Ja, die Aktie von Wirecard (DE:WDIG) (WKN: 747206) macht in diesen Tagen erneut eine schwierige Zeit durch. Weitere Vorwürfe der bilanziellen Unregelmäßigkeiten und ein wieder erstarkendes Interesse der Shortseller führen in diesen Tagen zu Kurskapriolen. Die Achterbahnfahrt im Aktienkurs geht daher weiter, wenngleich mit gefühlt etwas weniger Dynamik.
Neben diesem Dauerläufer existiert jedoch ein weiteres Thema, bei dem der DAX-Konzern in diesen Tagen mal wieder den Turbo zündet: Beim operativen Geschäft, das der Zahlungsdienstleister mit Kooperationen oder Erweiterungen ausbaut.
Werfen wir in diesem Sinne einen Blick auf eine weitere erweiterte Partnerschaft, die der Zahlungsdienstleister zur Mitte der Woche verkünden konnte, und überprüfen wir das daraus resultierende Potenzial einmal auf Herz und Nieren.
Die Orange Bank möchte mehr Genau genommen ist es die Orange Bank, die ihre Zusammenarbeit mit dem DAX-Konzern erweitern möchte. Wie der deutsche Zahlungsdienstleister bei der Pressemitteilung unter Bezugnahme auf die Verantwortlichen bei der Orange Bank verweist, ist Wirecard bereits ein Partner der ersten Stunde und hat den Erfolg des französischen Unternehmens von der Wiege auf begleitet. Scheinbar ist es nun Zeit für den nächsten Schritt.
Innerhalb dessen wird Wirecard seinen französischen Partner dabei unterstützen, Google-Pay-Lösungen in Frankreich anzubieten und zu etablieren. Bereits 200.000 Nutzer der französischen App sollen innerhalb eines Jahres diese Funktion aktivieren, was durchaus auf ein gewaltiges Potenzial schließen lässt.
Mit einem Anteil von 17 % im französischen Markt der mobilen Zahlungen ist die Orange Bank nach Angaben der Pressemitteilung in Frankreich bereits führend, allerdings soll diese Marktstellung in den kommenden Monaten weiter ausgebaut werden, wobei Wirecard ein wichtiges Bindeglied ist.
Man freue sich daher beiderseits auf eine engere Zusammenarbeit und die Orange Bank betont dabei, auf das Know-how seines favorisierten Zahlungsdienstleisters setzen zu können. Wirecard spricht hingegen von seiner Vision, eine bargeldlose Gesellschaft weiter voranzubringen. Die Orange Bank könnte zumindest in Frankreich ein wichtiger Treiber dieser Vision sein. Sowie ein starker, milliardenschwerer Bringer von Transaktionsvolumen, der es als Unternehmenskunde definitiv in sich hat.
Ein Blick auf Frankreich und die Orange Bank Die Franzosen gelten als sehr affin im Bereich der digitalen und mobilen Zahlungslösungen. Rund 70 % der Bevölkerung unseres Nachbarlandes haben bereits einen mobilen Zugriff auf ihre Bankkonten eingerichtet, was im EU-Vergleich mit führend ist. Weitere 6,6 Millionen Franzosen bezahlen demnach mindestens einmalig pro Halbjahr mit ihrem Smartphone, was hier ebenfalls einem vergleichsweise hohen Anteil von 15,6 % entspricht. Frankreich dürfte für Wirecard daher ein definitiv wichtiger Markt werden.
Mit seinem Anteil von, wie gesagt, 17 % ist die Orange Bank dabei ein starker Name, der hier mit dem DAX-Konzern zusammenarbeitet. Global gesehen verfügt das Unternehmen per Ende des dritten Quartals über 65,3 Millionen Kunden mit mindestens einem 4G-Anschluss, was definitiv eine interessante und breite Nutzerbasis ist.
Sofern wir diese breite Basis alleine innerhalb Frankreichs mit dem Marktwachstum des digitalen Bezahlens in Verbindung setzen und der potenziellen Erweiterung von Google (NASDAQ:GOOGL) Play und anderer Bezahlfunktionen, dürfte hier unterm Strich eine Kooperation vorhanden sein, die ein gewaltiges Potenzial besitzt. Sowie eines, das sich in den kommenden Jahren noch steigern dürfte, denn immerhin möchte die Orange Bank ihre Umsätze und Transaktionsvolumina gemäß der eigenen Vision bis zum Geschäftsjahr 2025 im mobilen Bereich noch bedeutend steigern.
Die Schere, die auseinanderklafft Für mich bleibt es in diesen Tagen daher bei einem gewissen Spagat, den die Aktie von Wirecard in diesen Tagen durchmacht. Einerseits wird der Druck auf die Aktie immer größer, bedingt durch weitere kritische Berichte und das Interesse von Shortsellern.
Andererseits kann der DAX-Zahlungsdienstleister weiterhin mit starken, milliardenschweren Kooperationen auf sich aufmerksam machen, die sehr deutlich zeigen, in welche Richtung das Wachstum geht. Ob das die Richtungsfindung für Investoren erleichtert, ist natürlich eine andere Frage, bemerkenswert ist dieser Sachverhalt allerdings schon.
Vincent besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2019