Dass es an der Börse nicht immer logisch zugeht, beweist die Reaktion des breiten Marktes auf den hervorragenden Quartalsbericht des Onlinemodehändlers Zalando (DE:ZALG) (WKN: ZAL111). Kürzlich wurden nämlich die Zahlen zum dritten Quartal des Berliner E-Commerce-Akteurs veröffentlicht, die durchaus einige sehr positive Highlights ausweisen konnten. Der Markt war jedoch konträrer Überzeugung und schickte die Zalando-Aktie kurzzeitig auf Talfahrt.
So notierte die Aktie von Zalando am 30.10.2019 noch bei 41,72 EUR je Anteil (Schlusskurs) und am darauffolgenden Tag, dem Tag nach der Publikation, bei 38,85 EUR je Aktie (Schlusskurs) – das entspricht einem Minus von 6,88 %! Aus fundamentaler Sicht ist dieser Kursknick jedoch meiner Meinung nach nicht zu begründen. Zalando bleibt weiterhin auf Wachstumskurs und hat wichtige Leistungsindikatoren signifikant verbessern können.
Sehen wir uns nachfolgend gemeinsam an, was die Ergebnisse zum dritten Quartal von Zalando so zu bieten haben, und überlegen uns eine mögliche Ursache für den Kurssturz.
Zalando bleibt auf Wachstumskurs Zalando konnte seine Beliebtheit bei den Kunden nochmals bedeutend steigern – das untermalen die hervorragenden Ergebnisse in Bezug auf Seitenaufrufe und die Zahl der aktiven Kunden. Beide Kennzahlen sind außerordentlich gut gestiegen: Erstmals in der Unternehmensgeschichte verzeichnete der Onlinemodehändler über 1 Mrd. Seitenbesucher in einem Quartal (plus 37,3 % zum Vorjahresquartal). Die Zahl der aktiven Nutzer konnte auf 29,5 Mio. (plus 17,5 %) gesteigert werden.
Die Anzahl der Bestellungen stieg ebenfalls um beachtliche 25,4 % auf 34,7 Mio. Auf den Kunden umgemünzt bedeutet das eine durchschnittliche Anzahl von 4,6 Bestellungen je aktivem Kunden (plus 7,6 %). All diese Zuwächse dürften unterstreichen, dass Zalando immer mehr zu der Anlaufstelle für Modebestellungen wird. Immer mehr Kunden finden ihren Weg zu Zalando und immer mehr davon werden aktive Kunden – was definitiv als gutes Zeichen zu werten ist.
Das Bruttowarenvolumen (Gross Merchandise Volume, GMV) stieg um sehenswerte 24,6 % auf 1,9 Mrd. Euro. Der Konzernumsatz konnte im abgelaufenen Quartal auf etwas mehr als 1,5 Mrd. Euro (plus 26,7 %) gesteigert werden. Nennenswert ist zudem, dass der Umsatz nicht nur in der wichtigen DACH-Region ansehnlich gesteigert werden konnte (plus 22,9 %), sondern auch in den übrigen 14 Märkten konnte ein starkes Wachstum verzeichnet werden (plus 30,8 %).
Vor allem in Spanien und in den skandinavischen Ländern lief es sehr gut. In Tschechien, wo das Geschäft seit Beginn dieses Jahres sehr schnell wächst, soll weiter investiert werden, und auch mit Zalando Lounge wollen die Berliner im vierten Quartal in unserem Nachbarland an den Start gehen.
Wieso ist die Aktie dann unter Druck geraten? Gute Frage! Es ist auf den ersten Blick nicht klar zu erkennen, weshalb die Aktie abgestraft worden ist. Die Wachstumszahlen stimmen, die Beliebtheit von Zalando bei Kunden nimmt stetig zu und die Aussichten sehen nach wie vor gut aus.
Manch ein Großbankenanalyst mag moniert haben, dass das Wachstum der Umsätze nur deshalb so gut ausgefallen ist, weil die Wachstumsstory von Zalando im vergangenen Jahr wegen des heißen Sommers etwas unter Druck geraten ist. Das mag im Ansatz stimmen, dennoch hat sich der Umsatz seit dem dritten Quartal 2017 (994 Mio. Euro), wenn man das Wachstum annualisiert, um 26,5 % pro Jahr verbessert – was in meinen Augen weniger negativ ist.
Offenbar hat der breite Markt auch auf eine mögliche Prognoseerhöhung spekuliert und wurde enttäuscht, als diese nicht eingetreten ist. Es besteht weiterhin der Ausblick auf ein bereinigtes EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) in der oberen Hälfte der Spanne von 175 bis 225 Mio. Euro. Dieses dürfte sich vermutlich rund um die 200-Mio.-Euro-Marke einpendeln.
Foolishes Fazit Aus fundamentaler Sicht kann ich keinen Grund erkennen, weshalb der Abschlag des Marktes gerechtfertigt gewesen sein soll. In meinen Augen stimmt die Wachstumsstory von Zalando nach wie vor und ich bin bereits gespannt auf die nächsten Quartalsergebnisse. Diese beinhalten dann das normalerweise umsatzstarke Weihnachtsgeschäft inklusive Black Friday und Cyber Week.
Für Foolishe Investoren, die sich für eine Investition im E-Commerce-Bereich interessieren, könnte die Zalando-Aktie also einen Blick wert sein.
Caio Reimertshofer besitzt Aktien von Zalando. The Motley Fool empfiehlt Zalando.
Motley Fool Deutschland 2019