rechtliche Schritte umzukehren, gering, zieht man die historischen Präzedenzfälle zu Rate.
Die Kursbewegungen deuten darauf hin, dass „die Anleger sich auf eine Nach-Trump-Ära einstellen, in der die Fed, die Zinsen nahe Null hält, was als Dollar-negativ angesehen wird“, schrieben Analysten von ING (AS:INGA).
Analysten von Nordea verwiesen auf die Wahrscheinlichkeit hin, dass der Senat in republikanischen Händen bleibt, im Gegensatz zur sogenannten "Blauen Welle", bei der die Demokraten (die Blauen) auch das Oberhaus im Kongress gewonnen hätten.
„Im Vergleich zu einer blauen Welle sollten wir weniger fiskalische Anreize, ein geringeres Leistungsbilanzdefizit und weniger inflationäre Anreize erwarten, was bedeutet, dass die Fed noch aggressiver sein dürfte“, erläuterte Nordea.
Ansonsten stieg der GBP/USD Kurs um 0,2% auf 1,3184 und erreichte damit den höchsten Stand seit mehr als zwei Monaten. Es half, dass die Bank of England keine negativen Zinssätze einführte, aber den Umfang ihrer quantitativen Lockerung letzte Woche erhöhte.
Der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, und ihr Chefökonom Andy Haldane werden sich heute noch öffentlich äußern, wobei der Schwerpunkt weiterhin auf der Möglichkeit negativer Zinssätze liegt.
Die laufenden Brexit-Verhandlungen werden jedoch ebenfalls von großem Interesse sein, da das Fristende für die Vereinbarung eines Handelsabkommens zwischen der EU und Großbritannien am 15. November immer näher rückt. Der Stabswechsel im Weißen Haus bedeutet, dass das Brexit-Projekt seinen lautstärksten internationalen Unterstützer verloren hat.
Daneben fiel der USD/CNY um 0,6% auf 6,5718 und damit unter ein Zweijahrestief. Die Händler hoffen, dass Bidens Sieg zu wärmeren Beziehungen zwischen den USA und China führen wird, als sich die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt rasch von Covid-19 erholt.
Der USD/TRY sackte ebenfalls ab und fiel um 2,7% auf 8,2911, als die Händler auf die Entscheidung von Präsident Recep Tayyip Erdogan vom Wochenende reagierten, Gouverneur Murat Uysal zu entlassen und ihn durch den ehemaligen Finanzminister Naci Agbal zu ersetzen.
Die türkische Währung hat im Jahr 2020 gegenüber dem Dollar rund 30% verloren. Dieser Rückgang hat sich beschleunigt, seit die Zentralbank auf ihrer Sitzung im Oktober die Kreditkosten nicht erhöht hatte.